Grüne Gentechnik
Was der Agro-Industrie nützt, schadet den Menschen

Gentechnik soll die Landwirtschaft produktiver machen, doch das Versprechen erfüllt sie nicht. Stattdessen macht die Agro-Industrie Bauern von sich abhängig und ignoriert die Risiken für Mensch und Umwelt. Wer in Zukunft acht Milliarden Menschen ernähren will, muss in bessere Techniken investieren.
Grüne Gentechnik ist umstritten und gefährlich
Vier von fünf Bundesbürgern lehnen Gentechnik im Essen ab. Die sogenannte grüne Gentechnik oder Agro-Gentechnik bringt in ihren Augen mehr Schaden als Nutzen. Denn anders als die rote Gentechnik in der Medizin, die sich auf die Herstellung von Impfstoffe oder Insulin bezieht, oder die weiße Gentechnik, die etwa Enzyme oder Bakterien im Labor herstellt, manipuliert und verändert die Agro-Gentechnik gezielt das Erbgut von Pflanzen und Tieren.
Das Ziel: Solche gentechnisch veränderten Organismen – kurz GVO – sollen auf dem Feld oder im Stall bestimmte Eigenschaften haben. Pflanzen sollen etwa resistent gegen bestimmte Schädlinge, Herbizide, Dürre oder Kälte sein, und Tiere schneller wachsen. Eine transgene Super-Pflanze könnte beispielsweise ein eigenes Insektizid produzieren, damit sie nicht mehr von Schädlingen befallen wird. Sie könnte mehr Vitamin A enthalten oder auf Böden mit weniger Wasser oder mehr Salz gedeihen. Was erst mal gut klingt, ist ethisch doppelt umstritten: wegen des Verfahrens selbst und wegen des nicht einzuschätzenden Risikos, neue oder sogar artfremde Eigenschaften in eine Pflanze oder ein Tier einzubauen und deren DNA zu verändern. Kritik entzündet sich auch daran, dass dieses Verfahren in den Händen bestimmter Konzerne liegt.
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Unerwünschte Nebeneffekte und Wechselwirkungen
Bei der grünen Gentechnik schleust der Mensch einzelne Gene in das Erbgut von Pflanzen und Tieren ein. Über Verfahren wie CRISPR will er schneller und leichter als bei der herkömmlichen Züchtung, die auf Kreuzung und danach Auslese setzt, zu Ergebnissen kommen und zudem auch Artgrenzen sowie Kreuzungshindernisse wie Unfruchtbarkeit überwinden. Brot für die Welt findet, dass damit Grenzen überschritten werden, die nicht überschritten werden sollten. Es entstehen komplett neue Organismen mit einer veränderten DNA–Struktur. Die wird auch vererbt, ist also unumkehrbar. Neben- und Wechselwirkungen mit anderen Pflanzen und Lebewesen – Tieren und Menschen, die diese Pflanzen essen – sind oftmals völlig unklar. Beispiel GVO-Mais: Das Gift, das er nach dem Gentransfer produziert, tötet nicht nur das schädliche Insekt wie den Maiszünsler, sondern auch nützliche Insekten.
Hinzu kommt, dass nur einige wenige Agro-Konzerne diese GVO-Saaten zur Verfügung stellen und sich dieses Monopol über Patente teuer bezahlen lassen. Ein Milliardengeschäft. Kleinbauernfamilien, die dieses Saatgut verwenden, dürfen auf diesem Stück Land keine eigenen Körnchen mehr in den Boden setzen. Sie müssen dort dann auch Spritzmittel und Dünger von mächtigen Multis wie Bayer-Monsanto oder BASF kaufen. Viele Landwirte verschulden sich, weil sie Jahr um Jahr das teure Gentech-Saatgut kaufen müssen. Andere werden von den Konzernen verklagt, wenn sich auf ihren Feldern GVO-Saaten finden – auch wenn es der Wind war, der sie aufs Feld trug.
Gesunde Vielfalt statt Monokulturen
Fast acht Milliarden Menschen sind 2050 zu ernähren – eine immense Herausforderung, auch wegen der Folgen der Klimakrise auf Böden oder Niederschläge. Doch Gentechnik und GVO bringen nicht automatisch mehr Ertrag. Das zeigen die zurückliegenden Jahre, das hat auch der Weltagrarrat belegt.
Um Pflanzen resistenter gegen Dürre oder Versalzung zu machen und um Menschen satt zu machen und gesünder zu ernähren, braucht es die grüne Gentechnik nicht. Zu groß sind die Risiken, Abhängigkeiten und auch Fehlschläge: Viele Insekten und Schädlinge haben bereits Resistenzen gegen GVO-Eigenschaften entwickelt. Vielmehr sollten Kleinbauernfamilien, um den Ertrag auch in vom Klimawandel betroffenen Regionen zu erhöhen, ihr eigenes, an Boden und Klima angepasstes Saatgut einsetzen und auf Fruchtfolgen, Pflanzenvielfalt und Mischkulturen achten.
Was Brot für die Welt tut
Wir unterstützen Partnerorganisationen auf der ganzen Welt dabei, die Erträge über agrarökologische Anbaupraktiken zu erhöhen. Wir bilden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der klassischen Züchtung aus und zeigen ihnen, wie sie Saatgutbanken schaffen können, um Saatgut auch zu tauschen.
Darüber hinaus setzen wir uns durch nationale und internationale Lobbyarbeit dafür ein, dass GVO reguliert wird, der Saatgutmarkt nicht in der Hand weniger mächtiger Konzerne liegt und dass Pflanzen und Tiere in der EU niemals patentiert werden. Wir fordern, dass Forschungsgelder zur Pflanzenzüchtung nicht mehr fast ausschließlich in Projekte der Gentechnik fließen. Und wir setzen uns dafür ein, dass die traditionelle und agrarökologische Pflanzenzucht essenzieller Teil der praktischen landwirtschaftlichen und universitären Ausbildung wird.
Was Sie tun können
Achten Sie darauf, Lebensmittel ohne Gentechnik zu kaufen. Dabei hilft Ihnen das freiwillige Siegel „Ohne Gentechnik“. Damit gekennzeichnete Fleischwaren oder Milch stammen von Tieren, die kein gentechnisch verändertes Futter im Trog hatten. Und wer auf Nummer sicher gehen will, kauft bio: Im ökologischen Landbau ist Gentechnik tabu. Außerdem können Sie natürlich für Brot für die Welt spenden und so unsere Projekte etwa in Südamerika unterstützen, wo viele unserer Partner für eine Landwirtschaft ohne Gentechnik kämpfen.
Material zum Mitnehmen

Welternährung ohne Gentechnik
Um den Hunger zu überwinden und die Welternährung nachhaltig zu sichern, muss die Produktion gesteigert werden. Aber Gentechnik hat bisher nicht die Erträge erhöht, sondern nur die Menge versprühter Ackergifte, was die Landbevölkerung nachweislich krank gemacht hat.
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