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Marikana-Massaker: Langer Kampf um Gerechtigkeit

Ein Jahrzehnt nach dem Massaker an Dutzenden Bergarbeitern in Marikana warten viele Witwen weiterhin auf Entschädigung – und eine Entschuldigung.

Von Redaktion am
Zameka Nungu hält Porträt des toten Ehemanns in der Hand

Zameka Nungu hält das Foto ihres verstorbenen Mannes Jackson Lehupa in der Hand. Lehupa wurde während des Massakers von Marikana am 16. August 2012 getötet.

Als ihr Arbeitgeber im vergangenen Jahr eine Gedenktafel zu Ehren ihres getöteten Mannes enthüllte, saß Zameka Nungu zu Hause. Man hatte die 48-Jährige von der Veranstaltung informiert, mit der neben dem Vater ihrer sechs Kinder auch Dutzenden anderen Bergleuten in der Kleinstadt Marikana gedacht wurde, die im Jahr 2012 von Polizisten erschossen worden waren. „Die Zeit ist gekommen, die Wunden zu schließen“, behauptet der Bergbaukonzern Sibanye Stillwater in Stein gemeißelt auf der Gedenktafel.

Doch nicht für Nungu. Eine angemessene Einladung oder Beteiligung an der Veranstaltung habe es nie gegeben, sagt die Witwe. Zudem sei die Gedenktafel mehrere Kilometer von dem Ort entfernt aufgestellt worden, wo innerhalb weniger Tage mehr als 40 Menschen starben. „Sogar einige Namen haben sie falsch geschrieben“, sagt Nungu.

Nichts als leere Gesten

Zum Zeitpunkt des Massakers war die Mine im Besitz des Lonmin-Konzerns. Sibanye Stillwater hat ihn 2019 übernommen und versprach eine Aufarbeitung. Nungu sitzt in dem winzigen Wohnzimmer des Apartments, das ihr auf Druck einer Gewerkschaft zur Verfügung gestellt wurde. Der Bergbaukonzern hat ihr einen Job als Putzfrau unter Tage gegeben, so wie es in Südafrika Tradition hat: Kommt ein Bergarbeiter unter gleich welchen Umständen zu Tode, dann wird oft einem oder einer Angehörigen ein Job angeboten.

Doch für Nungu sind das leere Gesten. „Bis heute hat sich weder der Konzern noch die Regierung bei uns entschuldigt“, sagt sie, „und ich weiß auch nicht, ob ich die Entschuldigung annehmen würde.“ Schließlich wurde keiner der beteiligten Polizisten verurteilt, obwohl es sich laut Studien längst nicht bei jedem tödlichen Schuss um Selbstverteidigung gehandelt hat, wie offiziell behauptet. Einige Bergarbeiter waren von hinten getroffen worden – und noch dazu unbewaffnet.

Aufarbeitung erfolgt nur schleppend

Auch die Rolle des heutigen Präsidenten Südafrikas, Cyril Ramaphosa, werde „wie ein Tabu“ behandelt, sagt Nungu. Dabei saß er damals im Vorstand von Lonmin und übte in den Tagen vor dem Massaker Druck auf Politiker*innen für ein härteres Vorgehen gegen die streikenden Bergarbeiter aus.

Die von der Regierung versprochenen Entschädigungszahlungen seien bislang ebenfalls nicht an Nungu ausgezahlt worden. So gehe es den meisten Hinterbliebenen und Verletzten. Sibanye Stillwater zahle für die Schulbildung der Kinder, viele andere Versprechen aber wurden gebrochen. Das Grab von Nungus Mann habe bis heute nicht einmal einen Grabstein.

Schlechte Lebensbedingungen in Marikana

Einer der Hauptabnehmer des Platins von Sibanye Stillwater ist der Chemiekonzern BASF. BASF behauptet, sich für faire Arbeitsbedingungen bei seinem wohl umstrittensten Zulieferer einzusetzen. „Wir haben den Eindruck, dass Sibanye Stillwater vom Zeitpunkt der Übernahme an den Dialog mit den Witwen der Opfer von Marikana gesucht hat und zusammen mit den Betroffenen Strategien erarbeitet hat, um die Versorgung der Familien sicherzustellen“, teilt der deutsche Konzern auf Anfrage mit. Man diskutiere die Lebenssituation der Minenarbeiter und der Menschen in den umliegenden Gemeinden auch mit Interessengruppen vor Ort.

Zameka Nungu spürt davon wenig. „Es gibt nichts, was sich verbessert hat“, sagt sie. Noch immer sind nur wenige Straßen geteert, längst nicht alle Häuser haben Strom und Wasser. Anwohner erzählen zudem, dass zahlreiche Bergarbeiter entlassen worden seien. Witwe Nungu will die Hoffnung auf Gerechtigkeit nicht aufgeben. „Jeden Tag denke ich an Tod meines Mannes“, sagt sie. „Das ist nicht fair. Es ist einfach nur schmerzhaft.“

 

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