Interview

„Frauen sind sehr stark Repressionen ausgesetzt“

Marianna Belalba Barreto ist Leiterin des Civic Space Research Cluster bei CIVICUS. Sie studierte Rechtswissenschaften in Caracas, Venezuela, und hat einen Master in Human Rights der University of Notre Dame, USA. Mit ihr haben wir über Frauenrechte gesprochen.

Von Online-Redaktion am

Frauen werden in vielerlei Hinsicht benachteiligt: Sie arbeiten mehr, verdienen aber deutlich weniger als Männer. Sie besitzen nur selten Land und in der Regel haben sie geringere Bildungschancen. Hier können Sie die Förderung von Frauen unterstützen!

Welche Rolle spielen Frauen in der globalen Zivilgesellschaft?

Marianna Belalba Barreto: „Nach unserer Beobachtung werden Menschenrechtsverteidigerinnen zunehmend wichtig bei der Förderung der Menschenrechte und Grundfreiheiten und der Bekämpfung struktureller Diskriminierung. Um nur einige Beispiele zu nennen: die jüngste Protestbewegung im Sudan, die Umweltaktivistin Greta Thunberg, die Kämpfe für Gleichstellung in Saudi-Arabien und anderen Ländern der Region sowie Bewegungen wie #NiUnaMenos in Italien und #AbortoLegalYa in Argentinien für das Recht auf Abtreibung.“

In welchen Bereichen sind Frauen besonders aktiv?

Barreto: „Das ist regional kontextabhängig. In Lateinamerika zum Beispiel sind der Umweltschutz und die Landrechte ein besonderer Bereich des Frauenaktivismus, in einigen Ländern der Region sind es auch sexuelle und reproduktive Rechte. In den USA war es zuletzt die #MeToo-Kampagne gegen sexualisierte Übergriffe. In der arabischen Welt sind Frauen sehr aktiv gegen patriarchale Strukturen und fundamentalistische religiöse Gruppen, die ihre Rechte einschränken wollen. In Europa, etwa in Polen, geht es um reproduktive Rechte.“

Welchen Repressionen sind Frauen dabei ausgesetzt?

Barreto: „Die Angriffe auf Menschenrechtsverteidigerinnen haben stets eine besondere Gender-Komponente. Dies können Verleumdungskampagnen sein, aber auch sexualisierte Belästigung etwa in sozialen Medien, sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung. Ebenfalls weit verbreitet ist, die Kinder und Familien von Menschenrechtsverteidigerinnen zu attackieren.“

Trifft es Frauen so oft, weil sie einen großen Anteil der Aktiven ausmachen oder sind sie als Gruppe überproportional betroffen?

Barreto: „Ich würde sagen, dass Frauen auch als Gruppe überproportional betroffen sind, gerade weil sie oft zusätzlichen geschlechtsspezifischen Repressionen ausgesetzt sind. Und durch diese geschlechtsspezifische Komponente haben die Angriffe stärkere Auswirkungen.“

Wie erfassen Sie das?

Barreto: „Als Grundlage für den CIVICUS-Monitor erhalten wir von vielen Partnerorganisationen kontinuierlich Expertenberichte über Einschränkungen der Versammlungsfreiheit, der Redefreiheit und der Vereinigungsfreiheit. Wir dokumentieren alle Berichte in unserer öffentlich zugänglichen Datenbank und markieren jeweils, wenn Frauen besonders betroffen sind. Das ist eine der Kategorien, unter denen wir die Berichte erfassen. Teils führen diese Berichte dann auch zu weitergehenden Recherchen unsererseits.“

Gibt es spezifische Erfolge, die Frauen in jüngerer Zeit erkämpfen konnten?

Barreto: „In Südafrika etwa sind Hunderttausende Frauen unter dem Motto #enoughisenough gegen Vergewaltigungen und andere Formen der Gewalt auf die Straße gegangen. Sie haben deutlich gemacht, dass es so wie aktuell nicht weitergehen kann. Die #MeToo-Bewegung hat weltweit Fortschritte im Kampf gegen sexualisierte Übergriffe gebracht. In Saudi-Arabien haben Frauen erstritten, dass sie nun ohne Zustimmung eines männlichen Vormunds einen Pass beantragen, allein reisen und Auto fahren dürfen. Das mag nach Selbstverständlichkeiten klingen, ist aber in einem solch repressiven Staat ein großer Erfolg der Zivilgesellschaft.“

Nach der Veröffentlichung des letzten Atlas hat ein Leser kritisiert, dass die Pazifikstaaten positive Ratings erhalten haben, obwohl dort das Engagement der Frauen und ihre bürgerlichen Rechte stark eingeschränkt werden. Er stellte die Frage, ob der Blick des CIVICUS-Monitors auf die gesellschaftlichen Freiheitsrechte nicht ein sehr männlicher sei?

Barreto: „Wir klassifizieren die Länder danach, ob sie Versammlungsfreiheit, Redefreiheit und Vereinigungsfreiheit gewährleisten. Zu den pazifischen Staaten allgemein ist zu sagen, dass es dort im internationalen Vergleich eine lebendige Zivilgesellschaft gibt. Das heißt natürlich nicht, dass dort nicht trotzdem in einzelnen Ländern der Civic Space als beschränkt eingestuft werden kann.“

Das Interview wurde geführt von Christian Jakob. Marianna Belalba Barreto ist Leiterin des Civic Space Research Cluster bei CIVICUS. Sie studierte Rechtswissenschaften in Caracas, Venezuela, und hat einen Master in Human Rights der University of Notre Dame, USA.

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