Ländliche Entwicklung
Stadt und Land gemeinsam entwickeln
Der Gegensatz zwischen Stadt und Land ist in armen Ländern enorm, die Landbevölkerung wurde lange vernachlässigt. Dabei ist ländliche Entwicklung grundlegend für die Bekämpfung von Armut und löst auch viele Folgeprobleme.
Ländliche Entwicklung hilft gegen Armut
Mehr als 800 Millionen Menschen sind laut Welternährungsorganisation so arm, dass sie hungern, und zwei Drittel davon leben auf dem Land (Stand 2016). Ländliche Entwicklung ist daher grundlegend für die erfolgreiche Bekämpfung von Armut und Hunger. Zur ländlichen Entwicklung gehören alle Maßnahmen, welche die wirtschaftliche und soziale Situation der armen Bevölkerung auf dem Land verbessern. Sie fördern bäuerliche Familienbetriebe ebenso wie Bildungsangebote und ein funktionierendes Gesundheitssystem, um die wesentlichen Grundlagen für wirtschaftliche Entwicklung im ländlichen Raum zu legen. Doch die Schwierigkeiten sind enorm.
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Vernachlässigung des ländlichen Raums
Da die Politiker armer Länder sich seit Jahrzenten auf die städtische Bevölkerung konzentrieren, haben sie den ländlichen Raum praktisch von der Entwicklung abgeschnitten. Vor allem die großen Städte an den Küsten wie Lagos in Nigeria wurden billig mit Lebensmitteln über den Weltmarkt versorgt, womit die dortige Landwirtschaft nicht konkurrieren konnte. Ein weiteres Hindernis für die ländliche Entwicklung ist das schlechte Gesundheitssystem. Durch Ausfälle wegen Krankheit gibt es oft zu wenige Arbeitskräfte für die Landwirtschaft. Im südlichen Afrika ist dadurch das Arbeitseinkommen ganzer Landstriche eingebrochen, auch wegen der HIV-Epidemie.
Ebenso katastrophal sind Verteilungskonflikte um knapper werdende Ressourcen wie Wasser, Land oder Fischgründe und Konflikte um Rohstoffe, die in vielen Fällen internationale Konzerne verursachen und die sich sogar zu Bürgerkriegen steigern können. Der Klimawandel wirkt dabei oft wie ein Brandbeschleuniger und droht selbst zum größten Entwicklungshemmnis zu werden. Denn wenn in einer Region Konflikte oder Dürren herrschen, haben Menschen häufig keine Wahl und sind gezwungen, in die Städte, in Nachbarländer oder nach Europa zu fliehen.
Mehr Aufmerksamkeit und mehr Mittel
Die Förderung agrarökologischer Landwirtschaft ist der Ausgangspunkt und Motor der ländlichen Entwicklung. Dafür sind mehr Mittel in der Entwicklungszusammenarbeit notwendig. Aber auch die Länder selbst sind gefragt. So haben sich die afrikanischen Staaten verpflichtet, zehn Prozent ihres Haushalts für den ländlichen Raum und die Landwirtschaft auszugeben. Zehn Staaten machen das bereits, und sie müssen noch mehr tun. Bäuerliche Betriebe brauchen:
- mehr Land
- mehr landwirtschaftliche Betriebsmittel
- bessere Beratung
- bessere Verarbeitungsmöglichkeiten
- faire Handelsbedingungen
- lokale und regionale Vermarktungsmöglichkeiten
Außerdem brauchen die Menschen in ländlichen Regionen auch Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft und verlässliche Spar- und Kreditmöglichkeiten. Ein vitaler ländlicher Raum erleichtert auch die Anpassung an die Folgen des Klimawandels.
Was Brot für die Welt tut
Wir verbessern in mehr als 80 Ländern die wirtschaftliche und soziale Situation der armen Bevölkerung auf dem Land. Dazu fördern wir bäuerliche Landwirtschaft, Bildung, Gesundheit, Trinkwasser-Versorgung und den Bau von Sanitär-Anlagen. Für junge Menschen schaffen wir Perspektiven im ländlichen Raum, damit sie nicht zur Migration gezwungen sind. Darüber hinaus setzen wir uns für soziale Sicherungssysteme und für faire handelspolitische Regeln ein, die es möglich machen, die lokale Produktion und Weiterverarbeitung zu schützen, zu entwickeln oder Chancen im Export wahrzunehmen.
Was Sie tun können
Schreiben Sie Ihrer Bundestagsabgeordneten, wie wichtig Entwicklungszusammenarbeit für ländliche Gebiete ist. Weisen Sie auf den Zusammenhang zwischen vernachlässigter Landbevölkerung, Klimawandel und Migration hin. Fordern Sie mehr Einsatz und mehr Mittel für den Klimaschutz und die deutsche Entwicklungszusammenarbeit, denn alle Menschen auf der Welt haben das Recht auf ein Leben in Würde. Achten Sie selbst darauf, den Klimawandel nicht weiter anzuheizen und Rohstoffe aus Konfliktregionen zu vermeiden. Verbrauchen Sie nur das Nötigste und leihen Sie sich ruhig mal ein Gartengerät oder eine Stichsäge von den Nachbarn, statt sich selbst eine in den Keller zu legen.
Material zum Mitnehmen

Freies Saatgut erhalten
Saatgut ist die Grundlage der bäuerlichen Nahrungsmittelproduktion, aber gesetzliche Regelungen und Patente schränke seine freie Verwendung zunehmend ein. So untergräbt die industrielle Agrarwirtschaft auch die Entwicklung ländlicher Regionen.
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