Entwicklungsminister Müller setzt sich dafür ein, dass fair gehandelter Kaffee von der Kaffeesteuer befreit wird. Sollte sich dieser Vorstoß als erfolgreich erweisen, würde fair gehandelter Kaffee für viele Konsumentinnen und Konsumenten auch preislich attraktiver. Schon länger lässt sich beobachten, dass ein großer Teil der deutschen Bevölkerung Fair Trade kennt und für unterstützenswert hält – sich vor dem Supermarktregal dann aber doch für ein konventionelles, oft etwas günstigeres Produkt entscheidet. Der Marktanteil von fair gehandeltem Kaffee liegt in Deutschland jedenfalls nach wie vor im einstelligen Prozentbereich. Steuererleichterungen können ein guter Anreiz sein, um Konsumentscheidungen positiv zu beeinflussen. Wenn dabei von Anfang an starke Kriterien gelten, wie sie beispielsweise die Organisation Fairtrade anlegt, wird sichergestellt, dass es sich wirklich um nachhaltig produzierten Kaffee handelt und nicht um Scheinlösungen.
Verantwortung für Politik und Wirtschaft bleibt bestehen
Insofern geht die Forderung von Minister Müller in die richtige Richtung. Wir müssen dahin kommen, dass faire Handelsbedingungen zum Standard werden und die Produkte, die nicht fair gehandelt sind, gekennzeichnet werden – nicht andersherum. Wenn ein paar faire Produkte mit geringerer Steuer belegt werden, kann dies also nur ein Zwischenschritt sein und nicht eine Lösung des Problems. Zumal es einen immensen, kaum vertretbaren Machtgewinn für die Zertifizierungsorganisationen bedeuten würde, wenn diese (als nicht-staatliche und damit nicht demokratisch legitimierte) Einrichtungen dauerhaft darüber entscheiden dürften, wer in den Genuss von Steuererleichterungen kommt und wer nicht. Daher braucht es langfristig mehr als die Wahlmöglichkeit für oder gegen fairen Handel. Alle Akteure in Politik und Wirtschaft müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und dafür sorgen, dass in der gesamten Lieferkette die Ausbeutung von Mensch und Natur ein Ende findet. Dazu sind gesetzliche Regulierungen nötig. Außerdem sollte dafür gesorgt werden, dass die Gewinne gerechter unter allen Beteiligten verteilt werden, beispielsweise indem mehr Verarbeitungsschritte vor Ort in den Anbauregionen durchgeführt werden.
Herausforderungen für kleinbäuerlichen Kaffeeanbau
Kaffee wird nach wie vor zum überwiegenden Teil von Kleinbauernfamilien in Asien, Afrika und Lateinamerika produziert, der Verkauf der Bohnen bildet oft deren Lebensgrundlage. Sie kämpfen mit den starken Preisschwankungen, die nicht zuletzt durch risikofreudige Spekulanten ausgelöst werden. Und sie spüren die Auswirkungen des Klimawandels, der schon jetzt vielerorts für immense Ernteeinbußen verantwortlich ist. Um im Sinne der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Lösungen für die Herausforderungen zu finden, organisiert Brot für die Welt gemeinsam mit MISEREOR im Oktober 2018 in der Kaffeestadt Hamburg eine Konferenz für mehr Nachhaltigkeit im Kaffeeanbau. Im Dialog zwischen Handel, Industrie, Politik, Zivilgesellschaft und Vertreter*innen von Kleinbauernorganisationen sollen Herausforderungen erkannt, Lösungswege erarbeitet und Vereinbarungen getroffen werden.