Lebensmittelverschwendung

Essen gehört nicht in den Müll

Nicht alle Nahrungsmittel, die auf den Äckern wachsen, landen letztendlich auf dem Teller. Viele Nahrungspflanzen verderben, werden zweckentfremdet oder erst gar nicht geerntet. Damit weniger verschwendet wird, geht Brot für die Welt mit seinen Partnern neue Wege.

Die Dimension der Verschwendung

In den deutschen Privathaushalten werden jährlich pro Kopf 81,6 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Um diese Menge zu erzeugen, wäre eine Anbaufläche von ungefähr 2,4 Millionen Hektar notwendig, die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns. Weitere 56 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf und Jahr gehen bei Industrie, Handel und Großverbrauchern verloren. Genauere Untersuchungen, welche Menge an Anbauprodukten vernichtet werden, weil sie nicht die Eigenschaften haben, die die Industrie benötigt oder die die Verbraucherinnen und Verbraucher schön finden, stehen noch aus. Aber Umfragen bei Landwirten und der Lebensmittelbranche deuten darauf hin, dass jeder zweite Salatkopf und jede zweite Kartoffel auf dem Acker bleiben, und jedes fünfte Brot im Müll landet statt auf dem Tisch.

Es ist genug für alle

Täglich erzeugt die weltweite Landwirtschaft pro Kopf der Weltbevölkerung 4.600 Kilokalorien an Nahrungsmitteln – mehr als ausreichend für jeden Menschen. Allerdings geht viel davon verloren, weil pflanzliche Lebensmittel an Tiere verfüttert oder durch Transport- und Lagerverluste vernichtet werden. Insgesamt gehen 56 Prozent der Kalorien auf diesen Wegen verloren, nur noch durchschnittlich 2.000 Kilokalorien stehen der direkten menschlichen Ernährung zur Verfügung.

Während die Verluste von Lebensmitteln im Produktionsprozess ein technisches Problem sind, ist es ein Skandal, dass Essen weggeworfen oder sogar vernichtet wird. Dieser Skandal wird oft nur durch Gedankenlosigkeit verursacht. Allein in den reichen Ländern gehen der menschlichen Ernährung laut Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO jedes Jahr 222 Millionen Tonnen an Lebensmitteln durch Verschwendung verloren. Das entspricht annähernd der gesamten Nahrungsmittelproduktion der afrikanischen Länder südlich der Sahara.

Weniger Verschwendung = weniger Hunger?

Die Agrarproduktion in den Entwicklungsländern trägt mit dazu bei, dass bei uns die Regale und die Teller gut gefüllt sind. Ungefähr 20 Prozent unserer Lebensmittel kommen aus den Entwicklungsländern. Daher könnte durchaus ein Zusammenhang zwischen der Verschwendung von Lebensmitteln bei uns und der Hungersituation in den armen Ländern hergestellt werden. Wird also weniger gehungert, wenn wir weniger Lebensmittel verschwenden?

Aus Sicht von Brot für die Welt gibt es hier keinen Automatismus. Die Ursachen von Hunger sind sehr vielseitig und unterscheiden sich von Land zu Land. Die Hungersituation kann sogar innerhalb der von Hunger betroffenen Regionen sehr unterschiedlich sein. Selbst innerhalb der Familien und zwischen den Geschlechtern gibt es enorme Ungerechtigkeiten. Global gesehen leben von den rund 800 Millionen Hungernden ein Drittel in den Städten und zwei Drittel auf dem Land.

Für sie ist es vor allem wichtig, dass sie

  • gesicherten Zugang zu ausreichend fruchtbarem Land und anderen natürlichen Ressourcen haben,
  • Zugang zu Krediten und Betriebsmitteln wie Saatgut und Dünger haben,
  • ihre Produkte besser lagern und verarbeiten können und Absatzmärkte dafür vorhanden sind,
  • ihre Märkte vor Billigangeboten und -importen schützen können,
  • Arbeitsplätze im ländlichen Raum zur Verfügung haben und dort ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften können,
  • über soziale Sicherungssysteme verbesserte Existenzbedingungen bekommen und
  • nachhaltige Anbaumethoden in der Landwirtschaft praktizieren können.

Gerechte Landverteilung verhindert Hunger

Die Verschwendung in den Industrieländern kann sich dennoch auf die Ernährungssituation in den Entwicklungsländern auswirken: Der Anbau von Gemüse, Obst oder Blumen für den Export benötigt wertvolles Ackerland und viel Wasser, was beides für den Anbau von Grundnahrungsmitteln für den heimischen Markt fehlt. Wenn in den Industrieländern weniger verschwendet wird, reduziert das die Nachfrage und es werden Flächen für den heimischen Markt  frei. Jedoch ist die Gefahr nicht auszuschließen, dass dort dann andere Exportprodukte angebaut werden, etwa Energiepflanzen oder Futtermittel. Um diese Flächen für die Ernährung der Bevölkerung zu sichern, ist es notwendig, dass gerechte Land- und Besitzverhältnisse für kleinbäuerliche und arme Bevölkerungsgruppen geschaffen werden und die nationale und internationale Agrarpolitik ihren Fokus auf die Bekämpfung des Hungers und die Förderung des ländlichen Raums legt.

