Porträt von Christina Mdau, im Hintergrund die Gemeinde hinter der Staub aus der Mine aufsteigt

Bergbau-Konzernen auf die Finger schauen

Südafrika ist reich an Bodenschätzen wie Platin, Gold und Kohle, doch ihr Abbau geht zu Lasten von Mensch und Umwelt. Junge Aktivistinnen und Aktivisten verteidigen die Rechte der lokalen Bevölkerung gegenüber den Bergbau-Unternehmen.

Tägliche Sprengungen beim Platin-Abbau

Das tägliche Chaos wird auf einer großen Plakatwand angekündigt, mitten in der Siedlung Maditlokwa. „15-17 Uhr“ ist heute handschriftlich vermerkt, der Zeitraum der Sprengungen beim mächtigen Nachbarn, der Platin-Mine Tharisa. Christina Mdau schaut jeden Morgen auf das Schild und prägt sich die Zeit ein. Kurz vor dem ohrenbetäubenden Knall wenige Hundert Meter weiter scheucht sie ihre Kinder dann in die Hütte. Von den Felsbrocken, die dabei schon auf anderen Grundstücken gelandet sind, ist sie bislang verschont geblieben. Aber der Staub erreicht die Hütte jedes Mal. Christina Mdau hat Decken vor die klapprigen Blechwände gehängt, um ihn irgendwie abzuhalten. „Aber auch das hilft nicht wirklich“, sagt die 31-Jährige. „Wir haben uns das lange genug gefallen lassen. Jetzt ist es Zeit zu handeln.“

Aufklärung über Rechte gegenüber dem Minen-Betreiber

Der jungen Frau reicht es. Sie hat sich bewaffnet – mit einer Kiste Papier. Darin liegen Hunderte Formulare bereit, Munition gegen Tharisa. Fragen zu den Lebensumständen stehen darauf, zur Gesundheit und dem Zustand der Häuser. Darauf ließe sich eine Klage gründen. Resolut geht Mdau in der Mittagshitze von Nachbar zu Nachbarin und klärt sie über ihre Rechte auf in der Hoffnung, dass es für die Bewohnerinnen und Bewohner von Maditlokwa endlich aufwärts gehen könnte.

Platin auch für Deutschland

Maditlokwa liegt im Zentrum des südafrikanischen Platingürtels. 70 Prozent der weltweiten Förderung stammen von hier, verkauft für jährlich über drei Milliarden Euro, auch nach Deutschland. Neben Eisenerz, Gold und Kohle ist das Edelmetall damit das wichtigste Exportgut des südafrikanischen Bergbaus und unverzichtbare Devisenquelle. Doch die Menschen in der Region haben nichts davon, im Gegenteil: Sie sind arm geblieben und leiden unter Krankheiten, die der Staub und verunreinigtes Wasser verursachen.

Den Betroffenen eine Stimme geben

Christina Mdau gehört seit einigen Monaten zu den derzeit 60 „Community Monitors“ der Bench Marks Foundation, einer kirchennahen Bürgerrechtsorganisation, die von Brot für die Welt unterstützt wird. 500 dieser Gemeindebeobachterinnen und -beobachter hat die Stiftung in den vergangenen 14 Jahren ausgebildet. Sie geben den Betroffenen in ganz Südafrika eine Stimme, zum Beispiel in den Sozialen Medien. So will die Bench Marks Foundation öffentlichen Druck aufbauen, die Bergbau-Konzerne zur Einhaltung bestehender Gesetze zwingen und die Politik dazu bewegen, die Regeln wo nötig zu verschärfen.

Platin-Mine lenkt ein

Am Nachmittag trifft sich Christina Mdau mit Aubrey Winfried, einem weiteren Gemeindebeobachter der Bench Marks Foundation. Zusammen begleiten sie die Fachleute der Organisation, die aus Johannesburg angereist sind. Das Team führt Wassertests durch, inspiziert Felsstücke, die bei einer Sprengung direkt neben einer Wasserstelle gelandet sind, und sieht sich Häuser mit langen Rissen in den Wänden an. Eine Folge der Vibrationen und ein Beleg dafür, dass Tharisa sein Versprechen gebrochen hat, angemessene Unterkünfte für alle Familien im Dorf zur Verfügung zu stellen. Viele hier arbeiten für den Konzern.

Winfried sieht dennoch „Licht am Ende des Tunnels“. Seitdem die Bench Marks Foundation in Maditlokwa die Arbeit aufgenommen habe, gebe es deutlich weniger Sprengungen in der Platin-Mine als vorher. „Sie wissen, dass wir sie beobachten“, sagt er, „das ist ein erster Schritt.“ Nur einer von vielen, aber immerhin.

Material zum Mitnehmen

Projektinformation Südafrika

Hier finden Sie mehr Informationen zum Projekt in Südafrika: Geschichten der Betroffenen, Interviews mit Verantwortlichen, Zahlen über das Projekt und Länderinfos.

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Gemeindebeobachterin Christina Mdau hängt vor ihrem Haus Wäsche auf

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