Impf-Gerechtigkeit
Warum Menschen weltweit die Corona-Impfung brauchen
Die Corona-Pandemie wütet auf der ganzen Welt, und die große Hoffnung liegt in den neuen Impfstoffen. Wenn aber nicht alle Menschen einen Impfschutz erhalten können, ist das nicht nur eine moralische Bankrott-Erklärung, sondern auch eine Gefahr durch noch aggressivere Virus-Varianten.
Coronavirus erfordert weltweite Impf-Gerechtigkeit
Die Covid-19-Pandemie ist ein globales Problem und kann nur global gelöst werden. Moralisch steht fest, dass alle Menschen gleichermaßen vor dem Virus geschützt werden müssen, außerdem ist es menschenrechtlich geboten. Aber auch wissenschaftlich und wirtschaftlich ist dieses Vorgehen sinnvoll. Denn sollte die Welt das neuartige Coronavirus nicht gemeinsam bekämpfen, können in vernachlässigten Regionen aggressive Mutationen entstehen, die dann wieder die ganze Menschheit bedrohen. Deshalb müssen die Menschen weltweit die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen. Die Realität aber zeigt: Große Impfprogramme haben bisher nur die reichen Länder begonnen.
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Impfstoff-Handel benachteiligt arme Länder
Ärmeren Ländern fehlt das Geld für die Beschaffung von genügend Impfstoff und die Infrastruktur für Massenimpfungen. Zudem gibt es derzeit kaum noch Impfdosen, die sie sich sichern könnten, da reichere Länder den Markt leer gekauft haben. Die unmittelbare Folge sind weitere Corona-Tote und weitere Lockdowns mit all den dramatischen sozialen und wirtschaftlichen Folgen. Gerade in afrikanischen Ländern fallen die Auswirkungen verheerend aus, da sie kaum wirtschaftliche Reserven haben. Weitere Infektionswellen und Lockdowns würden zu noch mehr Armut und Hunger führen. Hinzu kommt die Gefahr, dass aggressive Mutationen entstehen wie in Großbritannien und Südafrika.
Nur das Impfen Vieler beendet die Pandemie
Die Infektionszahlen auf der ganzen Welt müssen so schnell wie möglich sinken. Die große Hoffnung liegt dabei in den Impfstoffen, die Menschen vor einer Erkrankung schützen und dem Corona-Virus so seine Wirte zur Reproduktion entziehen. Zuerst müssen alte und kranke Menschen und das medizinische Personal geimpft werden, um das Sterbe-Risiko zu senken und die Gesundheitsversorgung aufrecht erhalten zu können. Dann können die härtesten Einschränkungen gelockert werden. Insgesamt müssen in jedem Land etwa 70 Prozent der Bevölkerung geimpft werden, um die Infektionen stark einzudämmen und die Pandemie zu beenden.
Was arme Länder brauchen
Arme Länder müssen ebenfalls schnell Impfstoffe und weitere Unterstützung für ihre Impfkampagnen erhalten. Dazu müssen die Impfstoffe zum öffentlichen Gut erklärt werden, schließlich wurden sie auch durch Milliarden Euro von der öffentlichen Hand mitfinanziert. Die Pharma-Unternehmen müssen auf den Patentschutz verzichten, zumindest zeitweise, und das produktionstechnische Wissen weitergeben an Hersteller in der ganzen Welt. Das erhöht die Produktionsmenge und senkt den Preis. Zudem sollten die reichen Länder, die deutlich mehr Impfdosen bestellt haben als sie brauchen, die überschüssigen Dosen der Weltgesundheitsorganisation spenden zur gerechten Verteilung.
Weltweite Anstrengungen für gerechtes Impfen
Südafrika und Indien haben deshalb bei der Welthandelsorganisation beantragt, den Patentschutz auf alle medizinisch notwendigen Produkte zur Eindämmung der Pandemie zeitweise auszusetzen (TRIPS Waiver). Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen gemeinsamen Technologie-Pool zur Bekämpfung von Covid-19 geschaffen, den C-TAP (Covid-19 Technology Access Pool). In den Pool fließen auf freiwilliger Basis wissenschaftliche Forschungsergebnisse, geistiges Eigentum sowie Daten und Technologien zu Covid-19 zur freien Nutzung gegen die Pandemie.
Ähnliche Ziele verfolgt das Programm für die schnelle Entwicklung und Produktion von Impfstoffen, Behandlungen und Diagnostika für Covid-19, genannt ACT-A (Access to Covid-19 Tools-Accelerator). Dahinter steht ebenfalls die WHO, diesmal zusammen mit internationalen Gesundheitsakteuren. Zu ACT-A gehört auch die Initiative Covax, die unter anderem für möglichst viele Länder die Preisverhandlungen für Impfstoff-Käufe übernehmen will, um so die Preise zu senken.
Gegen die weltweite Aufhebung des Patentschutzes gibt es bisher aber noch großen Widerstand, auch von der deutschen Regierung. Die Staaten müssen umdenken, auf ihre finanzielle Unterstützung von Pharma-Unternehmen für die Impfstoff-Entwicklung verweisen und die Pandemie-Bekämpfung als Gemeinschaftsaufgabe durchsetzen. Covax ist zudem unterfinanziert und braucht mehr Geld von wohlhabenden Staaten. Fällt der Patentschutz, braucht auch Covax weniger Geld für die nötige Menge Impfstoff, weil die Preise günstiger werden.
Was Brot für die Welt tut
Wir statten zusammen mit unseren Partnerorganisationen lokale Gesundheitseinrichtungen mit Material und Know-how aus, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. So schaffen wir auch die Grundlage für spätere Impfkampagnen. Zum Beispiel versorgen wir gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difäm) Krankenhäuser und Gesundheitsstationen in 18 afrikanischen Ländern mit Sauerstoff-Konzentratoren, Infrarot-Thermometern, Schnelltests, Handschuhen, Schutzkleidung, Masken, Desinfektionsmittel und Seife. Das medizinische Personal schulen wir zu Ansteckungswegen und vorbeugenden Maßnahmen gegen das Virus. Außerdem betreiben wir Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene. Wir setzen uns bei Bundesregierung und Unternehmen für mehr Impfgerechtigkeit ein und unterstützen die WHO und die Covax-Initiative.
Was Sie tun können
Selbst wenn in Deutschland das Voranschreiten der Impfkampagne gegen Covid-19 als schleppend beschrieben wird, machen Sie bitte sich und anderen klar, dass andere Länder gar nicht impfen können, unter anderem weil es für sie zu teuer ist. Setzen Sie sich dafür ein, den Patentschutz auf Impfstoffe und andere notwendige Medizinprodukte auszusetzen, indem Sie Petitionen unterschreiben wie diese deutsche Petition und diese europäische. Schreiben Sie Ihrer oder Ihrem Bundestagsabgeordneten, das Thema Patentschutz und die Covax-Initiative auf die Agenda zu setzen. Sie können auch an Organisationen wie Brot für die Welt spenden, die diese und andere Projekte vorantreiben, damit alle Menschen auf der Welt gegen Covid-19 geimpft werden können.
Material zum Mitnehmen

Impfstoff für alle
Brot für die Welt setzt sich dafür ein, dass alle Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden können, und zwar jetzt. Helfen Sie mit.
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