Interview

Klimaschäden in Honduras

Interview mit Marlen Corea von der honduranischen BfdW-Partnerorganisation Zentrum für Menschliche Entwicklung (CDH) und Mitglied der Basisorganisation Palagua.

Von Sabine Minninger am
Marlen Corea, CDH

Marlen Corea, CDH

Marlene, kannst du uns kurz etwas zu dir und der Arbeit deiner Organisation sagen?

Mein Name ist Marlen Corea. Ich bin Honduranerin, gehöre der Ethnie der Lenca an und komme aus dem Landkreis Guajiquiro in der Provinz La Paz. Ich arbeite mit dem Zentrum für Menschliche Entwicklung (CDH) zusammen und engagiere mich vor allem in der gemeindebasierten Organisation Palagua. Der Name steht für Autochthone Lenca-Umweltplattform von Guajiquiro  (Plataforma Ambientalista Lenca Autóctona de Guajiquiro), spielt aber auch direkt auf den Fluss Palagua an, der durch unsere Gemeinden fließt. 

Welche Arbeit leistet Palagua im Landkreis?

Ursprünglich ist Palagua entstanden, weil sich die Bevölkerung gegen ein Wasserkraftwerk im Fluss gewehrt hat. Der Fluss ist für uns ein Gemeingut. Er hat für uns Priorität. Wir wollen unser Territorium, auf dem wir leben, schützen. Jetzt versuchen wir, in den Gemeinden Bewusstsein für die Klimakrise und Anpassungsmaßnahmen zu schaffen. Wir wollen einen Beitrag leisten, damit die Auswirkungen des Klimawandels nicht so spürbar sind.

Was sind denn die konkreten Auswirkungen des Klimawandels in deiner Region?

Vor allem die Überschwemmungen haben zugenommen. Im November 2020 gab es mit Eta und Iota gleich zwei Hurrikans. Danach kamen weitere Tropenstürme, zuletzt der Hurrikan Julia. In den indigenen Gemeinden erleben wir die Klimakrise hautnah, gleichzeitig ist das Land insgesamt betroffen. Die Hurrikans haben den Anbau unserer Kleinbäuer*innen praktisch zerstört. Das hat die Armut verschärft. Die Ernährungssicherheit in unseren indigenen Gemeinden ist noch stärker gefährdet als früher.

Was muss anders werden? Haben die indigenen Gemeinden in Honduras Erwartungen an die kommende UN-Klimakonferenz, die COP 27, in Ägypten?

Zunächst: Wir wissen, dass wir nicht viel zum Klimawandel beigetragen haben. Es sind vor allem die industrialisierten Länder, die den Klimawandel provozieren. Es gibt bisher keinen Fonds, mit denen die verursachten Schäden zumindest wiedergutgemacht werden können. Bisher kommt bei den Gemeinden, der indigenen Bevölkerung, nichts an. Hier haben wir eine konkrete Forderung an die Geldgeber, die Entscheidungsträger*innen: Sie müssen dafür Sorge tragen, dass die Mittel zur Kompensation für Klimaschäden bereitgestellt werden und dann auch bei denen ankommen, für die sie bestimmt sind. Damit die durch den Klimawandel verursachten Schäden wenigstens ein bisschen ausgeglichen werden können.

Auf der COP 27, auf all diesen Klimatreffen, haben die Regierungen ein enormes Gewicht. Die indigenen Völker müssen mehr Raum bekommen. Wir müssen es schaffen, unsere Forderungen in die Diskussion einzubringen. Jahr für Jahr werden unsere Anliegen hinten an gestellt. Wir wollen eine öffentliche Politik, die unseren Gemeinden etwas nützt. Es werden beschönigende Dokumente verfasst, die uns langfristig nichts bringen. Wir wollen direkt in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Das gilt ebenso für die afrostämmigen Gemeinden, alle vom Klimawandel direkt betroffenen Gemeinden. 

Vor der COP sind wir mit einer kleinen zentralamerikanischen Delegation in Europa unterwegs. Wir wollen die Situation in unseren Gemeinden bekannt machen und wir hoffen, gehört zu werden, offene Ohren zu finden.

Das Interview wurde am 20. Oktober 2022 auf dem XIII. Forum Verwundbares Zentralamerika in San Salvador von Gerold Schmidt geführt.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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