Entwicklungszusammenarbeit
Erfolge und Grenzen der Entwicklungszusammenarbeit

Die Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit sind enorm, was vielen Menschen gar nicht bewusst ist. Gleichzeitig ist die Wirkung der „Entwicklungshilfe“, wie man sie früher nannte, aber auch begrenzt. Doch dieser scheinbare Widerspruch ist schnell erklärt.
Paradoxe Erwartungen an die Entwicklungszusammenarbeit
Die Entwicklungszusammenarbeit wird sowohl überschätzt als auch unterschätzt. Manche Kritiker behaupten etwa, dass sie sinnlos sei, weil sie die Armut nicht abgeschafft hat. Doch sie überschätzen die Möglichkeiten der Entwicklungsarbeit und übersehen, dass die Mittel dafür gering sind. So gaben die Staaten der Welt im Jahr 2020 zwölf Mal mehr für Militär und Rüstung aus als für Entwicklungszusammenarbeit.
Andererseits gibt es deutliche Erfolge im Kampf gegen die Armut. Die Anzahl der Menschen, die in absoluter Armut leben, ist in den vergangenen 20 Jahren um über die Hälfte gesunken, aber nur 0,5 Prozent der Deutschen wissen das. 92 Prozent nehmen hingegen an, die Armut sei in den vergangenen Jahrzehnten gleich geblieben oder sogar angestiegen. Sie unterschätzen die weltweiten sozialen Fortschritte und die positiven Wirkungen der Entwicklungszusammenarbeit.

Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit
In der Entwicklungszusammenarbeit wird die Wirkung von Projekten systematisch überprüft. Dabei kommen eigene wie unabhängige Studien zu dem Ergebnis, dass der Großteil der Entwicklungsprojekte die gesetzten Ziele erreicht. Die positive Wirkung für die jeweiligen Zielgruppen in einem Projektgebiet bedeutet aber noch nicht, dass die Projekte auch auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung eines ganzen Landes ausstrahlen. In der Wirkungsforschung spricht man deshalb vom „Mikro-Makro-Paradox“.
Andererseits sieht man auch, dass deutliche Fortschritte für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen sind, wenn sich die Staaten gemeinsam auf ein Aktionsprogramm gegen Hunger und Armut verständigen, die politischen Prioritäten danach ausrichten und gezielt national wie international Mittel dafür mobilisieren. Die Zusammenarbeit der Staaten bei den Millenniums-Zielen und den nachhaltigen Entwicklungszielen sind ermutigende Beispiele für eine solche Breitenwirkung. Allerdings stellt die Corona-Pandemie die Entwicklungszusammenarbeit vor neue, große Herausforderungen: Infolge der Pandemie droht die extreme Armut erstmals seit 20 Jahren wieder zu steigen.
Gemeinsam für eine nachhaltige Entwicklung
Die nachhaltigen Entwicklungsziele der Agenda 2030 sind nicht nur für die Entwicklungspolitik von Bedeutung. Sie gelten für alle Länder und müssen auch hier bei uns umgesetzt werden. Das heißt, dass in Deutschland alle Ressorts und Politikfelder einen Beitrag zur Umsetzung der SDGs leisten müssen – auch, aber nicht nur, die Entwicklungspolitik.
Alle Politikfelder tragen Verantwortung für die Verbesserung menschlicher Lebensverhältnisse und für die kooperative Lösung globaler Herausforderungen. Die Entwicklungszusammenarbeit von Staat und Kirche ist ein wichtiger Motor solcher Veränderungsprozesse und Ausdruck unserer internationalen Verpflichtung zur Solidarität. Aber ihre Wirksamkeit hängt auch davon ab, inwieweit die Gesamtpolitik eines Landes und der Staatengemeinschaft kohärent und damit entwicklungsförderlich ausgerichtet ist.
Was Brot für die Welt tut
Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht die Förderung von Projekten in den Ländern des Südens. Dabei arbeiten wir eng mit lokalen, oft kirchlichen Partnerorganisationen zusammen. Brot für die Welt ist dabei in über 90 Ländern aktiv.
Um aus unseren Erfahrungen zu lernen, führen wir regelmäßig Evaluationen durch. Wir lassen jedes Jahr mehr als 100 unserer Projekte von externen Gutachtern evaluieren. So verbessern wir die Wirksamkeit unserer Arbeit und können unseren Unterstützern jederzeit Rechenschaft geben. Die Wirksamkeit unserer Projekte zu überprüfen ist schon lange Teil unserer Qualitätssicherung. So bauen wir die positiven Wirkungen beständig aus und halten mögliche negative Wirkungen im Blick. Zusätzlich beteiligen wir uns an der Plattform CPDE, die sich auf internationaler Ebene für eine bessere Wirksamkeit der staatlichen und nicht-staatlichen Entwicklungszusammenarbeit einsetzt.
Eine Wirkungsdokumentation in den Bereichen ländliche Entwicklung, Frauenförderung und Inlandsarbeit bestätigt zum Beispiel, dass wir mit unseren Partnern dazu beigetragen haben die Lebenssituation von Millionen Menschen zu verbessern. Eine wichtige Voraussetzung für nachhaltige Wirkung liegt in der Strategie des „Empowerment“: Partnerorganisationen und Zielgruppen werden ermutigt und befähigt, ihre Probleme selbst zu lösen und ihre Rechte zu vertreten. Wir führen deshalb keine eigenen Projekte vor Ort durch, sondern unterstützen Partnerorganisationen bei deren Aktivitäten. Mit nachgewiesenem Erfolg.
Was Sie tun können
Sprechen Sie mit Personen in Ihrem persönlichen Umfeld über die Bedeutung der Entwicklungszusammenarbeit und wie sie die Lebenssituation von Millionen Menschen verbessert. Engagieren Sie sich in Ihrer Gemeinde, in Vereinen oder bei uns für entwicklungspolitische Anliegen. Sprechen Sie Ihre Wahlkreisabgeordneten auf das Thema Entwicklungspolitik an und unterstützten Sie unsere Forderung, dass Deutschland mindestens 0,7 Prozent seines Bruttonationaleinkommens für Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung stellt. Spenden an Organisationen wie Brot für die Welt sind ebenfalls ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen Armut und für Gerechtigkeit auf der ganzen Welt.
Material zum Mitnehmen

Heft 05: "Zusammenarbeit trägt Früchte"
Die Flüchtlingsbewegungen der letzten Jahre haben die Debatte über ein Funktionieren der Entwicklungszusammenarbeit neu entfacht. Dieses Schwerpunkt-Heft informiert über Grenzen und Wirksamkeit dieses zutiefst sozialen Ansatzes.
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