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Bildung stärkt die Zivilgesellschaft

Die Zivilgesellschaft steht weltweit unter Druck und weniger Menschen genießen die Vorteile eines demokratischen Rechtsstaats. Viele Menschen in Nord und Süd halten dagegen. Lars Bedurke, Abteilungsleiter Bildung, erläutert, wie die Bildungsarbeit von Brot für die Welt mit den Herausforderungen umgeht.

Von Michael Billanitsch am
Lars Bedurke im Gespräch mit Michael Billanitsch

Lars Bedurke leitet die Bildungsabteilung und setzt auf Ideen aus dem Globalen Süden.

Regierungen handeln weltweit zunehmend autoritär. Welche Auswirkungen hat das auf die Arbeit von Brot für die Welt und seiner Partnerorganisationen?
Die größte Herausforderung ist die sich verändernde Gesetzgebung durch autoritäre Regierungen. Sie kommen oft legal an die Macht, schränken dann aber den Aktionsraum von zivilgesellschaftlichen Organisationen massiv ein.
Im April 2025 wurde in Peru ein Gesetz verabschiedet, das Nichtregierungsorganisationen (NROs) im Kern verbietet, den Staat zu kritisieren. Wenn sie sich vor Gericht für die Interessen der Bevölkerung einsetzen, wird das als „schweres Vergehen“ eingestuft. Dadurch haben unsere Partnerorganisationen kaum noch Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Ein Extremfall ist Nicaragua. In dem Land gibt es eigentlich überhaupt keine zivilgesellschaftlichen Organisationen mehr. Sie sind ins Exil gegangen, meistens nach Costa Rica.

Wie geht Brot für die Welt mit diesen Herausforderungen um?
Wir verstehen uns als Teil der weltweiten Zivilgesellschaft. Deswegen haben wir uns im Juni dieses Jahres beim „Global Dialogue“ mit mehr als 30 Partnerorganisationen aus Deutschland, Europa und allen Teilen der Welt in Berlin getroffen. Wir wollen ins Gespräch kommen, wie man mit repressiven Gesetzgebungen und mit diskriminierenden Diskursen gegenüber Minderheiten umgehen kann. Es ist für uns sehr wichtig, Partner zu stärken und in dieser Situation ein verlässlicher Partner zu sein, sowohl in der materiellen Kooperation als auch im Dialog mit den Partnern. Die Frage ist: „Wie können wir uns gegenseitig stärken als Teil der weltweiten Zivilgesellschaft? Welche Best-Practice-Beispiele werden in den verschiedenen Teilen der Welt entwickelt?“

Brot für die Welt thematisiert in seiner Bildungsarbeit solche globalen Diskussionen. Wie sieht das konkret aus?
Mit der Zeitschrift „Global lernen“ und Seminarangeboten richten wir uns vor allem Lehrkräfte und Multiplikator*innen, die die Inhalte in ihrem jeweiligen Arbeitsfeld weitervermitteln. Wir haben verschiedene Weltkarten entwickelt, die sich im Rahmen virtueller Projektbesuche mit Ernährungsgerechtigkeit, Klimagerechtigkeit oder sozialer Gerechtigkeit auseinandersetzen.
Früher haben Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit den Globalen Süden häufig als defizitären Raum dargestellt, in dem es ganz viele Probleme gibt. Es hieß, dass wir Leuten im Globalen Süden helfen müssen.
Wir versuchen das jetzt anders zu machen. Wir holen die Diskurse aus dem Globalen Süden in die in die deutsche Bildungslandschaft hinein. Sie helfen uns dabei, über eine andere Zukunft nachzudenken und uns zu fragen: „Was ist eigentlich Entwicklung?“

Was können wir vom Globalen Süden lernen?
Indigene Gemeinden haben zum Beispiel eine spirituelle und sehr viel tiefere Beziehung zu Natur. Die indigene Gemeinschaft der Kukama in Peru hat erreicht, dass der Fluss Marañón im Amazonasgebiet als Rechtssubjekt anerkannt wird und damit einen Anspruch auf Unversehrtheit erhält. Unsere Partnerorganisation IDL hat sie dabei unterstützt. Dadurch kann der Fluss selbst Firmen oder Personen verklagen, die ihn verschmutzen.
Ein weiterer Gedanke ist, dass wir zwar darüber entscheiden können, wie wir die Natur nutzen. Aber eben nur für unsere Generation. Wenn wir Atommüll erzeugen, dann entscheiden wir damit über die Zukunft vieler tausend Generationen, die für die Sicherheit der Endlager sorgen müssen. Für viele indigene Gemeinschaften ist so eine Vorstellung nicht mit ihrem Weltbild vereinbar. Für sie schließt ihre Beziehung zur Natur immer auch eine Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen ein.

Wie ist die Situation der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in Deutschland?
Genauso wie Entwicklungszusammenarbeit insgesamt unter Druck steht, steht auch entwicklungspolitische Bildungsarbeit unter Druck. Es gibt Kritik an Bildungsmaßnahmen, die angeblich zu einseitig sind. Für uns als kirchliche Organisation ist es aber richtig und notwendig, für Gerechtigkeit Partei zu ergreifen.

Eine der größten Herausforderungen ist, dass es weniger öffentliche Mittel für entwicklungspolitische Bildungsarbeit gibt. Deswegen bekommen wir als wichtige Förderorganisationen für entwicklungspolitische Bildungsarbeit mehr Anfragen als früher. Neben klassischen Anfragen aus Weltläden und Kirchengemeinden erhalten wir zunehmend Anfragen aus dem migrantischen und postmigrantischen Spektrum. Das erweitert unseren Blick. Sie bringen ihre Erfahrungen in die Bildungsarbeit ein. Sie fragen danach: „Was haben die heutigen ungerechten Strukturen eigentlich mit der postkolonialen Situation ihrer Herkunftsländer zu tun?“

Wir fördern aber auch Projekte, die die Zivilgesellschaft in Deutschland stärken. Ein gutes Beispiel ist das Programm „Weltoffen, Solidarisch, Dialogisch“ des Vereins „Freiberger Agenda 21“ aus dem Erzgebirge. Er veranstaltet zum Beispiel eine „Nachhaltige Stadtführung“, und einen „Markt der Nachhaltigkeit“, bei dem sich 30 Akteure aus Freiberg und Umgebung vorstellen. So bringt der Verein entwicklungspolitisch wichtige Themen auf die regionale Ebene.

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters. Schülerinnen in Äthiopien

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56 € (Spendenbeispiel) Mit 56 € kann zum Beispiel ein Hygiene-Paket für eine geflüchtete Familie finanziert werden.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € kann zum Beispiel Gemüse-Saatgut für die Bewirtschaftung von ca. 10 Feldern bereitgestellt werden.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann zum Beispiel ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen gekauft werden.

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