Gleichberechtigung als Weg aus Hunger und Armut
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Jede dritte Frau weltweit erlebt in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt. Die Täter sind oft ihre Partner oder ehemaligen Partner. In einigen Regionen der Welt sind bis zu sieben von zehn Frauen von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen.
Schläge, Vergewaltigung, Hetze im Netz – Gewalt gegen Frauen und Mädchen hat viele Formen. Auch die Androhung von Gewalt zählt dazu. Gemeinsam ist bei diesen Formen der Gewalt, dass sie Frauen körperlich, psychisch oder wirtschaftlich leiden lässt. Sie ist eine extreme Menschenrechtsverletzung, verhindert die Autonomie und gesellschaftliche Teilhabe von Frauen.
Gewalt gegen Frauen ist Ausdruck fest verankerter struktureller Benachteiligung und den daraus entstandenen Geschlechternormen und -stereotypen. Männer wählen Gewalt als Mittel, um Kontrolle über Frauen und Mädchen auszuüben. Zwangs- oder Frühverheiratung, Genitalverstümmelung und Vernachlässigung aufgrund des Geschlechts nehmen unzähligen Mädchen und Frauen ihr Recht auf Selbstbestimmung und ihre Unabhängigkeit. In Kriegs- und Konfliktsituationen wird sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen oft als Kriegswaffe eingesetzt, manchmal auch gegen Männer. Ziel ist die Zerstörung von Gemeinschaft. Das hinterlässt schwere Traumata bei den Betroffenen, die sich von Generation zu Generation übertragen.
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„Gewalt untergräbt die Autonomie von Frauen und verhindert ihre gesellschaftliche Teilhabe.“
Farina Hoffmann
Gender-Referentin bei Brot für die Welt
Geschlechtsspezifische Gewalt hat gravierende Folgen für die Gesundheit der Frauen. Laut Weltgesundheitsorganisation ist sie eines der größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Mädchen. Abtreibungen, Genitalverstümmelungen, Säure-Attacken oder Tests über Jungfräulichkeit zerstören die physische, psychische, sexuelle und reproduktive Gesundheit von Mädchen und Frauen. Teenager-Schwangerschaften sind ebenfalls eine Gefahr für die Gesundheit. Für 15- bis 19-Jährige sind Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt weltweit die zweithäufigste Todesursache.
Jede dritte Frau auf der Welt, das sind etwa 852 Millionen Frauen, erfährt in ihrem Leben laut Weltgesundheitsorganisation Gewalt. Besonders betroffen sind Frauen in ärmeren Ländern. Bis zu 50 Prozent aller Frauen in Ländern wie Afghanistan, Bangladesch und der Demokratischen Republik Kongo berichten von geschlechtsspezifischen Gewalttaten.
2019 waren weltweit rund 243 Millionen Frauen und Mädchen zwischen 15 und 49 Jahren häuslicher Gewalt ausgesetzt. Emotionaler Stress und Frustration aufgrund existentieller Sorgen finden häufig ein Ventil in häuslicher Gewalt, die durch beengte Wohnverhältnisse der Menschen zusätzlich befördert wird. In Deutschland waren 2020 laut Bundeskriminalamt mehr als 148.000 Frauen von Gewalt betroffen, eine Zunahme von 4,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Statistisch betrachtet starb hier alle zweieinhalb Tage eine Frau durch die Tat ihres Partners oder ehemaligen Partners. Weltweit wurden jeden Tag 82 Frauen von ihren Partnern oder ehemaligen Partnern ermordet.
Auch im digitalen Raum nimmt die Gewalt gegen Frauen zu: Eine Befragung von 14.000 Mädchen und Frauen aus dem Jahr 2020 zeigt, dass 58 Prozent von ihnen in sozialen Medien bereits beschimpft, bedroht, sexuell belästigt oder gedemütigt wurden. In Deutschland sind es sogar 71 Prozent. Das hat Folgen: Aus Angst, dass beispielsweise persönliche Daten wie die Wohnadresse oder der Arbeitgeber veröffentlicht werden, ziehen sich viele Betroffene aus öffentlichen Debatten zurück. Politikerinnen, Journalistinnen sowie Aktivistinnen sind dem Hass im Netz besonders ausgesetzt.
Sexualisierte und geschlechtsspezifische Gewalt ist Ausdruck ungleicher Machtverhältnisse zugunsten von Männern und Jungen. Das Ergebnis ist Geschlechterungerechtigkeit. Das wird in vielen Ländern der Welt mittlerweile zum Thema gemacht und durch Gesetze und Gleichstellungspolitik mit einigem Erfolg bekämpft. So verabschiedete beispielsweise der Europarat 2011 die sogenannte Istanbul-Konvention, die alle 45 Unterzeichnerstaaten zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen verpflichtet.
