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Von Weihnachten über Silvester bis Weihnachten

Von Ehemalige Freiwillige am

Eigentlich wollte ich um Weihnachten schon einen Blogeintrag geschrieben haben, allerdings haben sich meine Pläne dann spontan doch geändert und ich hatte dazu keine Zeit und dann kein Internet. Jetzt bin ich seit Weihnachten mal wieder zuhause und habe die Zeit etwas zu schreiben.

Weihnachten wird hier in der Ukraine sehr ähnlich gefeiert wie auch in Deutschland. Zumindest dann, wenn man (wie die meisten Freiwilligen hier; alle die ungarisch lernen) in der ungarischen Minderheit lebt. Die Ungarn sind nämlich fast alle reformiert und feiern daher Weihnachten auch von 24.-26. Dezember. Mein Weihnachten war unrsprünglich so geplant, dass ich Heilig Abend alleine hier im Wohnheim verbringe, weil Rachel am 23. nach Prag gefahren ist und alle Studenten aus dem Wohnheim natürlich zuhause waren. Am 25. wollte ich dann nach Rakos fahren, um dort den Alex zu besuchen. Der zweite Teil meines Plans wurde auch umgesetzt. Heilig Abend hat sich allerdings spontan alles geändert: Nach dem Gottesdienst um 17.00 Uhr wurden vor der Kirche noch ein paar Weihnachtslieder gesungen. Dort stand ich noch mit der Franzi und ihrer Familie und habe gewartet was passiert. Nachdem das Singen dann vorbei war, ist irgendwie bei allen der Stress ausgebrochen und die Menge war ziemlich schnell weg. Also bin ich auch heimgegangen und habe mir eine Kleinigkeit zu essen gemacht und Plätzchen und Lebkuchen bereitgestellt. Mein Plan war dann: Essen, evtl. einen Film schauen und mit der Familie daheim skypen. Während ich dann geskypt habe wurde ich auf einmal angerufen und der erste Pfarrer hier aus der Gemeinde hat gemeint er würde mich gerne spontan zum Abendessen einladen, damit ich nicht allein zuhause sitzen muss. Also bin ich gegen halb 9 aufgebrochen und habe dann dort mit der Familie Heilig Abend verbracht. Die Krankenhauspfarrerin und Magdi, unsere Koordinatorin, waren auch dort. Gegen 11 war ich dann wieder im Wohnheim und hatte eine Einladung zur Pfarrersfamilie zum Mittagessen am 1. Weihnachtsfeiertag. Außerdem wurde mir angeboten sie könnten mich auch nach Rakos fahren, weil sie eh nach Munkacs fahren und das kleine Stück können sie mich dann auch noch weiter fahren. Dieses Angebot habe ich angenommen und war dann also, anders als ursprünglich geplant am 25.12. in Beregszász in der Kirche und bin dann am frühen Nachmittag mit dem Auto nach Rakos gebracht worden. Dort war irgendwie nicht wirklich Weihnachtsstimmung, weil die Familie wohl Weihnachten nicht so groß feiert. Es war trotzdem eine schöne Zeit die ich dort verbringen konnte und es war schön mal zu sehen wie Familien hier so leben. Auch wenn es nur 2 Tage waren die ich in der Familie war und wir zu 2. eigentlich immer unterwegs waren. Am 26. abends war dann „név-este“ (Der Abend vor dem Namenstag) von einem der Söhne der Familie in der der Alex lebt. Das war ganz interessant, weil ich so noch nie miterlebt habe, wie Ungarn in der Ukraine so feiern. Es war ein ständiges kommen und gehen von Verwandten und Freunden und irgendjemand hat immerwieder gegessen und dadurch wurde auch immerwieder neues essen gebracht. Außerdem habe ich gesehen was es bedeutet wenn man einmal sagt:“Ja ich trinke einen Wodka mit.“ Dann wird das Glas nämlich einfach immer wieder einfach aufgefüllt. Uns (dem Alex und mir) wurde aber nicht oft nachgeschenkt, weil wir nur relativ kurz mit am Tisch saßen. Ein bisschen doof für mich war, dass der Alex mit seinen Gasteltern russisch spricht und ich daher nicht wirklich was verstanden hab, wenn sich beim essen unterhalten wurde. Man hat aber auch gemerkt, dass „unser Weihnachten“ doch nicht das ukrainische Weihnachten ist, weil die meisten Läden und Märkte von 24.-26.12. geöffnet waren. Im gegensatz zu letztem Wochenende, an dem das orthodoxe Weihnachten war.

