Menschenhandel
Das gemeine Geschäft moderner Sklavenhändler

Menschenhandel ist ein wachsendes Problem, das genährt wird durch Ungleichheit und Abschottung. Besonders gefährdet sind Menschen, die arm sind, eine Lebensperspektive suchen oder fliehen müssen. Doch die Politik kann gegensteuern.
Von Zwangsprostitution bis Sklaverei
Menschenhandel ist eine extreme Form der Ausbeutung, die es auch in Deutschland gibt. Die Opfer werden oft in die Prostitution gezwungen oder müssen in Schlachthöfen arbeiten, in der Landwirtschaft, der Gastronomie oder auf dem Bau. Kennzeichnend ist, dass die Arbeitsverhältnisse durch Täuschung oder Zwang zustande kamen, die Betroffenen von anderen abhängig sind und ausgebeutet werden. Die Ausbeutungsverhältnisse reichen von Zwangsprostitution über Zwangsarbeit bis hin zu Formen der Leibeigenschaft und Sklaverei. In Europa leiden schätzungsweise 600.000 Menschen unter diesen Formen moderner Sklaverei, weltweit sollen es 21 Millionen sein. Die Gewinne der Täter betragen vermutlich 150 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
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Betroffene leben in großer Abhängigkeit
Die Opfer von Menschenhändlern sind meist arm oder haben wenig Perspektiven. In Europa gilt das vor allem für osteuropäische Länder. Junge Frauen etwa gehen auf vorgetäuschte Stellenangebote ein und werden mit Drohungen, Erpressung oder roher Gewalt zur Prostitution gezwungen. Männer werden oft durch kriminelle Vermittlungsgebühren zu Leibeigenen, müssen mit zig anderen in Absteigen hausen, zahlen dafür horrende Mieten und kommen nicht mehr aus der Abhängigkeit heraus. Oft sind sie illegal ins Ausland geschmuggelt worden, mussten ihren Pass an die Menschenhändler abgeben und leben wie Gefangene.
Auf Migrationsrouten in Afrika und Lateinamerika kommen als weitere Gefahr systematische Entführungen hinzu. Die Kidnapper erpressen Lösegeld von den Familien und misshandeln ihre Opfer während der Gefangenschaft. Auch Flüchtlinge und Staatenlose fallen den Entführern und Menschenhändlern regelmäßig zum Opfer und erleiden dieselben Formen der Ausbeutung.
Was gegen Menschenhandel hilft
Dabei gibt es internationale Abkommen, um Menschenhändler strafrechtlich zu verfolgen. Doch in vielen Regionen der Welt können sie aufgrund fehlender Rechtsstaatlichkeit nicht durchgesetzt werden. Diese Länder brauchen eine unabhängige Justiz, die auch von Opfern der Menschenhändler angerufen werden kann. Noch direkter helfen legale Wege für Schutzsuchende und Arbeitsmigranten.
Denn wer legal einreisen kann, muss nicht mehr die gefährlichen Flucht- und Migrationsrouten nehmen und kann auf die Vermittlungsdienste der Menschenhändler verzichten. Wer bereits Opfer solcher Kriminellen geworden ist, wird sich durch den neuen legalen Status eher entschließen, seine Peiniger anzuzeigen. Bis es soweit ist, müssen in den betroffenen Ländern niedrigschwellige Beratung und juristische Hilfe angeboten werden.
Was Brot für die Welt tut
Wir unterstützen mehrere Partner in der Ukraine, Rumänien und Tschechien, die vor dem organisierten Menschenhandel warnen. Die Mitarbeiter klären über Anwerbepraktiken der Menschenhändler sowie das Arbeitsrecht im Zielland auf und verteilen Informationsmaterial. In einem Projekt in Rumänien bleiben die Berater mit den Migrantinnen und Migranten in Kontakt, und zwar nicht nur vor der (legalen) Ausreise, sondern auch im Zielland und nach der Rückkehr, um schnell helfen zu können, falls sie in die Fänge von Menschenhändlern geraten.
Außerdem unterstützen wir die Lobbyarbeit der Global Alliance Against Trafficking in Women. Das Netzwerk und seine Mitgliedsorganisationen setzen sich dafür ein, dass die Menschenrechte in allen internationalen Strafverfolgungs-Initiativen gegen Menschenhandel und auf UN-Ebene verankert werden.
Was sie tun können
Informieren Sie sich über die Problemlagen betroffener Personen und die Hintergründe von Menschenhandel. Gehen Sie zu den Beratungsstellen von Diakonie und Kirchen und bieten Sie Ihre ehrenamtliche Hilfe an. Oder Sie unterstützen die Arbeit von Brot für die Welt mit einer Spende. Wir fördern zahlreiche Projekte, die sich für die betroffenen Personengruppen einsetzen und sie so vor Ausbeutung schützen.
Material zum Mitnehmen

Studie über Menschenhandel und Ausbeutung
Die Studie untersucht Menschenhandel vor dem Hintergrund von Geschlechterdiskriminierung, Nationalität, Bildungsstand und sozialer Herkunft. Außerdem nimmt sie den Grenzbereich zur Arbeitsausbeutung in den Blick, der oft zu wenig Beachtung findet.
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