Ecuador
Frauen fördern den ökologischen Wandel
In der Region Cayambe breitet sich die Blumenindustrie immer weiter aus – mit verheerenden Folgen. Indigene Bäuerinnen wollen das nicht einfach hinnehmen. Sie kämpfen für ihre Kultur, gesunde Ernährung, Gleichstellung, Umweltschutz und die Zukunft ihrer Kinder.
Ein vorbildliches Frauenprojekt
„Willkommen auf meiner ökologischen Finca El Laurel“, sagt Erlinda Pillajo. 2.000 Lorbeerbäume geben ihrer Farm den Namen. Die stolze Bio-Bäuerin hat sie mit ihrem Mann Fabián auf ihrem ein Hektar großen Grundstück gepflanzt, als sie sich vor zwölf Jahren für die ökologische Landwirtschaft entschied und der Frauenorganisation Biovida beitrat. Die Bäume schützen Boden und Pflanzen vor Wind, Regen und Sonne. Auf Erlindas Feldern wachsen Mais, Bohnen und Hafer, Kartoffeln, Kohl und Zwiebeln, Spinat, Quinoa und Amaranth, Erdbeeren, Physalis und viele andere Obst- und Gemüsesorten. Im Stall fiepen Meerschweinchen und Kaninchen, auf dem Hof laufen Enten, Gänse und Hühner herum.
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Bildergalerie: Frauen fördern den ökologischen Wandel

Ecuador ist weltweit der viertgrößte Exporteur von Schnittblumen. Diese werden in Gewächshäusern unter hohem Einsatz von Chemikalien produziert.
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Auch in der Region Cayambe breitet sich die Blumenindustrie immer weiter aus. Mit verheerenden Folgen: Das Wasser ist verseucht, die Böden sind ausgelaugt.
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Indigene Bäuerinnen wie Erlinda Pillajo setzen sich zur Wehr. Mit Hilfe der Organisation SEDAL kämpfen sie für gesunde Ernährung, Umweltschutz und die Zukunft ihrer Kinder.
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Auf Erlindas Feldern gedeiht eine große Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten; Gänse, Hühner und Kühe springen herum. „Die Tiere produzieren unseren ökologischen Dünger“, erklärt sie.
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Erlinda ist Präsidentin der Frauenkooperative Biovida, mit der SEDAL zusammenarbeitet. Die Mitglieder betreiben ökologische Landwirtschaft und verbreiten ihr Wissen in der Region.
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Die Grundlagen des ökologischen Feldbaus lernte Erlinda in Seminaren von SEDAL. Jetzt ist sie eine von zehn Inspekteurinnen, die die Einhaltung der Bio-Standards überwachen.
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SEDAL gibt den Frauen auch das Selbstbewusstsein, ihre Rechte einzufordern. Erlinda Pillajo verhandelt inzwischen mit Ministern und moderiert im Lokalradio ihre eigene Sendung.
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Blumenindustrie verschmutzt das Wasser
Erlinda Pillajo gehört zu den Pionierinnen der ökologischen Landwirtschaft in Cayambe. Der Landkreis am Fuße des gleichnamigen Vulkans liegt 60 Kilometer nordöstlich der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. Die fruchtbaren Böden auf 3.000 Meter Höhe eignen sich hervorragend für die Landwirtschaft. Auch Wasser ist ausreichend vorhanden. Leider hat das in den 1990er Jahren auch die Blumenindustrie erkannt. Heute überdeckt ein Meer von Plastikplanen die Landschaft. Das Wasser ist verschmutzt, der Boden ausgelaugt, die offenen Ackerflächen verschwinden. Die Zahlen für Armut und Mangelernährung gehören zu den höchsten im ganzen Land.
Öko-Anbau als Alternative
„Die Unternehmen versprechen gute Arbeitsplätze, aber von den 400 Dollar Mindestlohn können die Familien kaum leben“, sagt Patricia Yaselga. „Die Blumenindustrie zerstört die indigene Kultur und die kleinbäuerliche Landwirtschaft und gefährdet die Selbstversorgung der Menschen mit gesunden Lebensmitteln.“ Die Betriebswirtin aus Quito gründete 2001 die Stiftung für alternative Entwicklung SEDAL, um die Menschen in Cayambe und dem Nachbarkreis Pedro Moncayo bei der Umstellung auf Öko-Anbau zu unterstützen. Ihre Organisation arbeitet eng mit Erzeugerinnengemeinschaften wie Biovida zusammen. Dabei fördert sie auch die Persönlichkeitsentwicklung der Frauen. Starke Führungspersönlichkeiten wie Erlinda Pillajo verhandeln inzwischen ohne Scheu mit Bürgermeistern und Ministern.
Frauen entkommen der Armut
Erlinda Pillajos Vater arbeitete noch als Landarbeiter. Die Mutter verdiente etwas Geld als Wäscherin. Nebenbei bauten die Eheleute Kartoffeln, Mais und Bohnen an. Von den 13 Kindern starben sechs. Erlinda brach nach der vierten Klasse die Schule ab und kümmerte sich um die Geschwister. Ihr erstes Geld verdiente sie auf einer Rosenfarm. „Das fand ich damals toll“, erinnert sie sich. Als dann jedoch zwei Kinder zur Welt kamen, funktionierte der Lebensentwurf nicht mehr. „Mein Mann saß mit zwei brüllenden Kindern im Arm zu Hause, wenn ich nachts von meiner Extraschicht kam“, sagt sie. „Wir hatten auch keine Zeit mehr für unsere Kartoffel-, Mais- und Bohnenfelder.“ Sie kündigte, holte ihren Schulabschluss nach und trat Biovida bei.
Wissen an andere weitergeben
„Das war der Wendepunkt in meinem Leben“, sagt Erlinda Pillajo. In den Seminaren von SEDAL erlernte sie nicht nur die Grundlagen ökologischen Landdbaus, sondern gewann auch an Selbstbewusstsein. Inzwischen ist die 49-Jährige nicht nur eine von mehr als 200 Multiplikatorinnen, die ihr Wissen an andere Frauen weitergeben, und eine von zehn Inspekteurinnen, die die Einhaltung der Bio-Standards überwachen. Vor Kurzem wurde sie sogar zur Präsidentin von Biovida gewählt. Ihren Mitstreiterinnen möchte sie vor allem eines vermitteln: „Allein bist du nichts. Gemeinsam kannst du alles schaffen.“
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Projektinformation Ecuador
Hier finden Sie mehr Informationen zum Projekt in Ecuador: Geschichten der Bäuerinnen, Interviews mit Verantwortlichen, Zahlen über das Projekt und Länderinfos.
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