Brasilien

Rückschritte für die Zivilgesellschaft

In Brasilien dient die Wirtschaftskrise der Regierung als Rechtfertigung für die drastische Einschränkung sozialer Rechte. Bei friedlichen Demonstrationen der Bevölkerung kommt es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen von Sicherheitskräften.

 

Die politische Lage in Brasilien

Brasilien galt lange Zeit als Vorzeige-Schwellenland mit wachsender Wirtschaft und sinkender Armut – dank umfangreicher Sozialprogramme der seit 2002 regierenden linken Arbeiterpartei (PT). Doch seit dem umstrittenen Amtsenthebungsverfahren von Ex-Präsidentin Dilma Roussef im August 2016 erlebt das G20-Land, die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt, eine schwere Demokratiekrise. Soziale und bürgerrechtliche Errungenschaften der letzten Jahrzehnte stehen auf dem Spiel. Das neoliberale und rechtskonservative Lager unter der Übergangsregierung von Michel Temer hat die Überhand gewonnen.

Temers Kabinett, das bis zur Nachnominierung einer Frau aus 23 weißen Männern bestand, sieht die hohen Sozialausgaben der Vorgängerregierung als Ursache des Haushaltsdefizits an. Die partizipative Mitgestaltung von Politik durch soziale Bewegungen weicht mehr und mehr einer Kriminalisierung von Aktivisten und Aktivistinnen. Die politische Stimmung im Land ist zunehmend bestimmt von einem religiösen Konservatismus, der die Rechte von Frauen, LSBTTIQ-Personen (lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Personen) und anderen marginalisierten Gruppen missachtet und dadurch soziale Ungleichheiten und Spannungen verstärkt.

Menschenrechtlicher Rückwärtstrend

Der menschenrechtliche Rückwärtstrend in Brasilien drückt sich in Reformen aus, die Temer in rasantem Tempo veranlasst. Kaum im Amt kündigte er die Abschaffung des Ministeriums für Frauen, ethnische Gleichstellung und Menschenrechte sowie des Kulturministeriums an. Zumindest Letzteres wurde nach Protesten von Kulturschaffenden zurückgenommen. Bald darauf folgte die Verfassungsänderung PEC Nr. 55 (Proposta de Emenda à Constituição), mit der die staatlichen Sozialausgaben im Bildungs- und Gesundheitsbereich für die nächsten 20 Jahre eingefroren werden. Gleichzeitig werden Gesetze vorangebracht, die dem neoliberalen und ultrakonservativen Lager zuspielen.

Religiöse Anschauungen der evangelikalen Strömung dienen dabei als Machtmittel zur Unterdrückung von Frauen. Auch debattiert der Kongress über ein „Gesetz zum Schutz des Ungeborenen“. Mit diesem sollen die bislang schon extrem eng gehaltenen Ausnahmetatbestände, etwa Lebensgefahr für die werdende Mutter, abgeschafft werden. Außerdem soll es künftig keine Notfallverhütung für Vergewaltigungsopfer mehr geben.

Zivilgesellschaft aktuell

Seit der Amtsübernahme ist kein Tag ohne Demonstrationen vergangen. Tausende Menschen gehen auf die Straße, um sich gegen der Abbau sozialer Rechte zu wehren. Die Wut über die korrupte politische Klasse im Land  hat enorm zugenommen.

Inzwischen ermittelt die Justiz offiziell gegen Temer sowie acht seiner Minister und mehr als 200 Kongressabgeordnete wegen Korruptionsvorwürfen. Bei den Protesten eskaliert die Gewalt zunehmend. Sondereinheiten gehen mit Tränengas, Blendgranaten, Gummigeschossen und teilweise mit scharfer Munition gegen Demonstrierende vor. Immer wieder verletzen sie dabei Menschen schwer oder töten sie sogar. 77 Prozent der von der brasilianischen Polizei Getöteten sind schwarz. Rechtswidrige Tötungen durch die Polizei bleiben nahezu ausnahmslos ungeahndet. Im Mai 2017 ordnete Temer per Dekret den Einsatz des Militärs gegen Demonstrierende an.

Den ausführlichen Länderbericht finden Sie im Atlas der Zivilgesellschaft, welchen wir Ihnen untenstehend zum Download anbieten.

Material zum Mitnehmen

Atlas der Zivilgesellschaft

Die Unterdrückung von Kritik oder Rede- und Vereinigungsfreiheit ist so vielfältig wie uferlos: Nur 2 Prozent der Weltbevölkerung können uneingeschränkt in gesellschaftlicher Freiheit leben. Ein Report zur weltweiten Lage.

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