In armen Ländern verrotten Lebensmittel

Während in den Industrieländern das größte Einsparpotential im Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher liegt, gehen in den armen Ländern bis zu 40 Prozent der Ernte durch Parasiten, Schädlinge oder Pilzbefall verloren. Weil auf den Bauernhöfen die Lagerhaltungsmöglichkeiten unzureichend sind und Lebensmittel auf dem Transportweg verderben, schätzt die Welternährungsorganisation FAO, dass in den Entwicklungsländern jährlich 630 Millionen Tonnen Lebensmittel verloren gehen.

Was Brot für die Welt tut

Diese Nachernteverluste können durch eine bessere Lagerhaltung in den landwirtschaftlichen Betrieben reduziert werden. In Tansania unterstützt Brot für die Welt beispielsweise das Mogabiri Farm Extension Center. Das Beratungszentrum empfiehlt bäuerlichen Familien traditionelle Getreidespeicher durch Metallsilos zu ersetzen oder Schädlinge mit Mitteln zu bekämpfen, die aus einheimischen Pflanzen wie dem Neem-Baum hergestellt werden. Traditionelle Getreidespeicher auf Pfosten zu stellen, die mit einem Metallschirm ausgerüstet sind, schützt bereits vor Mäusen und Ratten.

Partnerorganisationen wie Grupo Vicente Guerrero im Bundesstaat Tlaxcala in Mexiko setzen dabei nicht nur auf ökologischen Anbau, sondern auch auf die Weiterverarbeitung und Konservierung von Lebensmitteln und kurze Wege bei der Vermarktung. Durch unterschiedliche Verarbeitungsmethoden können Früchte und Gemüse konserviert und dadurch besser vermarktet werden. Häufig fehlt jedoch kleinbäuerlichen Familien das Kapital für aufwändigere Verarbeitungsverfahren, und die Ernte eines Kleinbetriebs allein reicht nicht aus, um kostspielige Maschinen auszulasten. Hier helfen Partnerorganisationen von Brot für die Welt dabei, Genossenschaften  zu gründen, die gemeinschaftlich landwirtschaftliche Erzeugnisse professionell verarbeiten und vermarkten.

Was Sie tun können

Es ist wichtig, dass wir in Deutschland weniger Lebensmittel verschwenden. Dafür können Sie mit Ihrem persönlichen Einkaufsverhalten sorgen, indem Sie nur die Mengen kaufen, die Sie auch verarbeiten, und weniger Fleisch essen. Bei anderen können Sie ebenfalls dafür werben, dass sie weniger Essen wegwerfen:

  • Beteiligen Sie sich an der Aktion „Teller statt Tonne“
  • Organisieren Sie einen Filmabend: Die Filme „Taste the Waste“ (lange Kinoversion) oder „Essen im Eimer“ (30-minütige Zusammenfassung) zeigen den Zusammenhang zwischen Ernährung und Globalisierung und geben Antwort auf die Frage, was der Hunger auf der Welt mit uns zu tun hat. Sie können die Filme bei der Evangelischen Medienzentrale und dem EZEF ausleihen (Links stehen unten im grauen Kasten).
  • Beteiligen Sie sich an der Kampagne Marmelade für Alle! Ziel der Kampagne ist es, aus Früchten, die in der Umgebung wachsen und ansonsten keine Verwendung finden, leckere Marmelade zu kochen.

Material zum Mitnehmen

Arbeitsheft: Niemand is(s)t für sich allein

Das Themenheft enthält einen Leitfaden für nachhaltige Ernährung, sechs Kapitel zu den Themen Lebensmittelverschwendung, ausgewogene Ernährung, Landraub, Regionalität und Jahreszeit, ökologische Landwirtschaft und Genuss. Jedes Kapitel enthält Methodenvorschläge und konkrete Aktionsideen. Außerdem finden sich eine Andacht und Rezepte in dem Heft.

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100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € können z.B. 50 Spaten für das Anlegen von Gemüsegärten in Burkina Faso gekauft werden. Dort wird vermehrt auf dürreresistentes Saatgut gesetzt, um trotz Klimawandel genug zum Überleben zu haben.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann z.B. ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen in Bangladesch gekauft werden. Dort versalzen immer mehr Wirbelstürme die Böden und das Grundwasser, Trinkwasser ist Mangelware.

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