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Konrad Raiser: Prävention erfordert einen Wechsel der Logik

Von Ehemalige Mitarbeitende am

Teilnehmende aus Asien, Afrika, Lateinamerika und Europa diskutierten miteinander, wie man sich davon befreien kann, ständig auf Gewalteskalationen reagieren zu müssen. Die von dem früheren UN Generalsekretär Kofi Annan eingesetzte Internationalen Kommission über Intervention und Staatssouveränität (ICISS) entfaltete in ihrem 2001 vorgelegten Bericht „The Responsibility to Protect“ den Gedanken der Schutzverantwortung. Doch 12 Jahre später muss leider festgestellt werden, dass die Praxis der internationalen Politik nach wie vor in der „Interventionslogik“ gefangen ist.

Dr. Konrad Raiser, bis 2003 Generalsekretär des Weltkirchenrates, berichtete in seinem Vortrag, dass der ÖRK in der Biskussion mit der ICISS darauf gedrängt habe, dass es vorrangig um den Schutz für bedrohte verletzliche Bevölkerungen vor Risiken gehe (protection of vulnerable populations). „Die internationale Politik ist aber bis heute in der Falle der Reaktionslogik gefangen“. Es sei falsch, so wie es immer noch häufig geschieht, die vorbeugende Verhinderung von Gewalt – Prävention - als nur die "weiche Antwort" auf die Tatsache der Gewalt“ zu verstehen. „Prävention aber erfordert einen Paradigmenwechsel – weg von der Logik der Reaktion hin zu einer Logik der Prävention“, so Raiser. Diese Logik beinhalte eine Reihe von Bausteinen: die Widerstandsfähigkeit von Bevölkerungsgruppen stärken, Bedrohungen von Frieden und Gerechtigkeit frühzeitig erkennen können, Beziehungen wieder aufbauen zu können und die Chancen zu erkennen, Konflikte für konstruktive Transformation zu nutzen. Die Logik der Prävention zielt, so Raiser, nicht darauf ab, Verletzlichkeit zu überwinden. Vielemehr geht es darum, die Fähigkeit von Gemeinschaften zu stärken, mit ihrer Verletzbarkeit konstruktiv umgehen zu können.

Renke Brahms, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland, schilderte in seinem Vortrag am Beispiel der Erfahrungen der Kirchen in Deutschland, dass der Aufbau von Friedensfähigkeit und damit die vorbeugende Verhinderung von Gewalt eine andauernde Herausforderung und eine andauernde Aufgabe für die Kirchen ist. Mit dem Ende des 2. Weltkriegs haben sich die Kirchen in Deutschland hier engagiert – die Versöhnung mit den Nachbarn, die Begleitung von Wehrdienstverweigerern, die kritische Auseinandersetzung mit der Rüstungsexportpolitik, Friedensbildung in Schulen oder das Organisieren von sicheren Räumen für die Diskussion kontroverser Themen sind nur einige Beispiele.

Dr. Agnes Abuom, Beraterin der Allafrikanischen Kirchenkonferenz für Frieden und Versöhnung, schilderte die Friedensarbeit der Kirchen in Kenia. Sie betonte, dass die Prävention von Gewalt es erfordert und voraussetzt, sich mit der jeweils eigenen Rolle in dem Konflikt und den eigenen Einfluss auf die Form der Konflkiktaustragung auseinander zu setzen. Dies kann – wie für die Kirchen in Kenia – ein schmerzhafter Prozess sein. Doch erst darüber erlangen Kirchen die Fähigkeit, die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft gegen Gewaltagitation zu stärken.

Konrad Raisers Argument, dass der Wunsch präventiv zu handeln, einen Perspektivwechsel erfordert, griff Lancedell Mathews aus Liberia, Direktor der New African Reserach and Development Assoziation, in seinem Beitrag auf. „Wir alle, aber insbesondere die Staatenwelt, sind darauf gepolt, nach den „drivers of conflict“ zu suchen, jenen Faktoren, die Gewalteskalation begünstigen. Das führt zwangsläufig zu reaktivem Handeln. Um als der „Reaktionsfalle“ herauszukommen, müsse man nach den „drivers of peace“ und den „drivers of justice“ suchen. Gewaltsam ausgetragene Konflikte sind das Symptom des Mangels an Frieden und Gerechtigkeit in einer Gesellschaft. Wenn man nicht nur Symptome kurieren will, muss man endlich umschalten von der „Logik der Reaktion“ auf die „Logik der Prävention“.

 

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