Analyse

Kindern Zukunft schenken

Auch 2020 müssen noch immer über 150 Millionen Mädchen und Jungen weltweit arbeiten. Fast die Hälfte – geschätzte 73 Millionen – ist in Verhältnissen tätig, die die Internationale Arbeitsorganisation ILO als „schlimmste Formen von Kinderarbeit“ bewertet. Sie arbeiten unter ausbeuterischen, sklavenartigen und oft gesundheitsgefährdenden Bedingungen. Auch Zwangsprostitution gehört dazu.

Von Prof. Dr. h. c. Cornelia Füllkrug-Weitzel am
Ein Kind trägt einen Ziegelstein auf dem Kopf.

Der 10 jährige Niyoymuremye trägt mit anderen Kindern nahe Bugarura (Provinz Ruhengeri) gebrannte Ziegel zu einer Stelle an der Straße, wo sie die LKWs zum Weitertransport abholen können. Für 1000 Steine erhalten die Kinder 200 ruandische Franc (umgerechnet 35 Euro-Cent). Nachmittags gehen sie in die Schule.

Ausbeuterische Kinderarbeit ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte. Und ein Skandal, der niemanden gleichgültig lassen sollte.

Ausbeuterische Kinderarbeit beraubt Kinder ihrer Kindheit, ihrer Potentiale, ihrer Würde. Sie beeinträchtigt ihre körperliche, geistige und oftmals auch ihre seelische Entwicklung. Sie verletzt ihre Grundrechte und verbaut ihnen eine bessere Zukunft. Wer arbeiten muss, kann nicht zur Schule gehen, wer keine Schulbildung hat, hat kaum eine Chance auf eine angemessen bezahlte Arbeit. Diese Kinder haben praktisch keine Chance, aus der Armut, die sie in die Kinderarbeit hineingetrieben hat, je auszubrechen. Eher werden sie ihre Armut und Kinderarbeit auch noch an die kommende Generation ‚vererben‘: Armut befördert Kinderarbeit, die wiederum Armut verstärkt – ein Teufelskreis.

Kinderarbeit wird nur dann beseitigt, wenn Regierungen und Unternehmen entschieden gegensteuern. Nachdem Kinderarbeit seit 2000 zurückgegangen ist, hat COVID-19 nun leider bewirkt, dass wieder dramatisch mehr Kinder arbeiten müssen. Die Corona-Pandemie gefährdet besonders die Lebensgrundlage von Menschen im informellen Sektor, etwa 2 Milliarden Menschen weltweit, die als Tagelöhner, Straßenverkäuferin oder im Haushalt arbeiten und deren Einkommenschancen in Zeiten des Lockdowns drastisch zurückgegangen sind. Da braucht es jede Hand, um für das Überleben der Familie zu schuften – auch Kinderhände.

Zwischen 10 und 25 Prozent – hier gehen Schätzungen auseinander - der weltweiten Kinderarbeit werden aktuell in globalen Wertschöpfungsketten geleistet, vor allem in der Landwirtschaft (rund 70%) bei Anbau und Ernte von Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Baumwolle, Tabak und anderen Erzeugnissen. Zahlreiche Güter, die im globalen Norden konsumiert werden, wurden mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt. In Goldschmuck, Kosmetik, Textilien, Handys, Grab- oder Ziegelsteinen, in Pflastersteinen oder Spielzeug steckt oft Kinderarbeit. Auch zur Gewinnung von Rohstoffen, etwa in den Kobaltminen der DR Kongo, werden Kinder eingesetzt. Die Fallstudien zu globalen Lieferketten der beispielhaft untersuchten Textilindustrie und Automobilbranche (Glimmer, Kobalt) weisen ausbeuterische Kinderarbeit zweifelsfrei nach.

In Deutschland wird aktuell über die Einführung eines Lieferkettengesetzes diskutiert. Brot für die Welt setzt sich vehement für ein solches Gesetz ein.

Lösungsansätze – Bildung und faire Löhne

Kinderarbeit kann nur mit einem integrierten Ansatz bekämpft werden. Ein Erfolgsmodell bei der Bekämpfung von Kinderarbeit ist die Einrichtung von „kinderarbeitsfreien Zonen“ (CLFZ) wie es sie in Indien und verschiedenen Ländern Afrikas schon gibt. Hier sitzen Gemeindevertreter*innen, Polizei, Sozialarbeit, Schulen, Gesundheitszentren, lokale NROs, Elternvereine, Kinderparlamente und andere einem Tisch.

