Der schöne Schein trügt darüber hinweg, dass Jekaterinburg als AIDS und Drogen Hauptstadt in Russland gilt. Projektpartner WREMJA - Nowoje Wremja
Urbanisierung

Wachsende Städte, wachsende Armutsviertel

Die Städte wachsen weltweit und rasant. Doch in den Städten sind Wohnraum, Arbeit und Nahrungsmittel sehr ungleich verteilt. Das trifft vor allem Menschen, die in Armut leben. Doch es gibt Wege, den Wandel gerecht zu gestalten.

Das Jahrhundert der Städte

Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Menschheit in urbanen Räumen, und bis 2050 könnten es zwei Drittel sein. Knapp 90 Prozent des Städtewachstums findet in Asien und Afrika statt. Ein Großteil des Zuwachses basiert auf natürlichem Bevölkerungswachstum und Eingemeindungen, aber auch der Zuzug aus ländlichen Regionen trägt wesentlich zum Städtewachstum bei. Die Menschen hoffen auf ein besseres Leben in der Stadt, doch die Realität sieht oft anders aus.

„Städte müssen im Zentrum jeder nachhaltigen Entwicklungsstrategie stehen“

António Guterres

Generalsekretär der Vereinten Nationen

Arm, prekär, rechtlos

Zugewanderte und städtische Armutsgruppen habe es besonders schwer. Gut bezahlte und sichere Arbeitsplätze sind knapp, die Lebenshaltungskosten hoch. Bildungsangebote und medizinische Versorgung sind ebenfalls sehr teuer. Um zu überleben, müssen immer mehr Menschen als Tagelöhner oder Saisonkräfte arbeiten, oft ohne jegliche soziale Absicherung.

Hinzu kommt, dass hohe Mieten und große Immobilien-Projekte Menschen aus ihren Wohnvierteln vertreiben, zum Teil mit Gewalt. Immer mehr Menschen sind gezwungen in informelle Siedlungen am Stadtrand zu ziehen, die illegal errichtet wurden. Dort leben sie oft unter unhygienischen Bedingungen fernab der Möglichkeit, eine angemessen bezahlte Arbeit zu finden.

Teures Essen, einseitige Ernährung

Die Versorgung mit Lebensmitteln ist in informellen Vierteln besonders schwierig, weil es dort kaum Märkte gibt. Doch auch in den Stadtzentren erschweren schwankende Lebensmittelpreise und unregelmäßige Einkommen vielen Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohnern, regelmäßig gesunde und reichhaltige Nahrungsmittel einzukaufen. Außerdem fehlt vielen Menschen in überfüllten Wohnquartieren die Zeit und der Platz, sich gesundes Essen zuzubereiten.

Wenn die Nahrungsmittelpreise stark steigen, muss allerdings auch die Mittelschicht am Essen sparen. Dabei geht es nicht nur um die Menge, sondern auch um Qualität und Vielfalt der Nahrungsmittel. Stehen hauptsächlich industriell erzeugte Produkte zur Verfügung, führt das oft zu Fehl- und Mangelernährung. Dabei kann das Leben in der Stadt viel besser sein.

Armut und Hunger in der Stadt bekämpfen

Stadt und Land funktionieren nur zusammen. Wenn die Menschen auf dem Land ihr Auskommen haben, nimmt die Notwendigkeit ab, als ungelernte Arbeitskräfte in die Städte zu ziehen. Außerdem brauchen die Menschen in der Stadt eine bessere Versorgung mit Nahrungsmitteln, die alle bezahlen können. Bereits bestehende regionale Versorgungssysteme können das durchaus leisten, wenn man sie weiter ausbaut. Dazu muss die Stadtplanung das städtische Umland mit einbeziehen und stadtnahe landwirtschaftliche Kleinbetriebe schützen. Zudem braucht die Bevölkerung in der Stadt die Möglichkeit, sich gegen Vertreibungen zu schützen und menschenwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen einzufordern, etwa durch juristischen Beistand.

Was Brot für die Welt tut

Wir arbeiten mit zahlreichen Partnern daran, die Lebensbedingungen in ländlichen Gebieten nachhaltig zu verbessern. Wir unterstützen zum Beispiel Kleinbauernfamilien dabei, besser mit Wetterextremen zurechtzukommen, die mit dem Klimawandel zunehmen. Wir fördern auch Kooperativen bei der Vermarktung ihrer Produkte bis in die Städte. Gleichzeitig setzen wir uns auf internationaler Ebene dafür ein, das verbriefte Recht auf eine gesunde Ernährung auch in Städten durchzusetzen. Zudem unterstützen wir weltweit Projektpartner in Städten und Ballungszentren dabei, die Wohnrechte der Bewohnerinnen und Bewohner in Innenstädten abzusichern und in informellen Siedlungen zu verbessern.

Was Sie tun können

Wenn Sie die Städte des Südens besuchen, schauen Sie genau hin, welche Dienstleitungen Sie in Anspruch nehmen: Übernachten Sie in familiengeführten Hotels oder Unterkünften mit Nachhaltigkeitszertifikat, kaufen Sie regionale Produkte oder essen Sie in lokalen Restaurants. Dann kommt Ihr Geld bei der Stadtbevölkerung an und fließt nicht an internationale Hotelkonzerne. Auch der innerstädtischen Vertreibung durch Großprojekte stehen Sie nicht hilflos gegenüber. Informieren Sie sich bei Großereignissen wie Fußballweltmeisterschaften über die Folgen für die lokale Bevölkerung und werden Sie aktiv. Prüfen Sie, wo Sie Ihr Geld anlegen, damit es nicht in solche Investitionsvorhaben fließt.

Material zum Mitnehmen

Wege in die städtische Ernährungssouveränität

Der Ausbruch der Corona-Pandemie zu Beginn des Jahres 2020 zeigt eindrücklich, wie krisenanfällig die Nahrungsmittelsysteme in den meisten Städten des globalen Südens sind. Um die Ernährungssouveränität in den Städten zu gewährleisten, müssen Handelsregeln den Import von Konkurrenzprodukten aus Intensivlandwirtschaft reduzieren oder durch hohe Zölle regulieren.

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