Auch die Zivilgesellschaft leistet beim Kampf gegen Gewalt gegen Frauen einen wichtigen Beitrag. Dazu zählt die unermüdliche Arbeit zahlreicher Partnerorganisationen von Brot für die Welt. Wir setzen uns für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein und fördern Projekte, die mit Aufklärung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen vorbeugen und Betroffenen mit Notfallnummern und Frauenhäusern helfen. Außerdem setzen wir uns weltweit im politischen Dialog für ein Ende der Gewalt gegen Frauen ein. Eine unserer Partnerorganisationen ist die Frauenorganisation Centro Juana Azurduy (CJA) in Bolivien.
Auch Sie können dazu beitragen, dass sich die Situation für Frauen verbessert. Thematisieren Sie Gewalt gegen Frauen, wenn Sie diese in ihrem Alltag erleben – in ihrem privaten oder beruflichen Umfeld oder beispielsweise im Internet. Mit der Kampagne „Thursdays in Black“ will der Ökumenische Rat der Kirchen jeden Donnerstag auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen. Dazu können Sie donnerstags schwarze Kleidung und einen Anstecker tragen. Zudem ist am 25. November der Internationale Tag der Gewalt gegen Frauen, dem sich 16 Aktionstage für ein Ende der Gewalt gegen Frauen anschließen. Nutzen Sie diesen Tag als Anlass, um auf das Thema aufmerksam zu machen – mit einem Artikel im Gemeindebrief, einer Aktion im Gottesdienst oder Nachrichten in Ihren Social Media-Kanälen. Und unterstützen Sie Brot für die Welt. Mit Ihrer Spende helfen Sie, dass wir uns für Mädchen und Frauen einsetzen können, die von sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind.
FAQ – Fragen und Antworten zu Gewalt gegen Frauen
Zur Gewalt gegen Frauen gehören körperliche oder physische Gewalt, seelische oder psychische Gewalt und sexualisierte Gewalt. Das sind konkret körperliche Gewalt in Form von z. B. Schlägen, Schubsen, ungefragtes und nicht einvernehmliches Anfassen bis hin zum Totschlag oder Mord, Hetze im Internet, die Androhung von Gewalt, Vergewaltigungen oder auch die Abtreibung, weil es ein Mädchen werden wird. Häufig spricht man auch von geschlechtsbasierter Gewalt. Das bedeutet, dass neben Frauen auch trans, inter und nicht-binäre Menschen aufgrund ihres Geschlechts Gewalt erfahren.
In Deutschland berichtet etwa jede vierte Frau davon, bereits körperliche oder sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. Jeden zweiten Tag wird eine Frauen von ihrem (Ex-)Partner ermordet, jeden dritten Tag wird eine trans*Person in Brasilien ermordet. Jede Stunde erleben 14 Frauen Partnerschaftsgewalt. In Europa und weltweit ist schätzungsweise jede dritte Frau von diesen Formen der Gewalt betroffen. Mexiko hat eine der höchsten Raten weltweit und verzeichnet 11 Femizide, Morde von Frauen, jeden Tag.
Geschlechtergerechtigkeit ist der Schlüssel für ein Ende der Gewalt gegen Frauen und Mädchen bzw. der geschlechtsbasierten Gewalt. Dieses Ziel müssen vor allem staatliche Institutionen verfolgen, allerdings können auch zivilgesellschaftliche Organisationen und Privatpersonen in ihrem alltäglichen Leben einen Beitrag leisten. Der Staat muss Arbeit zu geschlechtsbasierter Gewalt vollumfänglich und langfristig fördern, solche Anzeigen konsequent verfolgen und Täter angemessen bestrafen, gleichzeitig aber in der Breite auf einen Bewusstseinswandel hinwirken, sodass niemand mehr zum Täter wird. Zivilgesellschaftliche Organisationen können mit staatlicher Förderung Hilfe anbieten für Opfer. Nachweislich erfolgreiche Hilfsmaßnahmen sind Beratungsangebote, Notfallnummern, die rund um die Uhr erreichbar sind, und Frauenhäuser. Einzelpersonen können Haltung zeigen in Gesprächen mit Familie, Freund*innen und Nachbar*innen, betroffenen Personen Hilfe anbieten und Täter*innen anzeigen.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.
100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.
148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.
148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.