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Wie die WHO arme Länder bei Corona unterstützt

Mareike Haase ist Referentin für Internationale Gesundheitspolitik. Hier erklärt sie, wie sie das Vorgehen der WHO in dieser Krise einschätzt.

Von Dorit Kristine Arndt am
Portrait von Mareike Haase, Referentin für Internationale Gesundheitspolitik

Mareike Haase, Referentin für Internationale Gesundheitspolitik

Wie verhält sich die WHO im Angesicht der Pandemie?

Ich denke, dass nach jetziger Bewertung die WHO einen guten Job macht. Sie konzentriert ihre Kraft auf Corona und unterstützt alle Länder dabei, wichtige Maßnahmen einzuleiten. Am 30. Januar 2020 rief die WHO in Anbetracht der weltweit massiv steigenden Infektionszahlen die internationale Gesundheitsnotlage aus. Dadurch gab es eine gemeinsame Grundlage, um als Weltgemeinschaft an einem Strang zu ziehen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Dabei geht es insbesondere um die global unterstütze Nachverfolgung beziehungsweise die Unterbrechung von Infektionsketten. Außerdem geht es um die Versorgung betroffener Patientinnen und Patienten und um die Erforschung des Virus im Hinblick auf ein Therapeutikum und die Suche nach einem Impfstoff. Nachdem nun mehr und mehr ärmere Länder der Welt von Corona betroffen sind, lenkt die WHO zudem den Blick auf diese und die besonderen Herausforderungen in schwachen Gesundheitssystemen.

Wird die WHO ihrer Rolle als weltweite Gesundheitsorganisation gerecht?

Das Kernmandat der WHO ist es, global gültige Normen und Standards zu setzen und koordinierend tätig zu sein – sowohl in Gesundheitskrisen als auch allgemein in der weltweiten Gesundheitsförderung. Diesen Job macht die WHO aus unserer Sicht gut. Im Internet bietet die WHO Website umfassende Informationen und Richtlinien. Bei der Erstellung dieser, bindet sie aktiv zivilgesellschaftliche Organisationen ein – auch Brot für die Welt war an der Erstellung von Materialien speziell für kirchliche Gesundheitsakteure in ärmeren Ländern beteiligt. Außerdem liefert sie kostenfreie online-Kurse zu Infektionskontrolle, Hygiene und andere wichtige Präventionsthemen an. Fake News und Verschwörungstheorien, die grade aktuell bei Corona über Soziale Medien und andere Kanäle gestreut werden, tritt die WHO entschieden entgegen. Zum Beispiel wurde veranlasst, dass in Suchmaschinen die Meldungen der WHO an erster Stelle angezeigt werden. Nur so kann es verlässliche Informationen geben, die konzertiertes Handeln möglich machen.

Was macht die WHO, um Länder mit schwachem Gesundheitssystem zu unterstützen?

Insgesamt geht die WHO AFRO, also die in Afrika ansässige Regionalabteilung der WHO, davon aus, dass keines der Länder für einen Ausbruch von Corona wie er gerade in Europa geschieht, gewappnet wäre. Deshalb werden die afrikanischen Länder auf allen Ebenen gestärkt, zum Beispiel im Bereich der Diagnostikkapazitäten. Vor kurzem gab es nur zwei Stellen in ganz Afrika, die überhaupt Tests auf Covid-19 auswerten konnten, mittlerweile wurden in 44 von 55 afrikanischen Ländern Laborkapazitäten zur Auswertung von Corona-Tests nachgerüstet, noch nicht genügend, aber immerhin. Weiterhin geht es natürlich darum, die Länder mit ausreichend Schutzkleidung zu versorgen – ein schwieriges Unterfangen, da diese weltweit Mangelware sind und einige Länder in Anbetracht der nationalen Situation Ausfuhrstopps angeordnet haben. In stark betroffenen Ländern, wie dem Iran und auch Italien sind sogar Teams der WHO direkt vor Ort und beraten die lokalen Gesundheitsbehörden bei ihrem Einsatz gegen die Pandemie.

Ist die WHO gut genug ausgestattet für solch große Aufgaben?

Wie andere Organisationen des UN-Entwicklungsprogramms, ist auch die WHO seit vielen Jahren in einer äußerst prekären Finanzsituation. Das ohnehin relativ geringe Budget, für die Vielzahl an Aufgaben, die sie übernimmt, ist heute nur noch zu etwa 20 Prozent durch feste Beiträge der Mitgliedsstaaten gedeckt, etwa 80 Prozent stammen von freiwilligen, nicht planbaren Mitteln durch Staaten oder private Geber. Um ihr Budget sicherzustellen, ist die WHO mehr und mehr auf nicht-staatliche Geber angewiesen, wie private Stiftungen und Unternehmen, die die Mittel aber nicht ohne Bedingungen vergeben.

