Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie sind schon jetzt gravierender als die der Finanzkrise von 2008. Doch der Vergleich zeigt: Schon vor der Corona-Krise waren viele Staaten überschuldet. Die Schuldenquote der Entwicklungsländer stieg zwischen 2011 und 2018 von 36 auf 51 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. Mittlerweile sind 124 Entwicklungs- und Schwellenländer kritisch verschuldet.
Die G20 haben zwar angesichts Corona ein Schuldenmoratorium beschlossen – die privaten Kreditgeber sind jedoch nicht Teil dieser Initiative. Sie erwarten trotz des hohen Risikos, das sie für hohe Renditen eingegangen sind, verlässlichen Profit.
Historisch niedrige Rohstoffpreise, fehlende Devisen und Geldüberweisungen aus dem Ausland, dazu eine massive Kapitalflucht insbesondere aus Schwellenländern infolge von Corona vermengen sich zu einem toxischen Cocktail für diejenigen, die sowieso schon straucheln.
Umfassender Schuldenerlass benötigt
Die Schuldenkrise trifft zudem Länder, die bereits mit anderen Herausforderungen kämpfen. Staaten, die von den Folgen der Klimakrise betroffen sind, haben einen Teil der Unterstützung durch internationale Klimafinanzierung nur in Form von Krediten erhalten: Verursacher des Klimawandels profitieren so durch den Schuldendienst der armen Länder! Ihre Spielräume für Investitionen in öffentliche Infrastruktur und für soziale Absicherung der vom Lockdown Betroffenen werden massiv eingeschränkt.
Wir brauchen einen neuen umfassenden Schuldenerlass, der mit den richtigen Maßnahmen flankiert wird. Regeln für eine verantwortliche Kreditvergabe gehören dazu ebenso wie ein umfassendes und verbindliches Staateninsolvenzverfahren. Nur dann können die besonders verletzlichen Staaten sich für zukünftige Krisen wappnen und in Gesundheitssysteme und Katastrophenvorsorge investieren. Auf keinen Fall darf internationale Unterstützung - sei es für Klimaanpassungsmaßnahmen oder zur Bewältigung von Corona - weiter als Kredit vergeben werden.