Am 28. Dezember bin ich dann zusammen mit dem Alex in die Slowakei gefahren, um dort die deutschen Freiwilligen in Bratislava zu besuchen. Bratislava ist wirklich eine ganz andere Welt. Die Stadt ist sehr westlich und viele Leute sprechen auch deutsch oder englisch. Man muss also schon deutlich mehr aufpassen als hier über was man sich unterhält. Ein erstes lustiges Erlebnis hatten wir aber eigentlich schon im Zug nur über die ukrainisch-slowakische Grenze, bei der slowakischen Grenzkontrolle. Diese verlief für uns nämlich auf russisch, englisch und ungarisch, weil jeder irgendwie immer nach einer Sprache gesucht hat, die der jeweils gegenüber auch versteht. Wir hatten aber demnach keine Probleme der Verständigung, wie wir zuerst befürchtet hatten. Der ukrainische Zoll konnte nur ukrainisch (oder wollte es nur können…).

Silvester habe ich in Bratislava verbracht, zusammen mit einem Großteil der Freiwilligen dort. In der Stadt war überall riesig Party angekündigt und die Freiwilligen dort haben auch gemeint, dass die Slowaken sagen Bratislava wird an Silvester zu „Partyslava“ allerdings war die Party da, wo wir nicht waren. Insgesamt war der Abend aber doch ganz nett, weil wirs uns nett gemacht haben. Ärgerlich war nur, dass wir von ca. 1 bis halb 4 planlos durch die Stadt gelaufen sind auf der Suche nach einer Disko, aber immer jemand irgendwas auszusetzen hatte. Von „Ist mir zu teuer“ bis „Da geh ich nicht rein!“ war alles zu hören.

Letzten Mittwoch (4.1.) sind der Alex und ich dann extra früh – um kurz vor 6 – in Bratislava losgefahren, damit wir vor Donnerstagmittag wieder in der Ukraine sind. Dieses Ziel ist auf meinem Mist gewachsen, weil ich dachte, ich müsste am Donnerstag wieder arbeiten. Als ich dann aber Mittwochabend zuhause war und meine Mails gecheckt habe, war eine Mail von einer „Kollegin“ aus dem Diakoniezentrum, dass die Küche noch nicht wieder angefangen hat und es demnach noch kein Mittagessen zum ausfahren gibt und wir am Freitag auch nicht kommen brauchen, weil es eigentlich nix zu tun gibt. Einerseits war es gut, dass die Info schon am Mittwoch kam (man muss aber auch dazu sagen, dass ich wegen Freitag nachgefragt habe), andrerseits war es natürlich ärgerlich weil wir so noch in der Slowakei bleiben hätten können.

Nachdem Rachel dann Donnerstagmittag wieder heimgekommen war und ich ihr erzählt habe, dass wir ein langes Wochenende haben, haben wir uns spontan dazu entschlossen, nach L’viv (Lemberg) zu fahren. Also haben wir schnell mal alle Freiwilligen hier angerufen und gefragt ob sie mitkommen wollen einen Zug und ein Hostel gesucht. Nach nicht ganz 3 Stunden in denen das alles passiert ist, sind Lara, Rachel und ich mit dem Bus Richtung Munkacs losgefahren und haben dann dort noch Alex und Valentin getroffen. Von Munkacs sind wir dann zu fünft mit dem Zug weiter nach Lemberg. Was uns alle ein bisschen erstaunt hat, dass wirklich erstmal alles so funktioniert hat, wie wir uns das auch vorgestellt hatten. In unserem Hostel haben wir dann eine Ukrainerin kennengelernt, die sehr gut englisch konnte, die uns dann ein bisschen die Stadt gezeigt hat und uns auch ein paar Tipps für Bars und Diskos geben konnte. Sie ist allerdings Freitagabend nach Odessa weitergefahren, daher hatten wir nur bis Freitagnachmittag jemanden der sich in der Stadt ein bisschen auskennt.

Das letzte Wochenende war orthodoxes Weihnachten und wir haben gleich die Chance genutzt und waren am Freitagabend in einem orthodoxen Weihnachtsgottesdienst. Das war wirklich sehr spannend mitzuerleben. Wenn man allerdings etwas verstanden hätte wäre es wahrscheinlich noch um Welten spannender gewesen. Manchmal hat das nicht verstehen eben auch zu großer Verwirrung geführt, weil z.B. auf einmal alle angefangen haben sich die Hände zu reichen. Irgendwann ist mir dann aufgegangen, dass das wahrscheinlich der Friedensgruß war.

Spannend war auch wie die orthodoxen Christen das Abendmahl feiern. Die Gemeinde empfängt auch nur die Hostie. Diese wird aber nicht jeder Person in die Hand gegeben, sondern direkt in den Mund. Die Gemeinde kniet dabei auf dem Boden. Auch ein bisschen verwirrt war ich, wer bei den orthodoxen Christen zum Abendmahl gehen darf. Also ob ich als evangelisch lutherisch am orthodoxen Abendmahl teilnehmen darf oder nicht.

Nach dem Gottesdienst ist der Valentin dann wieder nach Hause gefahren und wir waren nur noch zu 4. in Lemberg unterwegs.