Bildung ist ein entscheidender Schlüssel im Kampf gegen Kinderarbeit. Alle Kinder haben das Recht auf eine inklusive Bildung. Die UN-Kinderrechtskonvention beinhaltet neben dem Recht auf Bildung, Schule und Berufsausbildung (Artikel 28) auch das Recht, „vor wirtschaftlicher Ausbeutung geschützt und nicht zu einer Arbeit herangezogen zu werden“.

Der entscheidende Schlüssel zur Bekämpfung von Kinderarbeit ist, die Situation der Familien zu verbessern und sie einzubeziehen. Eltern, deren Einkommen nicht reicht, um die Familie zu ernähren, schicken ihre Kinder oft arbeiten. Sicherzustellen, dass angemessene Löhne gezahlt und Familien sozial abgesichert sind, etwa im Fall von Krankheit, mit anderen Worten: dass sie ein stabiles und auskömmliches Familieneinkommen haben, ist deshalb zentral. Krankenversicherungen haben Kinderarbeit nachweislich verringert. Menschenwürdige Arbeitsbedingungen für Erwachsene, die faire Einkommen und Sicherheit beinhalten, tragen maßgeblich zur Überwindung von Kinderarbeit bei.

Nur wenn Kinder regelmäßig in die Schule gehen, haben sie eine Chance, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. Die Schule ist auch ein Schutzort und bietet die Chance auf wenigstens eine verlässliche Mahlzeit am Tag. Lehrer*innen spielen eine zentrale Rolle – als Garanten für qualitativ gute Bildung und als Vorbild für eine neue Generation. Ihre Ausbildung und angemessene Löhne sind deshalb auch sehr wichtig im Kampf gegen Kinderarbeit. Staaten müssen in die Personalausstattung und die Infrastruktur von Schulen investieren, damit Kinder eine bessere Zukunft als ihre Eltern haben.

Wo stehen wir? Was fordern wir?

Die Bundesregierung ist in der internationalen Entwicklungspolitik ein wichtiger global player mit großem Einfluss. Sie kann dazu beitragen, die Bekämpfung von ausbeuterischer Kinderarbeit international voranzutreiben. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen hat sich Deutschland verpflichtet, ausbeuterischer Kinderarbeit in all ihren Formen bis 2025 ein Ende zu setzen. Das ist allerdings mit Finanzhilfen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit allein nicht getan: Steht die Bundesregierung zu ihrem Versprechen, muss sie ein Gesetz erlassen, in dem Menschenrechte in der ganzen Lieferkette – beginnend bei der Produktion - geschützt werden.

Ein erster Erfolg war die Annahme des Bundestagsantrags der Fraktionen CDU/CSU und SPD „Kinder weltweit schützen – Ausbeuterische Kinderarbeit verhindern“ vor einem Jahr am 14.11.2019 im Bundestag. Darin wird auch ein gesetzliches Verbot der Einfuhr und des Handels mit Produkten aus ausbeuterischer Kinderarbeit gefordert, das keine doppelten Standards zulässt und ausbeuterische Kinderarbeit im Ausland genauso verurteilt und ächtet wie in Deutschland. Wenn der Nachweis erbracht werden kann – etwa durch NGOs, Betroffene, Recherchen investigativer Journalist*innen -, dass ein nach Deutschland eingeführtes Produkt mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt wurde, soll es künftig verboten werden können. Dies ist bislang in Deutschland noch nicht möglich.

Für 2021 haben die Vereinten Nationen ein Internationales Jahr zur Beendigung von Kinderarbeit ausgerufen. Wir sind zuversichtlich, dass die politische Debatte um die Bekämpfung von Kinderarbeit dadurch auch international wieder Fahrt aufnimmt. Mit unserer Aktion „Kindern Zukunft schenken“ wollen wir dazu beitragen, dass ausbeuterische Kinderarbeit ein Ende findet. Mit unserer Projektarbeit zeigen wir, wie das gelingen kann.

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Lachender Junge

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