Tschad
Kleinbauern gegen Ölkonzerne stärken
Für Konzerne und Regierung ist der Erdöl-Boom im Süden des Tschad ein Milliardengeschäft. Doch die ansässigen Kleinbauernfamilien profitieren nicht davon. Im Gegenteil: Sie verlieren ihr Land. Eine kleine Organisation hilft ihnen, ihre Rechte durchzusetzen.
Das Erdöl gilt heute als Fluch
„Zu essen gab es früher genug“, erzählt Auguste Djinodji, 87. „Auf den Feldern haben wir Maniok, Taro, Süßkartoffeln, Bohnen und Erdnüsse angebaut. Und im Buschwald weideten Rinder, Schafe und Ziegen.“ Die Menschen waren zwar nicht reich, aber sie hatten ein Auskommen. Heute ist das anders. Denn seit gut einem Jahrzehnt fördern Großkonzerne im Süden des Tschad Erdöl. Die Milliardeninvestition wurde als Projekt zur Armutsbekämpfung verkauft. „Man hat uns das Blaue vom Himmel versprochen“, erzählt Auguste Djinodji, Dorfältester von Maïkeri, mit bebender Stimme. „Sauberes Trinkwasser, neue Schulen, stabile Häuser, sogar Elektrizität. Und was haben wir bekommen? Nichts!“ Es kam noch schlimmer. „Sie haben uns sogar unser Land weggenommen.“
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Erfolge im Kampf gegen Unrecht und Korruption
Seit mehr als 15 Jahren setzt sich Djéralar Miankeol für die Rechte der Bauernfamilien in der Erdölregion ein. Der Gründer der Association Ngaoubourandi (Verein Regenbogen) legt sich mit den Ölkonzernen an und macht Korruption öffentlich. „Insgesamt sind mehr als 60 Dörfer betroffen. Allein in der Kernregion um Maïkeri haben wir 1.200 Pumpen gezählt. Viel Land ging auch beim Bau von Straßen, Pipelines, Ölspeichern und Stromleitungen verloren.“ Die Association Ngaoubourandi kämpft für faire Entschädigungen und setzt Zeichen der Hoffnung – etwa durch den Bau von Trinkwasserbrunnen oder einer Gesundheitsstation. „Jetzt geht es endlich voran“, sagt Auguste Djinodji.
Bildergalerie: Kampf gegen die Ölkonzerne

Auguste Djinodji, der traditionelle Chef von Maïkeri, hat anfangs den Versprechen der Öl-Industrie geglaubt. „Doch wir leben seit Jahren in einem Alptraum. Erst jetzt wachen wir auf.“
© Helge Bend

Das Doba-Becken mit subtropischem Klima ist eine Kornkammer. „Zu essen gab es früher genug“, erzählt der 87 Jahre alte Dorfchef. Heute ist das anders.
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Seit gut einem Jahrzehnt wird das Erdöl von einem Konsortium in großem Stil gefördert und über eine Pipeline bis zum Atlantik gepumpt.
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Napoleon Sangmbaye hatte einst zwei Hektar Land, einen hat er an das Öl-Konsortium verkauft. Auf der verbliebenen Parzelle wächst nichts mehr, sie liegt direkt neben einer Förderstelle.
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Zwielichtige Beamte des Katasteramts beschlagnahmen illegal Land und verkaufen es. Die Association Ngaoubourandi, Partner von Brot für die Welt, informiert die Menschen über ihre Rechte.
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Djéralar Miankeol kämpft im Namen der Hilfsorganisation für die Rechte der Bauernfamilien, legt sich mit den Ölkonzernen an und leitet die Bauern zur Selbsthilfe an.
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Ein Entwicklungsplan für die ganze Region soll klären, wo was gebraucht wird, um dann Brunnen, Schulen, Latrinen und Gesundheitsstationen zu bauen.
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Früher musste Marie Yomoundjim fünf Kilometer weit gehen, um Wasser zu holen, das noch nicht einmal sauber war. Dank des Entwicklungsplans ist das Geschichte.
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Material zum Mitnehmen

Projektinformation Taschad
Ausführliche Informationen zur Unterstützung der Kleinbauern gegen die Erdöl-Industrie im Taschad.
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