Interview

„Lasst sie nicht verhungern“

In einem parteiübergreifenden Appell rufen die ehemaligen Vorsitzenden des Entwicklungsausschusses des Deutschen Bundestages und der amtierende Vorsitzende die Bundesregierung auf, sich vor dem Hunger auf der Welt nicht zu verstecken. Einer davon ist Thilo Hoppe, entwicklungspolitischer Beauftragter von Brot für die Welt. Hier erklärt er, warum er sich gerade große Sorgen macht.

Von Kai Schächtele am
Thilo Hoppe, Brot für die Welt

Thilo Hoppe ist entwicklungspolitischer Beauftragter von Brot für die Welt.

Herr Hoppe, mit Ihrem Appell #lasst-sie-nicht-verhungern fordern Sie die Bundesregierung auf, sich im Kampf gegen den Hunger mehr zu engagieren. Was wollen Sie konkret erreichen?

Uns besorgt sehr, dass die Bundesregierung plant, die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre signifikant zu kürzen. Dabei müsste jetzt genau das Gegenteil geschehen: Die Zahl der Hungernden ist dramatisch gestiegen. Deshalb wäre ein Aufwuchs der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe dringend nötig. Wir plädieren dafür, dass die geplanten Kürzungen nicht realisiert werden und stattdessen im Bundeshaushalt 2023 mindestens 2,7 Mrd. Euro mehr für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe zur Verfügung gestellt werden als in diesem Jahr. Damit können ganz konkret Menschenleben vor dem Hungertod gerettet werden.

Aber in den vergangenen Wochen hat sich die Lage in der Ukraine doch beruhigt, zumindest was die Weizenlieferungen angeht. Entspannt sich damit nicht auch die weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln?

Ja, die Getreidepreise sind zurückgegangen. Sie sind aber immer noch sehr volatil. Eine Entspannung der weltweiten Versorgungslage ist noch nicht zu erkennen. Denn die Verknappung der Getreidemengen durch den Krieg Russlands gegen die Ukraine war und ist nur ein Grund für die Eskalation des Hungerproblems. Skrupellose Spekulation führt zu enormen Preisschwankungen. Und Preissenkungen an den Börsen kommen oft nicht bei den Endverbrauchern an. Viele Länder im Globalen Süden sind von einer schlimmen Dürre betroffen. Das sind direkte Folgen des Klimawandels. Besonders prekär ist die Lage zurzeit in Somalia - aber auch in mehreren anderen Ländern Afrikas, in Pakistan aufgrund der Flutkatastrophe, in Afghanistan und im Jemen. Überall ist die Nothilfe noch unterfinanziert. Noch immer sind viele Hilfsorganisationen gezwungen, in den Notaufnahmelagern die eh schon kargen Essensrationen zu kürzen. Die Not ist immens. Und darauf muss die Bundesregierung reagieren.

Wir stehen vor einem Winter, der mit erhöhter Inflation und Energiepreisen, die sich viele Menschen am unteren Ende der Einkommensklassen nicht mehr werden leisten können, den sozialen Zusammenhalt bis aufs Äußerste strapazieren wird. Was erwidern Sie jenen, die nun sagen, dass sich die Bundesregierung erst einmal um die drängenden Probleme hier kümmern muss?

Das macht die Bundesregierung ja. Ein weiteres Entlastungspaket ist auf dem Weg. Aber es darf nicht sein, dass in dem Konflikt zwischen Einhaltung der Schuldenbremse auf der einen und größeren Entlastungspaketen für die Menschen in Deutschland diejenigen übersehen werden, die rein gar nichts zu den multiplen Krisen beigetragen haben, aber jetzt am stärksten darunter leiden - ja, die sogar vom Hungertod bedroht sind. Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit der Bevölkerung das auch so sieht: Die Ärmsten der Armen dürfen jetzt nicht in Stich gelassen werden - egal wo sie leben!

Mit welchen Gedanken gehen Sie aus dem bald endenden Sommer?

Mit Sorgen. Ich hoffe sehr, dass unser parteiübergreifender Appell Wirkung erzielt und dazu beiträgt, dass zumindest die Kürzungen zurückgenommen werden. Ich vertraue auf den Bundestag, denn der hat ja das letzte Wort in Sachen Bundeshaushalt. Am besten wäre es natürlich, wenn es auch den dringend notwendigen Aufwuchs der Mittel für den Kampf gegen den Hunger geben würde.

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