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Das, was noch bleibt.

Von Ehemalige Freiwillige am

6 Monat liegen hinter mir, 6 weitere noch vor mir. Halbzeit. Die großen Reisen sind schon gereist worden, mein Visum wird um ein letztes Mal verlängert und mein Rückflug ist bereits gebucht. Meine Arbeitskollegen haben sich schon überlegt, was sie mir zum Abschied schenken können und immer wieder werde ich gefragt, ob ich eines Tages nach Argentinien zurückkomme. Doch noch bin ich hier und ich hab noch eine Menge vor.

Das alles hat so etwas Absolutes und ich habe innerlich schon eine Liste angelegt, mit all dem, was ich noch machen oder sehen möchte in meiner bleibenden Zeit hier.

So viele unterschiedlichste Eindrücke von Gesehenem, Gehörtem, Erlebtem und Erzähltem. Eigentlich bin ich es euch und vor allem mir selbst schuldig eine ausführliche Evaluation abzuliefern. Ich habe viel nachgedacht über die vergangen 6 Monate, doch nach dem gefühlten 247843847 Anlauf einen zusammenhängenden, logischen Bericht zu schreiben habe ich schließlich aufgegeben. Das mag daran liegen, dass ich seit meinem letzten Eintrag so viel Zeit habe verstreichen lassen, oder auch einfach an der argentinischen Sommerhitze, die einem manchmal das Denken wirklich schwer machen kann.

Nachdem ich dann bereits viel geschrieben und darauf wieder gelöscht hatte, bin ich zufällig auf mein Motivationsschreiben gestoßen, was ich vor über einem Jahr für meine Bewerbung schrieb. Darauf habe ich mir dann alle meine restlichen Bewerbungsunterlagen angesehen und über all meine Erwartungen, Motivationen und Befürchtungen nachgedacht, die ich damals in Deutschland und zu Beginn in Argentinien hatte.

Eines ist klar. Es ist alles ganz anders gekommen.

Nie hätte ich gedacht, mich jemals in so einer Mega-Stadt wie Buenos Aires zurechtfinden zu können.

Nie hätte ich gedacht, dass mir dieses Jahr immer noch gar keine Erkenntnis über meinen weiteren Werdegang bringt.

Nie hätte ich gedacht, dass ich jemals die Kochfrauen in meinem Projekt verstehen würde, die zu Beginn einfach lauter statt langsamer gesprochen haben, wenn ich sie nicht verstanden habe.

Nie hätte ich gedacht, niemals Heimweh zu haben.

Nie hätte ich gedacht, auf Unverständnis zu stoßen, weil ich nun schon fast 20 bin und noch keine Kinder habe.

Nie hätte ich gedacht, ganz auf Kaffee zu verzichten und stattdessen Unmengen von Matetee zu trinken.

Nie hätte ich gedacht, mich spontan alleine in einen Bus Richtung Patagonien zu setzen.

Nie hätte ich gedacht, wie deutsch ich eigentlich bin.

Nie hätte ich gedacht, dies abschütteln zu können.

Nie hätte ich gedacht, den höchsten Berg Südamerikas zu sehen.

Nie hätte ich gedacht, dass ich Tango eigentlich blöd finde.

Nie hätte ich gedacht, welche Handwerklichen Fähigkeiten ich besitze und sogar ein Regal aus Orangenkisten bauen kann. (Und das kann sich sehen lassen!)

Nie hätte ich gedacht, mich jemals an diese Wohnung und den Lärm gewöhnen zu können.

Nie hätte ich gedacht, dass die Kakerlaken wirklich so groß sind hier. (Seit einer Begegnung in unserem Bad gestern Nacht weiß ich es besser.)

Nie hätte ich gedacht, dass es mir einmal schwer fallen würde Englisch zu sprechen und ständig spanische Wörter einzubauen oder unbewusst ganz ins spanische abzurutschen.

Nie hätte ich gedacht, dass mir die Kinder und Jugendlichen in meinem Projekt einmal so ans Herz wachsen würden.

Nie hätte ich gedacht, so viele unterschiedliche und interessante Menschen kennenzulernen.

Nie hätte ich gedacht, einmal auf der offenen Ladefläche mit 20 Leuten über die Autobahn in Buenos Aires zu fahren.

Nie hätte ich gedacht, dass die Zeit so schnell vergehen würde.

Ich könnte diese Liste endlos fortsetzen. Doch dass alles so anders gekommen ist heißt nicht, dass es schlecht ist. Auf bestimmte Dinge hat man keinen Einfluss und man muss sich einfach darauf einlassen und geduldig sein.

Wer weiß, was in dem restlichen halben Jahr noch auf mich zukommt. Ich habe jede Menge Pläne und ich werde auf alles daran setzen diese zu verwirklichen, doch wer weiß, was sich noch alles plötzlich ändern kann.

Also lasse ich das, was noch bleibt einfach auf mich zukommen.

Auf bald, Anna

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Lachender Junge

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