Die WHO ist zunehmend in ihrem Handeln eingeschränkt. Das zeigt sich auch konkret im Bereich der Gesundheitskrisen. Nach der Ebola-Epidemie 2014/2015 in Westafrika wurde die WHO stark kritisiert, weil sie viel zu langsam reagiert habe. Es wurde daraufhin ein Pandemien-Fonds (CFE) eingerichtet, so dass die Weltgemeinschaft bei einer nächsten Gesundheitskrise nie mehr ohne die ausreichenden Mittel dastünde. Der CFE stellt im Fall von Seuchenausbrüchen, die ja in ärmeren Ländern immer wieder aufkommen, Gelder zur Bekämpfung zur Verfügung. Leider wurde bis heute nicht das angestrebte finanzielle Ziel von 100 Millionen Dollar erreicht – nach der Ebola-Epidemie hat das Interesse der WHO Mitgliedsstaaten wieder relativ schnell abgenommen.

Weil der CFE nicht ausreichend aufgefüllt wurde, aber natürlich auch, weil die Corona Pandemie ein nie dagewesenen Ausmaß angenommen hat und enorme Mittel gebraucht werden, hat die WHO nun gemeinsam mit privaten Stiftungen einen speziellen „Corona Fund“ eingerichtet. Dafür werden derzeit 675 Millionen Dollar von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen gesammelt, so dass die WHO überhaupt handlungsfähig bleibt. Wesentliche Spender sind hier unter anderem internationale Fußballvereine. Bisher kam jedoch nicht mal die Hälfte der Mittel zusammen. Es ist schon skurril, dass die globale Gesundheitsbehörde der der Vereinen Nationen diese Wege gehen muss um handlungsfähig zu bleiben.

Gibt es auch Kritik am Vorgehen der WHO?

Insgesamt befinden wir uns derzeit inmitten der Pandemie, und es ist nicht möglich zum jetzigen Zeitpunkt eine tatsächliche Bewertung der WHO-Reaktion zu treffen. Im Nachgang wird das aber geschehen, gerade nachdem in der Vergangenheit, insbesondere während des Ebola-Ausbruchs, die zu langsame Reaktion der WHO kritisiert wurde. Und ja, es gibt natürlich immer unterschiedliche Lesarten der WHO Maßnahmen und auch viel Kritik inmitten des WHO Einsatzes. So gab es zwischenzeitlich Kritik daran, dass die WHO nicht entschlossen genug medizinische Maßnahmen wie Diagnose oder Isolation von infizierten Menschen eingefordert habe. Auch bei nicht-medizinischen Maßnahmen wie Reiserestriktionen oder der Schließung von Schulen habe die WHO mehr Entschlossenheit von den Mitgliedsstaaten einfordern sollen.

Andere wiederum kritisieren, dass insbesondere die Schließung von Grenzen massive negative Wirkungen auf Wirtschaft und Handel haben werden. Manche sagen, Quarantänemaßnahmen wie in China seien absolut unverhältnismäßig gewesen und haben gegen grundlegende Menschenrechte verstoßen. Gleichzeitig bewertete die WHO das strikte Handeln Chinas als positiv um die Krise einzudämmen.

Dafür wird sie aktuell natürlich insbesondere von den USA kritisiert, die ohnehin mit China in angespannter Lage sind. So hat die Trump Administration die WHO als Hauptschuldigen für den dramatischen Verlauf der Pandemie in den USA ausgemacht und gerade gedroht, die Beitragszahlungen an die WHO auszusetzen. Dieses Verhalten gegenüber Institutionen der UN beobachten wir schon länger und wir wissen, wie schwierig sie sind, da die UN insgesamt auch die WHO von den Zahlungen des größten Beitragszahlers USA stark abhängig sind. Die USA blockiert dadurch ein starkes agieren der WHO. Zum Glück sehen wir in der deutschen Bundesregierung insgesamt eine sehr unterstützende Haltung für das UN Entwicklungssystem und die WHO. Der Entwicklungsminister Müller forderte grade wiederholt ein, dass ein globaler Krisenstab auf UN Ebene eingesetzt werden solle und dass die WHO die notwendigen Geldmittel erhalten müsse. Wir hoffen, dass diese unterstützende Haltung auch nach der Corona-Pandemie sichtbar sein wird.

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