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10 Jahre nach dem Marikana-Massaker

Auch zehn Jahre nach dem Massaker im südafrikanischen Marikana warten Opfer und Angehörige auf Gerechtigkeit. An den prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen hat sich nur wenig verändert, wie eine von Brot für die Welt in Auftrag gegebene Studie zeigt. Doch der Druck auf die Unternehmen, die vom Platinabbau profitieren, wächst.

Von Uta Hergenröther am
Prekäre Wohnverhältnisse neben der Mine (Asanda Benya)

Um die Marikana-Mine leben die Menschen nach wie vor in prekären Wohnverhältnissen

Am 16.08.2022 jährt sich das Marikana-Massaker zum 10. Mal. Vor zehn Jahren erschossen südafrikanische Sicherheitskräfte 34 streikende Arbeiter der Marikana Platinmine des Bergbaukonzerns Lonmin. 78 Arbeiter wurden teils schwer verletzt. Präsident Ramaphosa war zu diesem Zeitpunkt Mitglied des Aufsichtsrats von Lonmin. Ein Schock ging durch das Land: Erstmals seit Apartheidzeiten hatte der südafrikanische Staat wieder Waffengewalt auf seine Bürger ausgeübt. Das Massaker stellte einen Wendepunkt für die südafrikanische Gesellschaft dar und hinterlässt tiefe Wunden.

In Südafrika setzte die Regierung zunächst eine Untersuchungskommission ein, von deren Ergebnissen die Opfer des Massakers und ihre Angehörigen tief enttäuscht sind. Bis dato warten die Hinterbliebenen und die beim Massaker verletzten Minenarbeiter auf die versprochenen und umfassenden Entschädigungszahlungen. Eine offizielle Entschuldigung gab es nie. Kein Polizist, der am 16. August geschossen hatte, ist verhaftet worden. Die wirklich Verantwortlichen profitieren von Straflosigkeit.

Internationaler Druck auf die Profiteure

Viele zivilgesellschaftliche Akteure, wie zum Beispiel die Brot für die Welt-Partnerorganisation Benchmarks Foundation, setzten sich schon vor dem Massaker für die Verbesserung der prekären Arbeits- und Lebensbedingungen der Minenarbeitenden, für faire Entlohnung, soziale Gerechtigkeit, für die gerechte Verteilung der Gewinne aus dem Bergbau und für die Einbeziehung der umliegenden Gemeinden ein. Auch international wächst der Druck von zivilgesellschaftlichen Kräften auf das Bergbauunternehmen Lonmin (heute Sibanye-Stillwater) und dessen Rohstoffabnehmer (z.B. BASF) sowie den südafrikanischen Staat. Netzwerke, wie die Plough back the Fruits Kampagne, der auch Brot für die Welt angehört, fordern die dringend notwendige Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort. Doch was hat dies alles gebracht?

Was hat sich in den letzten 10 Jahren für die Arbeiter*innen und Gemeinden in und um Marikana tatsächlich zum Besseren verändert?

Dies untersuchte die von Brot für die Welt in Auftrag gegebene Studie "Waiting for Justice: Marikana's Continuities and Discontinuities a Decade After the Massacre" (aktuell auf Anfrage in unveröffentlichter Form erhältlich). Sie folgt auf eine 2018 veröffentlichten Dokumentation, die die Situation fünf Jahre nach dem Massaker untersuchte. Die neue Studie kommt zu dem ernüchternden Ergebnis, dass sich die Arbeits- und Lebensbedingungen vor Ort in Marikana kaum verbessert, ja teils sogar verschlechtert haben: steigende Arbeitslosen- und Armutsraten in den Gemeinden, es gibt nach wie vor keine adäquate Infrastruktur für Straßen, Wasser, Abwasser, Elektrizität. Während der Covid-Pandemie konnten aufgrund der unwegsamen Straßen teilweise keine Rettungs- oder Leichenwagen in die Gemeinden fahren. Schädliche Abgase werden aus Entlüftungsschächten direkt auf die Gemeinde Nkanini geblasen; mit Giftstoffen belastetes Abraummaterial wird zu nah an den Gemeinden gelagert oder für den Straßenbau benutzt; Wasser wird durch Bergbauaktivitäten verunreinigt.

Eine große Veränderung in den letzten zehn Jahren war die Übernahme von Lonmin durch Sibanye Stillwater im Jahr 2019. Sie war auch eine Chance. Sibanye bedeutet übersetzt "wir sind eins". Doch die Studie kommt zu dem Schluss, dass in der Belegschaft eine "Teile und herrsche"-Kultur befördert wird, die v.a. Festangestellte gegen Vertragsarbeiter*innen aufbringt und Misstrauen innerhalb der Gewerkschaft schürt. Ein Klima der Angst und Einschüchterung macht kritische Gewerkschaftsarbeit nahezu unmöglich. Progressiven Kräften, wie jenen, die 2012 zu den Streiks aufriefen, soll ein Riegel vorgeschoben werden.

BASF und die Einhaltung der Menschenrechte

All dies sollte auch für BASF von Interesse sein, denn der deutsche Chemiekonzern ist der Hauptabnehmer des Platins aus der Mine in Marikana. Der Konzern „hat zu lange weggeschaut und sich davor gedrückt, Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte und des Umweltschutzes in seiner Platin-Lieferkette zu übernehmen“, so ist es in der Pressemitteilung der Plough back the Fruits-Kampagne zu lesen. Die mehr als 30-jährige Geschäftsbeziehung zwischen BASF und Marikana reicht bis in die Apartheidzeit zurück. Derzeit sind die Bemühungen von BASF, sich aktiv bei Sibanye Stillwater für tatsächliche und nachhaltige Verbesserungen vor Ort einzusetzen noch nicht ausreichend. Es ist nötig, den Druck auf Sibanye Stillwater zu intensivieren, damit Ergebnisse sichtbar und die Unternehmen ihrer Verantwortung für die Einhaltung der Menschenrechte gerecht werden!

 

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