Am Samstag war in der ganzen Stadt unglaublich viel los, weil eben Weihnachten war. Das zieht wohl auch sehr viele Touristen an. Vor allem auf dem Platz vor der Oper waren unglaublich viele Menschen. Dort war ein Weihnachtsmarkt, auf dem es ähnlich wie in Deutschland eine Menge schöne Sachen und Essen und Trinken gab. Außerdem gab es eine Bühne auf der verschiedene Gruppen von jung bis alt gesungen, musiziert oder andere Dinge zum Besten gegeben haben. Und es gab für die Kinder elektrische Autos um durch die Menge zu fahren und die Möglichkeit mit einem Pony einmal durch die Menge zu reiten.

Was das orthodoxe und das reformierte Weihnachten hier am offensichtlichsten verbindet ist die Art einen Weihnachtsbaum zu schmücken. Dabei gibt es wie in Deutschland auch Kugeln, manchmal Schokolade und andere Kleine dinge die an den Baum gehängt werden, eine oder mehrere Lichterketten, die allerdings meistens nicht einfach nur weiß leuchten sondern bunt blinken und am wichtigsten ist massenweise Lametta. Hier in Beregszász gab es bis zum 24.12. einen kleinen „Weihnachtsmarkt“. Dort gab es ausschließlich Lametta, Weihnachtsbaumkugeln und anderen Weihnachtsbaumschmuck und Plastikweihnachtsbäume. Ich habe es leider versäumt ein Foto davon zu machen.

Außerdem steht in jeder Stadt ein Weihnachtsbaum und es ist wirklich einer schöner als der andere. Manchmal sehen die Bäume so aus, als hätte sich jemand einfach mit einer großen Lamettakanone davor gestellt und einmal Lametta über den Baum geschossen.

 

Nach diesem kleinen Exkurs zu den ukrainischen Weihnachtsbäumen wieder zurück zu unserem spontanen Lemberg Ausflug:

Man hat schon gemerkt, dass der Großteil hier doch orthodox ist, weil am 6. und 7. Januar viele Geschäfte und Stände auf dem Markt geschlossen waren, wohingegen man am 25. 26. Dezember, wie oben schon geschrieben, ohne Probleme einkaufen konnte. Den Samstagvormittag haben wir auch noch mit Sightseeing zugebracht und den Nachmittag wollten wir dann in ein Café gehen, es war aber überall wahnsinnig voll. Irgendwann haben wir dann aber doch noch was gefunden.

Am Sonntag war geplant früh mit dem Zug wieder nach hause zu fahren, damit wir noch einen Bus von Munkacs nach Beregszász bekommen und noch ein bisschen Zeit zum entspannen haben, weil Rachel und ich gestern wieder zu Arbeiten angefangen haben. Sonntag war dann aber der Tag an dem es angefangen hat nicht mehr so rund zu laufen wie an den ersten Tagen. Den Zug den wir eigentlich nehmen wollten haben wir verpasst und der nächste fuhr erst um 3 Uhr nachmittags. Also mussten wir irgendwie die Zeit verbringen. Wir sind dann wieder in die Stadt gefahren und haben uns in ein Café gesetzt und dort Karten gespielt und etwas gegessen. Kurz bevor wir gehen wollten und Rachel und Alex immer noch nichts zu essen hatten stellte sich raus, dass es die beiden Gerichte nicht gibt. Auf die Pommes, die sie anstatt haben wollten mussten wir dann auch ewig warten und wir waren dann ein bisschen im Verzug mit unserem Zeitplan. Den Zug haben wir aber noch gut erreicht. Von Munkacs aus mussten wir dann mit dem Taxi fahren.

Obwohl wir uns die Heimfahrt anders vorgestellt hatten war der Ausflug wirklich sehr gelungen und schön! Wahrscheinlich werden wir alle noch einmal nach Lemberg fahren, weil es doch mehr zu sehen gibt, als wir an dem Wochenende sehen konnten.

Seit gestern hat mich nach dem vielen Reisen der Alltag wieder. Es wäre doch angenehm gewesen, wenn ich gestern noch einen Tag Pause gehabt hätte, aber das Mittagessen musste ausgefahren werden, alte Leute wollten besucht werden und so standen Rachel und ich eben doch Montag früh um halb 9 auf der Matte um zu frühstücken und dann zu Arbeiten.

Der Winter lässt hier immer noch auf sich warten, wobei am Sonntag als wir wiederkamen ein bisschen Schnee lag. Gestern ist aber fast aller Schnee wieder weggetaut. Heute war es schätzungsweise knapp unter 0° geschneit hat es aber nicht. Auf dem Weg nach Lemberg fährt man durch die Karpaten und dort lag schon eine ganz ordentliche Menge Schnee. Also die Hoffnung bleibt, dass der Winter hier auch noch Einzug hält.

Ende Januar haben wir schon unser Zwischenseminar, das in den Karparten stattfinden wird. Vielleicht haben wir ja während dessen mal die Möglichkeit Ski- bzw. Snowboard zu fahren. Ansonsten steht jetzt in nächster Zeit erstmal noch keine Reise auf dem Plan, aber vielleicht liegt das, daran, dass wir schon ein bisschen ukrainische Mentalität des spontan seins angenommen haben.

 

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Lachender Junge

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