Interview

"Corona bedroht schwache Gesundheitssysteme"

Brot für die Welt setzt sich besonders für Gesundheit von Menschen in ärmeren Ländern ein. Mareike Haase ist Referentin für Internationale Gesundheitspolitik. Hier erklärt sie, welchen Risiken Länder mit schwachen Gesundheitssystemen ausgesetzt sind in Zeiten von Corona.

Von Online-Redaktion am
Vor dem Elwa Hospital in Monrovia kontrolliert ein Krankenhaus-Mitarbeiter die Temperatur eines Patienten.

Vor dem Elwa Hospital in Monrovia kontrolliert ein Krankenhaus-Mitarbeiter die Temperatur eines Patienten.

Ist man irgendwo vor Covid-19 sicher?

Nein. Das neuartige Corona-Virus kann in allen Ländern der Welt Menschen infizieren, das erleben wir aktuell. Und Menschen, die in ärmeren Regionen mit einem schlechten Gesundheitssystem leben, werden bei schweren Krankheitsverläufen schlechter versorgt werden können. Covid-19 wird dort vermutlich mehr Tote fordern. Bei einem ohnehin schon schwachen Gesundheitssystem ist die Gefahr größer, dass das ganze Gesundheits- und Gesellschaftssystem kollabiert. Schließlich haben Corona und die Reaktionen der Länder darauf wie Abschottung und Shutdown noch viel weitreichendere Folgen auf das Leben der Menschen. Wir erleben bereits in Deutschland, vor welch großen Herausforderungen wir wirtschaftlich und gesellschaftlich stehen. Länder im globalen Süden sind davon ungleich stärker betroffen, für sie sind die Folgen teilweise existenziell.

Welche Länder könnten besonders schwer von Corona getroffen werden?

Wegen des starken Flugverkehrs und der Handelsverbindungen zwischen China und Afrika ist der ganze afrikanische Kontinent einem hohen Risiko ausgesetzt. Die meisten Länder haben eher schwache Gesundheitssysteme, sie leiden unter unzureichenden Laborkapazitäten für die Diagnostik von Erkrankungen, zu wenig qualifiziertem Gesundheitspersonal und begrenzten finanziellen Mitteln. In vielen Ländern erleben unsere Partner einen Mangel an grundlegenden Materialien wie Schutzkleidung, Handschuhen oder Desinfektionsmitteln.

In ganz Afrika gab es bis vor kurzem nur eine Handvoll Labore, die in der Lage waren, Corona-Tests auszuwerten. Mittlerweile konnten viele Länder aufgerüstet werden, aber noch immer gibt es zu wenig Möglichkeiten, Covid-19 überhaupt zu diagnostizieren. Besonders Länder in Westafrika wie Sierra Leone, Liberia und Guinea, aber auch die Demokratische Republik Kongo zählen zu den Ländern mit den weltweit schwächsten Gesundheitsstrukturen. Der bisher größte Ausbruch von Ebola lag auch deshalb in dieser Region.

Corona ist eine Infektionskrankheit. Was erschwert den Kampf gegen die Ausbreitung?

Es ist besonders schwierig, Menschen vor einer Ansteckung zu schützen. In ärmeren Ländern werden Hygienepläne in Gesundheitszentren vielerorts noch unzureichend umgesetzt, und im Alltag fehlen häufig die Möglichkeiten, sich die Hände zu waschen. Hinzu kommt, dass Menschen, die unter Mangelernährung oder an Vorerkrankungen leiden, besonders anfällig sind für eine Infektion mit Covid-19. Außerdem leben viele Menschen auf engstem Raum. Sinnvolle Empfehlungen wie Abstandsregeln sind dann nur sehr schwer umzusetzen. All das begünstigt die Übertragung von Infektionskrankheiten wie Covid-19.

Gibt es Lehren aus der Ebola-Krise?

Unter dem Schock der Ebola-Epidemie 2014/15 wurden viele Maßnahmen zur Pandemie-Prävention und zur Stärkung von Gesundheitssystemen beschlossen und teilweise auch umgesetzt. Die internationale Gemeinschaft hatte dabei weitreichende Unterstützung zugesagt, die wir und unsere Partner uns manchmal tatkräftiger gewünscht hätten. Bis heute haben viele afrikanische Länder zumindest ihre Gesundheitsüberwachung stärken können. Einige Länder haben auch umfassende Pandemie-Pläne und sind zumindest theoretisch relativ gut auf eine Gesundheitskrise wie diese vorbereitet.

Eine der wichtigsten Lehren aus Ebola war die Erkenntnis, dass eine Epidemie nicht aus den Krankenhäusern heraus, sondern nur mit Hilfe der Bevölkerung bekämpft werden kann. So gab es damals groß angelegte Informationskampagnen und die Bevölkerung wurde aktiv eingebunden, Mitmenschen über die Krankheit aufzuklären und das Vertrauen in eine medizinische Behandlung zu erhöhen. Diese Erfahrungen werden hoffentlich auch im Falle des Corona-Ausbruchs genutzt.

Eine weitere Lehre ist sicher, dass eine Epidemie auch die Ernährungslage verschlechtern kann. Bei Ebola haben wir beobachtet, dass der Anbau von Lebensmitteln, die Weiterverarbeitung und der Verkauf ins Stocken gerieten, weil Regierungen für eine gewisse Zeit Märkte geschlossen und Reisemöglichkeiten eingeschränkt haben, wie heute bei Corona. Während Ebola lagen deshalb rund 40 Prozent der Anbaufläche in Westafrika brach, die Lebensmittelpreise stiegen extrem an, Mangelernährung und Hunger haben sich verstärkt. Das müssen wir im Blick behalten bei der Bekämpfung des Corona-Ausbruchs.

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