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Kirche braucht Feminismus

In der ersten Septemberwoche fand in Karlsruhe die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen statt. An dessen Rande traf sich das internationale Netzwerk feministischer Theologinnen „Faith and Feminism Collective“ erstmals in Präsenz. Unter dem Titel „Faith, Feminism and Freedom“ begegneten sich Delegierte und andere menschenrechtsengagierte Theologinnen aus über zehn Ländern.

Von Tina Kleiber am
Feminismus Kirchen Theologinnen

Begegnung am Infostand von Brot für die Welt

Das Faith and Feminism Collective ist im Februar 2020 aus dem Brot für die Welt-Workshop ‘Shrinking Space und Gender’ entstanden, das sich dem schwindenden zivilgesellschaftlichen Raum und den weltweiten Rückschritten in puncto Frauen- und Genderrechten widmete. Dort setzte sich eine kleine Gruppe von Frauen das Ziel, diesen wichtigen Raum zurückzugewinnen und vor allem denjenigen Stimmen mehr Gehör zu verschaffen, die sich fundamentalistischen Kräften entgegenstellen.

Begegnung mit Delegierten

Endlich war - nach vielen digitalen Verabredungen – eine wirkliche Begegnung in Präsenz möglich! Eingeladen waren Vertreterinnen aus Partnerorganisationen von Brot für die Welt aus vier Kontinenten. Durch die simultane englisch-spanische Übersetzung konnten sie sich erstmals ohne Einschränkungen ihre jeweilige Arbeit und Netzwerke vorstellen und gemeinsame Perspektiven und Projekte zu ihrer gegenseitig Stärkung erarbeiten.

„Feminismus ist wichtig, weil Frauen wichtig sind und weil Gleichberechtigung wichtig ist – in der Kirche ebenso wie in der Gesellschaft“, beginnt Julijana Tesija aus Mazedonien ihre spirituelle Einleitung zum ersten Workshoptag. Gemeinsamkeiten über Länder- und Glaubensgrenzen hinweg sind schnell gefunden. Denn egal welcher Religion und Herkunft erleben die Theologinnen ähnliche Situationen der Isolation und des Ausschlusses. Im Dialog untereinander wird offensichtlich, dass es hier um patriarchale Muster geht, die sie überall einschränken. „Wir können uns entweder anpassen, stillschweigen oder davonlaufen. Aber wir dürfen nicht unsere eigene Identität leben in der Kirche, wenn wir Teil von ihr sein wollen.“So Jyoti S., Pastorin und Leiterin der Abteilung für Frauen und Kinder eines öffentlichen Miniteriums in Indien.

Als die Kenianerin Lydia C. das afrikanische Netzwerk „Circle of Concerned African Women Theologians“ vorstellt, weist sie darauf hin, dass sowohl die Bibel als auch „Kultur“ und „Tradition“ gerne dann herangezogen werden, wenn es darum geht, Frauen zu unterdrücken:„Haben wir nicht so vieles an unserer Kultur und unseren Traditionen dem modernen Leben angepasst? Haben wir nicht zum Beispiel unsere Kleidung und unsere Schuhe ans Stadtleben angepasst? Warum sollen wir die Bibel nicht zeitgemäß interpretieren und ein modernes Verständnis von Gleichheit integrieren?“Dann berichtet sie davon, wie sehr sie in den sozialen Medien attackiert wird, weil sie es wagt, als junge Frau Pastorin zu werden. Ihre Ordination stand lange auf der Kippe und als sie letztlich doch stattfand, blieben die meisten ihrer männlichen Kollegen der Zeremonie aus Protest fern. Eine andere Teilnehmerin erzählt von der Kirche ihrer Kollegin, die beschlossen hat, dass Frauen im Gotteshaus zu schweigen haben, weil die Bibel das angeblich so wolle.

Als Menschenrechtsverteidigerinnen zwischen allen Stühlen

Als Theologinnen, die den Abbau von Machtasymmetrien und Ungleichheit fordern, sind die Workshop-Teilnehmerinnen unbequem und sitzen häufig zwischen allen Stühlen. Viele haben persönliche Anfeindungen aufgrund ihres Engagements gegen genderbasierte Gewalt erlebt – von außen, aber auch innerhalb der Kirchen und Institutionen, die eigentlich zu ihnen stehen und sie schützen sollten. „Wir haben keine Zeit mehr für Diplomatie, wenn es um Frauenmorde und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen geht“ - diese Feststellung fällt mehrfach und besonders an dem Donnerstag, als eine Großzahl der Teilnehmerinnen in schwarz gekommen ist, um ihre Solidarität mit der Aktion „Thursdays in Black“ zu zeigen. „Wir werden von männlichen Teilnehmenden der Pre-Assembly aufgefordert, die gute Nachricht zu verbreiten. Das ist doch ein Hohn! Wir Pastorinnen und Frauen in Kirchen haben keine guten Nachrichten“, empört sich Romi Bencke aus Brasilien. „Wir haben es mit massenhaften Femiziden und anhaltender Unterdrückung von Frauen zu tun!“

Auch ihre Kollegin Nontando Hadebe aus Südafrika fragt per Zoom in die Runde: „Wie können wir Frauen ermutigen, die sich allsonntäglich in der Kirche patriarchalen Sichtweisen auf ihr Leben anhören? Was haben wir ihnen zu sagen? Wie kann eine befreiende und lebensbejahende Kirche aussehen?“

Ein Anfang ist gemacht

Die Teilnehmerinnen sind sich einig, dass es hierzu bereits sehr viele gute Ansätze gibt, die es zu entdecken, zu übersetzen und weiterzuentwickeln gilt. Dies ist eines der zentralen Ziele und zugleich Aufgabenpaket aus dem Workshop. Ein weiteres ist der Dialog mit säkularen feministischen Bewegungen und eine breite Allianzenbildung für Demokratie und Menschenrechte. Denn der Umgang mit gläubigen Aktivist:innen ist immer auch Gradmesser dafür, wie es um die Demokratie, wie es um die Freiheitsrechte in der jeweiligen Gesellschaft steht.

Carolin Sonnabend und Tina Kleiber

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