Shrinking space
Zivilgesellschaft unter Druck
Der Raum für zivilgesellschaftliches Engagement wird kleiner, sogar in Deutschland. Das spüren vor allem Flüchtlingshelfer, die im Zuge des aufkeimenden Nationalismus angefeindet werden. Doch in anderen Ländern begeben sich engagierte Menschen in Lebensgefahr.
Shrinking space – Zivilgesellschaft auf dem Rückzug
Die engagierten Mitglieder der Zivilgesellschaft bereichern öffentliche Debatten, liefern wichtige Fakten für politische Entscheidungen und kritisieren einseitige Regierungsberichte. Sie fördern Transparenz, beschränken Korruption und helfen, dass wirtschaftliche Entwicklung auch bei benachteiligten Gruppen ankommt – gerade in Ländern mit großen sozialen Unterschieden. Doch ihr Handlungsspielraum wird zusehends kleiner, shrinking space genannt, und ihr Einsatz unter repressiven Regierungen immer riskanter.
Ansprechpartnerin

Politisches Engagement immer gefährlicher
Mehr und mehr Länder erlassen Gesetze, die zivilgesellschaftliches Engagement unmöglich machen sollen. Nichtregierungsorganisationen (NGOs) wird zum Beispiel immer öfter verboten, finanzielle Förderung aus dem Ausland anzunehmen. Einige Länder führen auch aufwändige Verwaltungsprozesse ein wie die Bewilligung jeder einzelnen Aktion durch eine Regierungsbehörde, was für die Organisationen teuer ist, sie lähmt und unabhängiges Arbeiten verhindert. Diese Beschränkungen betreiben viele Regierungen systematisch, vor allem im Globalen Süden, aber zunehmend auch in Osteuropa. In den schlimmsten Fällen werden die Mitglieder von sozialen Bewegungen und NGOs bedroht, verhaftet oder sogar ermordet.
Entwicklung durch Offenheit
Wenn die Kritik verstummt, Einmischung bestraft wird und die Meinungs-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit massiv eingeschränkt ist, dann beeinflusst das die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung in dem Land negativ. Eine lebendige Demokratie, die gegen Armut und für Gerechtigkeit und Frieden kämpfen kann, braucht eine starke und eigenständige Zivilgesellschaft, die sich einmischt. Nur so ist gewährleistet, dass Arme und Benachteiligte gehört werden und Entwicklung auch bei ihnen ankommt, statt nur bei den Privilegierten. Das ist nicht nur gerecht, sondern befördert nachweislich den Fortschritt und stärkt die Menschenrechte.
Kurz erklärt: Die Zivilgesellschaft
Was Brot für die Welt tut
Wir beraten und unterstützen Organisationen, wenn Regierungen die Zusammenarbeit mit uns systematisch behindern. Wir dokumentieren die Fälle und erarbeiten vergleichende Länderstudien, um anderen Betroffenen die Probleme aufzuzeigen und ihnen Lösungsansätze zur Verfügung zu stellen. Wir organisieren Treffen mit anderen Organisationen, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Gegenstrategien zu vereinbaren. Darüber hinaus nehmen wir zusammen mit den betroffenen Organisationen Einfluss auf die nationale und die internationale Politik und verteidigen so zivilgesellschaftliche Handlungsspielräume.
Was Sie tun können
Jede Stimme ist wichtig, um fremdenfeindliche Bewegungen und undemokratische Tendenzen aufzuhalten. Die Diskriminierung von Menschen wegen ihrer Hautfarbe, Nationalität, sexueller Orientierung oder Religion begegnet uns überall, im Beruf, in der U-Bahn oder auf der Straße. Wir können etwas dagegen tun und Stellung beziehen, wenn Flüchtlingshelfer diffamiert oder andere Menschen diskriminiert werden. Überzeugte Rassisten werden ihre Meinung vielleicht nicht durch ein Gespräch ändern. Aber es ist wichtig, dass sie den Gegenwind spüren und wir uns einsetzen für die, die sich für die Rechte Benachteiligter engagieren.
Material zum Mitnehmen

Atlas der Zivilgesellschaft 2022
Weltweit können nur noch rund elf Prozent der Menschen weitgehend ungehindert ihre Meinung sagen, sich versammeln und gegen Missstände kämpfen. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Lesen Sie mehr zur aktuellen Lage der Zivilgesellschaft in unserem Report.
Download (PDF)