Malawi zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag. Viele Kinder sind unterernährt.
© Jörg Böthling
In den Monaten vor der Ernte leiden viele Familien in Malawi Hunger, doch mit neuen Anbau-Methoden können sie das verhindern. Deshalb vermittelt unsere Partnerorganisation an Schulen Kindern und deren Eltern die Prinzipien der Permakultur und ermöglicht ihnen so, regelmäßig frisches Obst und Gemüse zu ernten.
Fest umklammern seine Finger den Griff, die Hacke saust hinab. Rötlich-braune Erde bricht, Staub steigt auf, Chimwemwe holt aus zum nächsten Hieb. Der 13-Jährige hat feine Gesichtszüge, ist zart für sein Alter. Wie die zehn anderen Jungen und Mädchen, mit denen er Seite an Seite arbeitet, hat er kurz geschorene Haare, seine Füße stecken in Plastiksandalen. Die Jugendlichen erneuern Gräben, die quer zum Abhang hinter ihrer Schule verlaufen. Damit der Regen, wenn er kommt, nicht ungebremst den Hang hinabstürzt und Wege und Beete zerstört. Damit sie das Wasser umleiten und auffangen können, nutzbar machen für Bäume und Garten.
Die Mitglieder des Permakultur-Clubs schaffen die Voraussetzungen für eine gute Ernte. Das ist dringend nötig in Malawi, im Südosten Afrikas zwischen Sambia, Tansania und Mosambik. Die Klimakrise beschert den Menschen hier immer extremeres Wetter: Lang anhaltende Dürren trocknen das Ackerland aus, heftige Regenfälle spülen die wertvolle Humusschicht weg. Fast jedes fünfte Kind ist unterernährt. Oft schwinden die Getreidevorräte bereits vor der nächsten Ernte, dann müssen Familien ihre Nahrung rationieren und Mahlzeiten ausfallen lassen. Es gibt ein Wort für diese Zeit des Jahres: Hungersaison.
Mit Unterstützung von Brot für die Welt ermöglicht unsere Partnerorganisation SCOPE den Menschen trotz der schwierigen Bedingungen gesunde Lebensmittel anzubauen. Den Kontakt zur Bevölkerung sucht die Organisation über die Schulen: „Dort erreichen wir zwei Generationen auf einmal: die Kinder und ihre Eltern“, erklärt Leiterin Chifundo Khokwa. Inzwischen arbeitet SCOPE mit 50 Schulen in ganz Malawi zusammen, 40 der Kooperationen werden von Brot für die Welt finanziert. Von dem Projekt profitieren 40.000 Schülerinnen und Schüler – und ihre Familien.
So auch an der Grundschule von Mantchewe. Vor ein paar Jahren sah es dort noch trostlos aus: Der Hof bestand aus trockener, festgetretener Erde, außer eine Handvoll Bäume wuchs nichts. Nun spenden Pinien Schatten, am Rand des Schulhofs gedeihen Mangos, Bananen und Masukus, auch Zuckerpflaumen genannt. Im Gemüsegarten wachsen Salat und Chinakohl, Auberginen, Tomaten und Zitronengras.
Startet eine Schule neu im Programm, werden zunächst die Lehrkräfte geschult. Sie lernen das Permakultur-Konzept kennen, das in den 1970er Jahren in Australien entwickelt wurde, sich an der Natur orientiert und aus vielen unterschiedlichen Bausteinen besteht. Unter anderem werden natürliche Dünger hergestellt, die ausgelaugte Böden wieder fruchtbar machen. Regenwasser wird durch Gruben versickert, um den Grundwasserspiegel zu erhöhen, Beete durch Mulch geschützt und verschiedene Pflanzen in Mischkulturen angebaut, so dass sie voneinander profitieren können. Die ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer bauen an ihrer Schule einen Permakultur-Club auf, parallel dazu geben sie ihr Wissen an die Eltern weiter.
Davon hat auch Chimwemwes Mutter profitiert. Ellen Mhango, 53, hat fünf Kinder und drei Enkelinnen. Seitdem ihr Mann an einem Hirntumor gestorben ist, muss sie sich und die jüngeren Kinder alleine durchbringen. Nachdem sie die Schulung von SCOPE absolviert hatte, machte sie sich daran das Grundstück rund um ihr Haus in ein Paradies zu verwandeln. Sie pflanzte Mango-, Orangen-, Avocado- und Macadamiabäume. Sie legte Beete an, in denen Süßkartoffeln, Chili- und Kaffeepflanzen wachsen. Auch ihre Kinder halfen mit, vor allem Chimwemwe.
„Wir leben jetzt viel gesünder als früher“, sagt Mhango am Abend. Routiniert schiebt sie auf dem Fußboden der offenen Küche ein wenig Stroh und Reisig zusammen und entfacht ein kleines Feuer. Schon bald ist das Essen fertig: Usipas, Süßwassersardellen aus dem nahe gelegenen Malawisee, dazu Nsima, Maisbrei, und frisch geerntete Kürbisblätter. Ellen Mhango holt einen Holzschemel herbei, ihre Kinder nehmen Platz auf einer kleinen Mauer. Schweigend essen sie, während das Tageslicht schwindet. Sie werden noch etwas zusammensitzen, im Dunkeln, unter den Sternen. Strom kann sich die Familie nicht leisten. Aber Frühstück, das wissen sie, wird es auch morgen wieder geben.
Hier finden Sie mehr Informationen zum Projekt in Malawi: Geschichten der Schulkinder und ihrer Familien, Interviews mit Verantwortlichen, Zahlen über das Projekt und Länderinfos.
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Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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