Simbabwe
Mit WhatsApp gegen Dürre und Hunger
Kaum ein afrikanisches Land ist so stark vom Klimawandel betroffen wie Simbabwe. Vor allem im Osten des Landes leiden Kleinbauernfamilien unter Dürren und Zyklonen. Eine unserer Partnerorganisationen hilft ihnen, sich an die schwierigen Bedingungen anzupassen.
Das Versprechen ohne Hunger zu leben
In den 42 Jahren ihrer Ehe gab es nur eine Hand voll Tage, die Evelyn und Gift Dirani nicht zusammen verbracht haben. Aufgewachsen im gleichen Dorf im Osten Simbabwes, fragte Gift im Alter von 19 Jahren Evelyn, ob sie ihn heiraten wolle. Das fruchtbare Land seiner Eltern biete ihnen genug zum Leben, versprach er. Ihre Antwort war ein Kuss. Das Essen war zwar oft knapp, doch jahrzehntelang konnte Gift Dirani sein Versprechen halten. Die beiden teilten ein bescheidenes, aber erfülltes Leben. Strom gibt es bis heute nicht in Nyanyadzi im Bezirk Chimanimani, der nächste Wasserhahn ist Hunderte Meter entfernt. Aber irgendwie warf die Ernte immer genug ab, für sie, ihre Kinder und die Enkel.
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Bildergalerie: Mit WhatsApp gegen Dürren und Hunger

Auch in Simbabwe ist der Klimawandel deutlich zu spüren: Die Temperaturen steigen, die Regenzeit setzt immer später ein. Es mangelt an Wasser zur Bewässerung der Felder.
© Karin Schermbrucker / Brot für die Welt

Die Organisation TSURO zeigt Kleinbauernfamilien, wie sie trotz der schwierigen Klimabedingungen erfolgreich Landwirtschaft betreiben können.
© Karin Schermbrucker / Brot für die Welt

Davon haben auch Evelyn und Gift Dirani aus Nyanyadzi profitiert. Zuvor lebten sie in Not. Die Ernten warfen nicht mehr genug ab, für sie, die Kinder und die Enkel.
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Die Diranis legten Dutzende Steinreihen an und gruben Tausende Mulden. Vor Erosion geschützt, gedeihen auf ihren Feldern nun Erdnüsse, Sorghum, Hirse und Sesam.
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Im Schulungszentrum von TSURO mahlen die Diranis ihre Erdnüsse zu Butter: Zehn Gläser schaffen sie so in zwei Stunden. Früher brauchten sie dafür zwei Tage.
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Um sich mit anderen Bauern und Bäuerinnen austauschen zu können, haben sie sich der WhatsApp-Gruppe von TSURO angeschlossen. So erhalten sie wertvolle Tipps.
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Dank der Anpassungsmaßnahmen blicken die Diranis heute zuversichtlich in die Zukunft. Kraft ziehen sie aus ihrem Glauben. Und aus ihrer Ehe.
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„Hunger macht mir Angst“
Bis vor ungefähr zehn Jahren. Da begann, was bis heute anhält: Die gemeinsamen Gebete und der gegenseitige Halt halfen nicht mehr. Die Temperaturen stiegen, die Erträge ihrer Felder sanken. Die Regenzeit setzte immer später ein, und wenn sie Ende November endlich kam, dann meist nur mit geringen Niederschlägen. Oder mit so heftigen, dass die Felder regelrecht weggeschwemmt wurden. Erst war es ein Tag in der Woche, an sie mit leerem Magen zu Bett gingen, dann zwei. „Hunger macht mir mehr Angst als alles andere“, sagt Gift Dirani heute.
Mit dem Klimawandel leben
Ohne die Unterstützung von TSURO hätte die Familie die vergangenen Jahre vielleicht nicht durchgestanden. Vor rund 20 Jahren von Bauern und Bäuerinnen gegründet, ist aus der Graswurzelbewegung eine Institution im Osten des Landes geworden. Mit finanzieller Unterstützung von Brot für die Welt helfen aktuell 43 Mitarbeitende mehr als 1.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, mit den Folgen des Klimawandels zu leben und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Welches Saatgut funktioniert unter den veränderten Klimabedingungen? Wie lässt sich der wenige Regen effektiv nutzen? Wie lassen sich die Schäden von Stürmen minimieren? Und wie können sie ihr Einkommen erhöhen? Auf diese Fragen liefert TSURO Antworten. Die Bäuerinnen und Bauern verbreiten das erworbene Wissen im eigenen Dorf weiter. Ein Schneeball-System, von dem Zehntausende profitieren.
Projektfilm
Anpassung an den Klimawandel
Weithin sichtbare Erfolge
Die Erfolge der Anstrengungen sind bei Familie Dirani schon von Weitem sichtbar. Dutzende Steinreihen zeichnen ein markantes Muster in den Hang. Sie schützen die Erde vor Erosion. Drei Jahre lang haben die Eheleute unter Anleitung von TSURO daran gearbeitet, an tausenden Stellen kleine Kuhlen gegraben. So rauscht bei heftigen Regenfälle das Wasser nicht mehr ungebremst ins Tal, reißt die Pflanzen auf den Feldern nicht mit, sondern fließt langsam, versickert und hält danach die Erde länger feucht. Zudem stellen die Diranis nun ihren eigenen Bio-Dünger her. Mit Erfolg: Auf ihren Feldern gedeihen Erdnüsse, Sorghum, Fingerhirse und Sesam.
Zuversichtlich in die Zukunft
Auch wenn sie auf einen Hügel klettern müssen, um Handy-Empfang zu haben: Gift und Evelyn Dirani haben sich der WhatsApp-Gruppe von TSURO angeschlossen. So können sie ihre Kenntnisse an andere Bauern und Bäuerinnen weitergeben und ihrerseits Tipps erhalten – zum Beispiel für die Honigproduktion. Denn Bienenstöcke besitzen die Diranis auch mittlerweile. Inzwischen blicken sie wieder zuversichtlich in die Zukunft. Neulich war zum ersten Mal seit Langem wieder etwas Geld übrig, umgerechnet ein paar Euro. Bei der Hochzeit vor 42 Jahren fehlten die Mittel für Eheringe, nun ging Evelyn alleine los und kaufte welche. Silber gefärbtes Metall. „Wurde Zeit“, sagte sie ihrem überraschten Mann, als sie ihm den Ring ansteckte. Dann gingen sie zurück aufs Feld und arbeiteten weiter.
Material zum Mitnehmen

Mit WhatsApp gegen Dürren und Hunger
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