Während das EU-Lieferkettengesetz im Omnibus-Verfahren „verbessert“ = verwässert wird und das deutsche Lieferkettengesetz zum Kippen neigt, bemühen sich die Akteure*innen des Fairen Handels zusammen zu halten und weiterhin vereint für die gerechtere machtkritische fairen Handel zu arbeiten. Als „Omnibus-Verfahren“ wird in der EU ein Rechtsakt bezeichnet, der mehrere bestehende Verordnungen oder Richtlinien ändert (mehr Infos bei der Initiative Lieferkettengesetz).
Die Arbeitsgruppe Bildung Fairer Handel will nun retten, was bis jetzt erreicht wurde und negativen politischen Entwicklungen entgegenwirken. Die Arbeitsgruppe wurde vor einigen Jahren durch das Forum Fairer Handel (FFH) gegründet. Sie bringt die Akteur*innen, die Bildungsarbeit zum Fairen Handel machen, zusammen. Die AG-Mitglieder treffen sich regelmäßig und stimmen die Aktivitäten ab, tauschen Neuigkeiten aus und entwickeln die Bildungsarbeit weiter. Die Bildungsangebote und Kampagnen zum Fairen Handel machen die globalen Zusammenhänge an konkreten Produkten und Beispielen verständlich und erreichen so gut sowohl KiTa-Kinder als auch große Unternehmen und politische Entscheidungsträger*innen.
Bei der Sitzung im Herbst letzten Jahres hat die Arbeitsgruppe sich Gedanken gemacht, wie transformative und machtkritische Ansätze in die Bildungsangebote und Bildungsmaterialien zum Fairen Handel stärker einfließen können. So kam es zu dem Beschluss, die bestehenden Qualitätskriterien zu überarbeiten, sie an neue Themen und Fragestellungen anzupassen und daraus eine Reflexionshilfe zur Bildungsarbeit im Fairen Handel zu machen. Diese wurde jetzt veröffentlicht und greift nun zwei wichtige Themen auf.
Kolonialgeschichte und Fairer Handel in der Bildungsarbeit
Im Dezember 2024 organisierte das Forum Fairer Handel die Fachtagung „Koloniale Kontinuitäten im Fairen Handel überwinden“. Die Akteur*innen reflektierten bei dieser Tagung ihre jeweiligen internen Strukturen und Entscheidungsprozesse. Als Ergebnis entstand die Dokumentation - ein Einstiegheft zum aktiv werden. In der Reflexionshilfe wird dem Thema „Kolonialgeschichte und Fairer Handel“ große Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei wird Kritik am Fairen Handel mit Fragen hinterlegt und die modernen neokolonialen Welthandelsstrukturen thematisiert. Das Heft sensibilisiert Haupt- und Ehrenamtliche für das Thema Koloniale Kontinuitäten im Fairen Handel und gibt Impulse, wie gute Kommunikation gestaltet wird. Die Akteur*innen wollen sich zukünftig regelmäßig darüber austauschen, wie sie dieses Thema in ihren Organisationen weiterbearbeiten.
Transformatives Lernen
Auf dem Weg zu einer sozial-ökologischen Veränderung sollen nicht nur individuellen Verhaltensmuster hinterfragt, sondern auch strukturelle Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. So stehen die Akteur*innen, die Bildungsarbeit zum Fairen Handel tragen, vor der kritischen Überprüfung der bestehenden Konzepte. Die Reflexionshilfe unterstützt Akteur*innen bei der Entwicklung von Bildungsangeboten und Bildungsmaterialien zum Fairen Handel. Sie ist als eine Ergänzung zu den VENRO-Qualitätskriterien zu sehen, mit dem besonderen Fokus auf den Spezifika des Fairen Handels.