Kao, ein Dorf in den Bergen Lesothos. Hier hat die südafrikanische Minengesellschaft Storm Mountain Diamonds vor einigen Jahren eine Diamantenmine errichtet.
© Thomas Einberger/Brot für die Welt
Lesotho zählt zu den diamantenreichsten Ländern der Welt. Doch daraus schlagen vor allem ausländische Unternehmen Kapital. Die Menschen vor Ort leiden unter den negativen Auswirkungen des Bergbaus. Eine Partnerorganisation von Brot für die Welt steht den Betroffenen bei.
Kao, ein kleines Dorf in den Bergen Lesothos. Mit Ried gedeckte Rundhäuser aus Basalt schmiegen sich an den Hang, die Sonne scheint, die Luft ist angenehm kühl. Ein paar Kinder spielen im Freien, irgendwo kräht ein Hahn, ansonsten herrscht Stille. Ein Idyll, wären da nicht die Laster der Mine, die auf der Straße oberhalb des Dorfes pausenlos hin und her fahren, um Schutt abzuladen und neuen zu holen. Lärm und Staub. 24 Stunden am Tag. Sieben Tage die Woche.
Als die südafrikanische Minengesellschaft Storm Mountain Diamonds im Jahr 2010 ihre Pläne vorstellte, in Kao eine Diamantenmine zu errichten, waren die Hoffnungen groß: Viele gut bezahlte Arbeitsplätze werde das Unternehmen schaffen, eine Schule, eine Gesundheitsstation, neue Straßen und Toiletten für alle bauen. Und jeder, der Land an die Mine abtreten müsse, werde dafür großzügig entschädigt. „Wir sahen eine goldene Zukunft vor uns“, sagt Tseko Ratia, 43, „für uns und für unsere Kinder.“
Doch der anfängliche Enthusiasmus wich schnell der Ernüchterung. Zwar schuf das Unternehmen nach und nach 600 Arbeitsplätze, doch die meisten gingen an auswärtige Fachkräfte. Tseko Ratia war einer der wenigen Dörfler, die eine Stelle als Hilfskraft bekamen. Zwar wurde eine Gesundheitsstation errichtet, doch sie befindet sich auf dem Minengelände und ist nur für Beschäftigte. Zwar erhielten die Dorfbewohner eine Entschädigung für ihr Land, doch sie reichte nicht, um die Einkommensverluste auszugleichen.
Hinzu kam, dass die Menschen plötzlich kein sauberes Trinkwasser mehr hatten. „Früher konnten wir mehrere Wasserquellen nutzen“, erzählt Tseko Ratia. „Aber die befinden sich jetzt alle auf dem Gelände der Mine.“ Plötzlich waren die Dorfbewohner auf das Wasser angewiesen, das ihnen die Minengesellschaft zur Verfügung stellte. Doch dessen Qualität lässt zu wünschen übrig. Sorgen bereiten den Menschen auch die regelmäßigen Sprengungen auf dem Minengelände. Risse ziehen sich durch die Wände vieler Häuser, einige sind schon eingestürzt. Und immer wieder kommt es vor, dass Felsbrocken den Hang hinunter ins Dorf stürzen.
Lange Zeit fühlten sich die Menschen hilflos. „Wir haben immer nur über unsere Probleme geredet“, sagt Tseko Ratia. Dann kamen sie auf die Idee, ein Komitee zu gründen. Seine Mitglieder vertreten nun die Interessen des Dorfes gegenüber der Minengesellschaft. Unterstützung erhalten sie dabei vom Transformation Resource Centre (TRC), einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. „Von TRC haben wir gelernt, dass wir Rechte haben und diese einfordern können“, erklärt Tseko Ratia. Der mutige, unbestechliche Mann wurde zum Vorsitzenden gewählt. Doch seinen Vorgesetzten gefiel es gar nicht, dass er ihnen nun regelmäßig die Beschwerden und Forderungen der Dorfbewohner überbrachte. Er wiegele die Menschen auf, warfen sie ihm vor.
Im Februar 2018 eskalierte der Konflikt: Nachdem ein Abwasserkanal der Mine übergelaufen war, wurde das Haus einer Dorfbewohnerin überflutet. Tseko Ratia bat die Minengesellschaft um Hilfe. Doch das Unternehmen wies jegliche Verantwortung von sich. Am nächsten Morgen blockierten mehr als 100 Dorfbewohner die Straße zur Mine. Zusammen mit einem Mitarbeiter von TRC versuchte Tseko Ratia zu vermitteln. Doch anstatt das Gespräch mit den Menschen zu suchen, rief das Unternehmen die Polizei. Die Beamten setzten erst Tränengas ein – und feuerten dann mit scharfer Munition in die Menge. Ein Mann wurde getötet, zwei andere schwer verletzt, darunter ein 70-Jähriger. „Wir waren geschockt“, sagt Tseko Ratia, der kurz nach den Protesten entlassen wurde.
Die Mitarbeiter von TRC sorgten dafür, dass die Verletzten ins Krankenhaus kamen und die Minengesellschaft die Kosten der Behandlung übernahm. Das Unternehmen sicherte anschließend zu, seine Versprechen gegenüber den Dorfbewohnern nun endlich einzulösen. Doch bis auf den Bau von Latrinen ist auch zwei Jahre nach den Schüssen nichts weiter geschehen. Stattdessen leben die Menschen nun in ständiger Angst vor der Polizeigewalt, sagt Grundschullehrerin Manalane Molefi, die inzwischen dem Dorfkomitee vorsteht. Sie hofft, dass es gelingt, internationalen Druck auf die Minengesellschaft aufzubauen: „Die Diamanten aus Lesotho werden nur im Ausland verkauft“, sagt sie. „Ich wünsche mir, dass Händler keine Diamanten mehr von Storm Mountain Diamonds kaufen – so lange, bis das Unternehmen die Menschenrechte respektiert.“
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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