Klimagerechtigkeit und Tourismus

Weniger fliegen, mehr erleben

Acht Prozent der weltweiten Treibhausgase verursacht der Tourismus. Der größte Teil davon entsteht beim Fliegen. Klimaverantwortung zu übernehmen bedeutet seltener zu fliegen, dafür länger zu bleiben und intensiver zu reisen.

Fliegen ist die klimaschädlichste Art zu Reisen

Fliegen ist mit Abstand die klimaschädlichste Art der Fortbewegung. Die Triebwerke stoßen Kohlendioxid und andere Klimagase aus, Ruß und weitere Partikel führen zur Bildung von Schleierwolken. All diese Effekte heizen das Klima auf. Innerhalb der nächsten 20 Jahre ist mit einer Verdopplung der Passagierzahlen auf fast acht Milliarden zu rechnen. Die Europäische Kommission schätzt, dass sich die Treibhausgas-Emissionen aus dem Luftverkehr bis 2050 gegenüber 2018 vervierfachen oder sogar verachtfachen können.

Wer die Folgen des Fliegens spürt

Fliegen bleibt ein Privileg der wohlhabenden Bevölkerung. Global gesehen haben weniger als zehn Prozent der Menschen jemals ein Flugzeug betreten. Während es am Himmel über Europa, Nordamerika und den asiatischen Metropolen extrem voll ist, sind Flugzeuge in afrikanischen und lateinamerikanischen Ländern nach wie vor selten. Menschen im globalen Süden, die selbst nie geflogen sind, leiden am stärksten unter den Folgen der Klimakrise. Umweltkatastrophen wie Taifune zerstören Häuser und Felder, anhaltende Dürren und Wassermangel gefährden kleinbäuerliche Existenzen, der steigende Meeresspiegel wird zur Fluchtursache.

Der wahre Preis

Den Preis zahlen also weder die Airlines noch die Vielfliegerinnen. Heute kostet das Taxi zum Flughafen manchmal mehr als das Flugticket. Die Fluggesellschaften drücken die Preise durch miserable Arbeitsbedingungen und Lohndumping. Viele Staaten fördern Flughäfen, Airlines und Flugzeugbauer mit Subventionen und Steuererleichterungen – nicht erst seit den Corona-Rettungsprogrammen. Europaweit entfällt die Kerosinsteuer ebenso wie auf internationalen Flugtickets die Mehrwertsteuer. Diese Steuerbegünstigungen belaufen sich allein in Deutschland auf mehr als zehn Milliarden Euro im Jahr.

Grenzen von Innovationen und Emissionshandel

Durch technische Neuerungen und effizientere Flugzeuge lassen sich die Emissionen teilweise reduzieren. Die Branche wächst jedoch deutlich schneller als sie ihre Effizienz steigert. 30 neue Airlines allein im Corona-Jahr 2020 sind ein deutlicher Indikator dafür, dass es beim Fliegen in die falsche Richtung geht und die absoluten Emissionen weiter steigen werden. Die Internationale Gemeinschaft hat sich entschieden, den Flugverkehr nicht mit verbindlichen Emissionsreduktionszielen zu versehen, sondern setzt allein auf den Emissionshandel. Die Emissionszertifikate decken aber nur einen kleinen Teil der Klimaschäden ab und ermöglichen weiteres Wachstum beim Fliegen.

Flüge reduzieren geht vor kompensieren

Eine Kompensation macht die verursachten Klimaschäden nicht ungeschehen, deswegen müssen zuerst alle Potenziale genutzt werden, um Flüge zu vermeiden. Das heißt, reduzieren geht vor kompensieren. Ist der Flug gebucht, kann man seinen klimaschädlichen Effekt immerhin ausgleichen. Seriöse Anbieter unterstützen Projekte auf der ganzen Welt, mit denen Klima-Emissionen eingespart werden. Sie verbreiten effiziente Herde in Regionen, die auf Holzfeuern kochen, oder bauen Solaranlagen. Kompensationsanbieter wie Atmosfair und Klimakollekte berechnen zudem alle Klimawirkungen des Fliegens, nicht nur den CO2-Anteil, der nur einen kleinen Teil der Klimawirkung ausmacht. Weitere Tipps, den ökologischen Fußabdruck bei der Anreise in den Urlaub zu verkleinern, erhalten Sie in unserem „One Planet Guide“.

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