Überfischung stoppen
Fischerei

Die Überfischung der Meere stoppen

Fisch ist in vielen Regionen ein Grundnahrungsmittel, doch er wird knapp. Durch industrielle Fischerei und rücksichtslose Fangmethoden sind die Meere überfischt, und die Versorgung der Menschen ist gefährdet. Doch Verbraucher können gegensteuern.

EU ist weltgrößter Fisch-Importeur

Die Deutschen verzehren jedes Jahr mehr als 14 Kilogramm Fisch, und die steigenden Preise signalisieren den Verbraucherinnen und Verbrauchern, dass er rar wird. Die Bestände in den Weltmeeren schwinden, weil Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht geraten sind. Aufgrund der Überfischung vor ihren eigenen Küsten ist die EU inzwischen der größte Fisch-Importeur der Welt.

„Wenn weniger als zwei Prozent der Fangschiffe mehr als die Hälfte aller Fische fangen, ist das ungerecht.“

Francisco Marí

Experte für Fischerei bei Brot für die Welt

Weltweite Überfischung und ihre Folgen

Der von der EU importierte Fisch stammt zum Großteil aus den Fanggebieten armer Länder, obwohl deren Bevölkerung oft unter Mangelernährung leidet. Hinzu kommt, dass bis zu 30 Prozent davon illegal gefangen werden, laut Schätzungen der EU-Kommission. Das heißt ohne Fanglizenz, in Zonen der Kleinfischerei oder mit verbotenen Fangmethoden wie Grundschleppnetzen. Ebenso schlimm ist, dass für Barsche, Krabben oder Tintenfisch oft die zehn- bis zwanzigfache Menge anderer Fisch mitgefangen wird, der bei uns nicht vermarktet werden kann. Dieser „Beifang“ wird massenhaft tot über Bord geworfen, wodurch weltweit die Bestände zurückgehen.

Die UN-Ernährungsorganisation FAO geht davon aus, dass inzwischen 70 Prozent der weltweiten Fanggründe überfischt sind oder kurz davor stehen. Aufgrund der Überfischung verarmen viele Küstengemeinschaften, weil den Fischern zu wenige und zu kleine Fische in ihre Netze gehen. Die Meeresverschmutzung durch Industrialisierung und Rohstoff-Abbau tut ihr Übriges dazu, da sie den Lebensraum der Fische zerstört.

Was Meer und Mensch nützt

Die Fischerei-Verträge, die die EU inzwischen mit Entwicklungsländern schließt, gehen in die richtige Richtung: Nur noch bei wissenschaftlich erwiesenem Überschuss darf die EU überhaupt anfragen, ob ihre Fangflotte dort fischen darf, und die Verträge müssen veröffentlicht werden. Bei den Entscheidungen sollen Vertreter der Kleinfischer einbezogen werden. Wenn ein EU-Fangschiff gegen die Regeln verstößt, verliert es für mindestens zwei Jahre das Fischerei-Recht in dem Gebiet.

Außerdem müssen die Entwicklungsländer in die Lage versetzt werden, ihre Küstengebiete vor Raubfischern zu schützen. Es dürfen nur Fangmethoden eingesetzt werden, die den Beifang von unerwünschten Arten und Jungfischen reduzieren. Fangschiffe aus China, Südkorea und Russland müssen sich ebenfalls an die internationalen Regeln halten. Dafür ist es wichtig, dass die neue Initiative für Transparenz in der Fischerei (FiTI) Erfolg hat, damit Staaten ihre Fischereipolitik offen legen müssen.

Was Brot für die Welt tut

Wir setzen uns dafür ein, dass die Kleinfischer eine Stimme haben, wenn auf internationaler Ebene über ihre Fischgründe verhandelt wird. So haben wir als Mitglied der Koalition für faire Fischerei-Abkommen die Gründung des Verbands der westafrikanischen Kleinfischer unterstützt. Gemeinsam konnten wir bei der Neudefinition der EU-Fischereipolitik 2014 wesentliche Verbesserungen gegen die Interessen der europäischen Fisch-Industrie durchzusetzen. Vor Mauretanien zum Beispiel dürfen nur noch handwerkliche Fischer Tintenfisch fangen und exportieren. Die Einhaltung dieses Abkommens überwachen wir als Mitglied des entsprechenden EU-Ausschusses. Zusätzlich unterstützen wir weltweit Partnerorganisationen dabei, die von der FAO anerkannten Leitlinien für die Rechte der Kleinfischer in nationales Recht umzusetzen.

Was Sie tun können

Essen Sie weniger Fisch und wählen Sie den gut aus, etwa anhand der Einkaufsratgeber von Greenpeace und WWF. Beide listen die nicht überfischten Arten auf, die Sie guten Gewissens essen können. Achten Sie beim Einkauf zusätzlich auf Ware aus nachhaltiger Fischwirtschaft. Manche Produkt-Siegel wie das Marine Stewardship Council (MSC) stehen aber als zu industrie-freundlich in der Kritik, weil sie die erwiesenermaßen nachhaltige Kleinfischerei nicht schützen. Ebenso wenig garantiert das MSC-Siegel faire Arbeitsbedingungen an Bord oder in der Fischfabrik. Hohe Umwelt- und Sozial-Standards hingegen bieten die Siegel von Bioland und Naturland für Fisch aus Zuchtbetrieben. Shrimps und Lachs aus industrieller Fischzucht sollten Sie komplett meiden, da sie Fischmehl aus Wildfang und große Mengen Antibiotika bekommen.

Material zum Mitnehmen

Bergbau am Meeresboden vor Papua-Neuguinea

Die Lagerstätte für Metallsulfide, Solwara 1, liegt in einer Tiefe von rund 1.600 Metern in der Bismarcksee vor Papua-Neuginea. Das ist eine der artenreichsten und ökologisch bedeutsamsten Meeresregionen der Welt, die ausgebeutet werden sollte.

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