In Guinea sterben viele Mütter und Kinder bei der Geburt. Einer der Gründe: Viele Frauen bringen ihre Kinder zu Hause auf die Welt, ohne die Unterstützung einer ausgebildeten Hebamme.
© Anne Ackermann/Brot für die Welt
In kaum einem anderen Land der Welt sterben so viele Mütter und Kinder bei der Geburt wie in Guinea. Eine Partnerorganisation von Brot für die Welt stattet Krankenhäuser und Gesundheitsstationen mit medizinischen Geräten aus und bildet das Personal weiter. So rettet sie Leben.
„Schneidet mich auf“, ruft Lah-ne Kolié in die nächtliche Stille der Klinik am Rande des Regenwalds. Mühsam hat sie sich mit den Unterarmen auf der Geburtsliege hochgestemmt, nun blickt sie mit aufgerissenen Augen an ihrem mächtigen Bauch hinab. Im gelben Schein einer schwach leuchtenden Glühbirne ist dort bereits der Fuß eines Babys zu erkennen. Bei der Ultraschalluntersuchung ein paar Tage zuvor hatte Pépe Bimou, der Arzt, Lah-ne Kolié gesagt, dass er ihr Kind per Kaiserschnitt holen würde. Der Junge lag verkehrt herum, mit den Füßen voraus. Doch für eine Operation ist es jetzt zu spät. „Wir müssen es so schaffen“, sagt Bimou sanft. „Atmen Sie ganz ruhig. Versuchen Sie es. Bitte.“
In Guinea sterben so viele Mütter und Kinder bei der Geburt wie in wenigen anderen Ländern der Welt. Ganz im Süden, in der Waldregion, in der Lah-ne Kolié lebt, sind es besonders viele. Wenn dort bei einer Hausgeburt etwas schiefgeht, kommt Hilfe fast immer zu spät. Es gibt kaum Krankenwagen, die wenigsten können sich ein Taxi leisten. Und die Straßenverhältnisse sind katastrophal. Zudem meiden viele Frauen das öffentliche Gesundheitssystem, seit vor neun Jahren in der Region Ebola ausbrach und sich zahlreiche Menschen in Gesundheitszentren und Kliniken ansteckten.
Um das Vertrauen der Bevölkerung in das Gesundheitswesen zu stärken, leistet Tinkisso, eine lokale Partnerorganisation von Brot für die Welt, Aufklärungsarbeit in den Gemeinden. Sie informiert dort über die Risiken einer Hausgeburt und weist darauf hin, wie wichtig regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind. Zudem bildet sie das Personal von Gesundheitsstationen und Krankenhäusern weiter und stattet diese mit Strom, Wasser und medizinischen Geräten aus. Davon hat auch die Klinik der Evangelisch-methodistischen Kirche in Diécké profitiert. Pepe Bimou ist hier der einzige Arzt.
Pepe Bimou nickt kaum merklich, schon beugen sich die Krankenschwestern über Lah-ne Kolié, reden der Gebärenden gut zu. Der Arzt greift nach dem zweiten Bein des Kinds, zerrt, die Frau schreit. Keine fünf Minuten später ist der Junge auf der Welt. Doch er bleibt stumm. Die Krankenschwestern blicken zu Bimou. „Los“, flüstert er und sofort drückt eine der beiden mit zwei Fingern rhythmisch auf die kleine Brust. Die zweite Schwester legt das winzige Beatmungsgerät auf den Mund des Jungen und pumpt Sauerstoff in die Lunge. Pépé Bimou durchspült die Atemwege des Kindes, um den Schleim der Geburt zu entfernen. Noch einmal massiert die eine Schwester das Herz, noch einmal pumpt die andere Luft in die Lungen. Da weint der Junge zum ersten Mal. Eine Schwester legt Lah-ne Kolié das Kind in den Arm. Die Mutter hebt ihren Sohn an die Brust, er trinkt.
Noch im Morgengrauen kehrt Kolié nach Hause zurück. Während sie mit dem Neugeborenen am Feuer sitzt und das Mittagessen für ihre Familie kocht, steht Pépé Bimou in der Morgenandacht seiner Klinik auf. „Fast hätten wir vergangene Nacht einen Jungen verloren“, sagt er. „Lasst uns dankbar sein.“ „Amen“, rufen alle.
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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