Bäuerin und ihr Vater zeigen auf eine Natursteinmauer
Brasilien

Der Riese am Amazonas ist stark unterfinanziert

Brasilien hat im Zeitraum 2016 bis 2022 über drei Milliarden US-Dollar internationale Anpassungsfinanzierung erhalten, davon zehn Prozent aus Deutschland. Damit liegt Brasilien auf Platz 21 der Liste der Empfängerländer.

Gegenüber der Vorperiode ist die Förderung zwar gestiegen, jedoch schwächer als im Schnitt aller Staaten. Das Klimarisiko hat sich kaum verändert und wird mit mittelhoch bewertet. Die größten Risiken gehen von Überschwemmungen und Dürren aus.  Die Anpassungskapazität ist kaum gestiegen, auch aufgrund der starken sozialen Ungleichheiten, die Brasilien prägen. Im Klimaanpassungsindex rutscht Brasilien um drei Plätze auf Position 68 ab. Bei der Geschlechtergerechtigkeit von Anpassungsprojekten schneidet Brasilien noch etwas schlechter ab und liegt auf Platz 77.

Brasilien hat einen Index Wert von 0,56, ideal wäre 1.
Brasilien hat einen Index Wert von 0,56, ideal wäre 1.

„In den Favelas gibt es keine Frühwarnsysteme.“

Wir haben Maureen Santos, Klimaexpertin vom Brot für die Welt-Partner FASE mit Sitz in Rio de Janeiro gebeten, die Ergebnisse einzuordnen. FASE wurde 1961 gegründet, ist mit sozialen, Bildungs- und Klimaanpassungsprogrammen in sechs Bundesstaaten tätig und engagiert sich darüber hinaus politisch für die Rechte der Armen und Ausgegrenzten.

Wie bewertest du die Indexergebnisse für Brasilien?

Der Anpassungsindex ist sehr hilfreich. Wir werden die wichtigsten Ergebnisse ins Portugiesische übersetzen und gegenüber der Regierung nutzen. Die Ergebnisse überraschen mich nicht. Ein Teil der Untersuchungsperiode fällt auf die Regierungszeit von Bolsonaro, der der Klimaanpassung keine Bedeutung beigemessen und Geschlechtergerechtigkeit bekämpft hat.

Was sind die größten Herausforderungen des Klimawandels für Brasiliens Arme?

Dürren und Überschwemmungen nehmen immer mehr zu. Letztes Jahr war fast ein ganzer Bundesstaat, Rio Grande do Sul, überschwemmt. Der Nordosten leidet unter Dürren. Das gefährdet die Ernährungssicherheit und Gesundheit vor allem der Ärmsten. Besonders betroffen sind die städtischen Slums, die Favelas. Frühwarnsysteme gibt es kaum, die Kanalisation ist bei Starkregen völlig überfordert und die engen Gassen verwandeln sich in reißende Bäche. Einige Städte, wie zum Beispiel Rio de Janeiro lernen aus den Fehlern der Vergangenheit und setzen jetzt auf Klimaanpassung. Wenn die Infrastruktur besser wird, mindert das auch die soziale Ungleichheit, unser größtes Problem. Auch FASE hat entsprechende Projekte. In Recife, im Nordosten, sichern wir in Favelas die Wasserversorgung. Wasser wird dort immer knapper.

Was sollte die Regierung besser machen?

Der Nationale Anpassungsplan (NAP) ist ein gutes Instrument, wird von den Bundesstaaten aber nicht ernsthaft genug umgesetzt. Klimaanpassung hat keine politische Priorität, selbst nicht nach all den Klimakatastrophen der letzten Jahre. Das muss sich ändern, dafür treten wir ein. Einen Bewusstseinswandel brauchen wir auch beim Klimaschutz. Dass immer mehr Lizenzen zur Öl- und Gasförderung in der Amazonasmündung vergeben werden, findet ein Großteil der Bevölkerung, die sich davon Arbeit und Wohlstand verspricht, gut. Das gilt natürlich nicht für die indigenen Gemeinschaften im Amazonas. Aber die haben leider keinen Einfluss.

Was erwartest du von der Klimakonferenz COP30 in Belém am Amazonas?

Wir Nichtregierungsorganisationen wollen, dass der Multilateralismus funktioniert. Wenn demokratische Staaten nicht mehr in der Lage sind, erfolgreich multilaterale Lösungen zu erreichen, dann verlieren immer mehr Menschen das Vertrauen in die Demokratie selbst. An diesem Punkt sehe ich uns. Deshalb wünsche ich mir, dass die COP sich diesen kritischen Fragen stellt, und dass daraus ein Prozess entsteht, der den Multilateralismus revitalisiert. Dazu gehört auch, die COP so zu reformieren, dass sie effizienter wird, kleiner und vielleicht auch seltener stattfindet. Ich denke nicht, dass das deren Legitimität untergräbt. Das Gegenteil ist der Fall.

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Die Weltkarte stellt die Werte dar, welche Anpassungsfinanzierung 129 Staaten der Erde erhalten.

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Climate Adaptation Finance Index 2025
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