Südafrika
Bergbau-Konzernen auf die Finger schauen
Südafrika ist reich an Bodenschätzen wie Platin, Gold und Kohle, doch ihr Abbau geht zu Lasten von Mensch und Umwelt. Junge Aktivistinnen und Aktivisten verteidigen die Rechte der lokalen Bevölkerung gegenüber den Bergbau-Unternehmen.
Tägliche Sprengungen beim Platin-Abbau
Das tägliche Chaos wird auf einer großen Plakatwand angekündigt, mitten in der Siedlung Maditlokwa. „15-17 Uhr“ ist heute handschriftlich vermerkt, der Zeitraum der Sprengungen beim mächtigen Nachbarn, der Platin-Mine Tharisa. Christina Mdau schaut jeden Morgen auf das Schild und prägt sich die Zeit ein. Kurz vor dem ohrenbetäubenden Knall wenige Hundert Meter weiter scheucht sie ihre Kinder dann in die Hütte. Von den Felsbrocken, die dabei schon auf anderen Grundstücken gelandet sind, ist sie bislang verschont geblieben. Aber der Staub erreicht die Hütte jedes Mal. Christina Mdau hat Decken vor die klapprigen Blechwände gehängt, um ihn irgendwie abzuhalten. „Aber auch das hilft nicht wirklich“, sagt die 31-Jährige. „Wir haben uns das lange genug gefallen lassen. Jetzt ist es Zeit zu handeln.“
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Südafrika ist reich an Bodenschätzen. Doch die Menschen vor Ort haben nichts davon. Sie leiden unter Armut und den negativen Folgen des Bergbaus für Umwelt und Gesundheit.
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Die Bench Marks Foundation (BMF) unterstützt Aktivistinnen und Aktivisten, die die Rechte der lokalen Bevölkerung gegenüber den Bergwerksunternehmen verteidigen.
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Der Staub durch die Sprengungen im Bergwerk Tharisa erreicht Christina Mdaus Hütte jedes Mal. „Wir haben uns das lange genug gefallen lassen“, sagt die 31-Jährige aus Maditlokwa.
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Sie geht von Haus zu Haus und klärt die Menschen über ihre Rechte auf. Die junge Frau ist eine von derzeit 60 „Community Monitors“ der Stiftung, die den Betroffenen eine Stimme geben.
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„Wir benennen Missstände und versuchen, gemeinsam mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen“, erklärt David de Wyk, leitender Mitarbeiter der Stiftung.
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Gemeinsam mit Christina Mdau und ihrem Nachbarn Aubrey Winfried nimmt er Wasserproben – um zu schauen, ob sich Tharisa an die Umweltauflagen hält.
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Aubrey Winfried sieht „Licht am Ende des Tunnels“. Seitdem die Stiftung vor Ort sei, halte sich der Konzern an die Bestimmungen. „Sie wissen, dass wir sie beobachten.“
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Aufklärung über Rechte gegenüber dem Minen-Betreiber
Der jungen Frau reicht es. Sie hat sich bewaffnet – mit einer Kiste Papier. Darin liegen Hunderte Formulare bereit, Munition gegen Tharisa. Fragen zu den Lebensumständen stehen darauf, zur Gesundheit und dem Zustand der Häuser. Darauf ließe sich eine Klage gründen. Resolut geht Mdau in der Mittagshitze von Nachbar zu Nachbarin und klärt sie über ihre Rechte auf in der Hoffnung, dass es für die Bewohnerinnen und Bewohner von Maditlokwa endlich aufwärts gehen könnte.
Platin auch für Deutschland
Maditlokwa liegt im Zentrum des südafrikanischen Platingürtels. 70 Prozent der weltweiten Förderung stammen von hier, verkauft für jährlich über drei Milliarden Euro, auch nach Deutschland. Neben Eisenerz, Gold und Kohle ist das Edelmetall damit das wichtigste Exportgut des südafrikanischen Bergbaus und unverzichtbare Devisenquelle. Doch die Menschen in der Region haben nichts davon, im Gegenteil: Sie sind arm geblieben und leiden unter Krankheiten, die der Staub und verunreinigtes Wasser verursachen.
Den Betroffenen eine Stimme geben
Christina Mdau gehört seit einigen Monaten zu den derzeit 60 „Community Monitors“ der Bench Marks Foundation, einer kirchennahen Bürgerrechtsorganisation, die von Brot für die Welt unterstützt wird. 500 dieser Gemeindebeobachterinnen und -beobachter hat die Stiftung in den vergangenen 14 Jahren ausgebildet. Sie geben den Betroffenen in ganz Südafrika eine Stimme, zum Beispiel in den Sozialen Medien. So will die Bench Marks Foundation öffentlichen Druck aufbauen, die Bergbau-Konzerne zur Einhaltung bestehender Gesetze zwingen und die Politik dazu bewegen, die Regeln wo nötig zu verschärfen.
Platin-Mine lenkt ein
Am Nachmittag trifft sich Christina Mdau mit Aubrey Winfried, einem weiteren Gemeindebeobachter der Bench Marks Foundation. Zusammen begleiten sie die Fachleute der Organisation, die aus Johannesburg angereist sind. Das Team führt Wassertests durch, inspiziert Felsstücke, die bei einer Sprengung direkt neben einer Wasserstelle gelandet sind, und sieht sich Häuser mit langen Rissen in den Wänden an. Eine Folge der Vibrationen und ein Beleg dafür, dass Tharisa sein Versprechen gebrochen hat, angemessene Unterkünfte für alle Familien im Dorf zur Verfügung zu stellen. Viele hier arbeiten für den Konzern.
Winfried sieht dennoch „Licht am Ende des Tunnels“. Seitdem die Bench Marks Foundation in Maditlokwa die Arbeit aufgenommen habe, gebe es deutlich weniger Sprengungen in der Platin-Mine als vorher. „Sie wissen, dass wir sie beobachten“, sagt er, „das ist ein erster Schritt.“ Nur einer von vielen, aber immerhin.
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