die meisten Menschen, die einen Bumerang werfen, können nicht erklären, welch komplexe Kombination an unterschiedlichen Kräften auf ihn einwirken. Wir wundern uns nur, dass er zurückkehrt. So ist es auch mit der Politik im globalen Zeitalter. Wenn wir über „nationale Interessen“, „nationale Sicherheit“ oder „nationale Wirtschaft“ sprechen, sollte uns klar sein: Was wir anstoßen, wirkt in die Welt, rotiert und kommt zurück. Wie und wann genau, lässt sich in dieser geopolitisch hochkomplexen bis chaotischen Welt nicht immer vorhersagen. Sicher ist nur: Es hat Folgen. Wenn die Bundesregierung die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe drastisch kürzt, wie sie es vorhat, dann werden auch deutsche Bürger*innen darunter leiden. Früher oder später. Denn wenn Engagement und Gelder im Globalen Süden fehlen – für Impfprogramme, Klimaschutz, Ernährung, Friedensarbeit –, zahlen auch wir den Preis. Pandemien, Erderwärmung, Gewalt, Armut und autokratische Tendenzen überwinden alle Grenzen. Jetzt schon. Mal ganz abgesehen davon, dass wir mit unserem Handeln ein gutes Stück zur Verursachung der Krisen beitragen. Die Wechselwirkungen dieser Welt versteht nicht, wer etwa deutsche Grenzen dicht machen und gleichzeitig Mittel für Flüchtlingsschutz in afrikanischen Staaten streichen will (kleine Randnotiz: Der Globale Süden nimmt schon jetzt mehr als zwei Drittel aller Schutzsuchenden auf). Oder: Wer in aufstrebende Länder investieren will, muss doch auch daran interessiert sein, dass dort Rechtssicherheit herrscht. Wir müssen die Welt im Blick behalten, wenn wir über „nationale“ Interessen oder „nationale“ Sicherheit sprechen. Sicherheit lässt sich nur gemeinsam herstellen, sei es über die Vereinten Nationen (siehe Blogs unten) oder auch über die Stärkung konkreter Friedensarbeit in den einzelnen Ländern. Hier setzt zum Beispiel kirchliche Entwicklungszusammenarbeit an. Mit ihrem starken, über Jahrzehnte gewachsenen Partner-Netzwerk im Globalen Süden reicht sie auch in die fragilsten Kontexte, dorthin, wo staatliche Strukturen fehlen. Am morgigen Donnerstag treffen sich die Volksvertreter*innen im Bundestag zur entscheidenden Beratung über den Bundeshaushalt. Erfahrungsgemäß kann es dort heiß hergehen, können Ruder herumgerissen werden. Unsere Bumerang-Aktion am Montag hat veranschaulicht: Wenn wir in Deutschland nicht Verantwortung übernehmen und globale Solidarität üben, lösen wir Kräfte aus, die uns irgendwann um die Ohren fliegen.
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