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Wer ernährt die Welt?

Millionen Menschen leiden an Hunger. Agrarökologische Methoden können die Erträge steigern.

Von Ehemalige Mitarbeitende am

Bereits 2050 erwarten Demoskopen eine Weltbevölkerung von 9,8 Milliarden Menschen. Wie sollen sie ernährt werden, wenn schon heute 800 Millionen hungrig zu Bett gehen und weitere zwei Milliarden mangelernährt sind? Durch neue Züchtungen, grüne Revolutionen und neue Technik könnten heute alle Menschen ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt werden. Also die Industrialisierung der Landwirtschaft forcieren, Gentechnik vorantreiben und Landtechnik und Agrarchemie weiter entwickeln?

Dieser Weg ist eine Sackgasse. Schon heute sind 70 Prozent der Hungernden diejenigen, die eigentlich Produzenten von Nahrungsmitteln sein sollten: Kleinbauern und Landarbeiter. Sie wirtschaften oft auf viel zu kleinen Flächen, haben hohe Kosten und geringe Produktivität, sind abhängig von externen Inputs, für die sie sich verschulden. Sie müssen sich oft gegen Landraub wehren und sind dem Klimawandel ausgesetzt. Zumeist betreiben sie Regenfeldbau, können ihre Felder also nicht bewässern. Sie sind nicht wettbewerbsfähig, weil sie ihre Produkte weder lagern und kühlen noch vermarkten können. Zudem gehen 30 Prozent ihrer Ernte durch Schädlinge verloren.

Zum Modernisieren fehlt den Kleinbauern das Kapital. Überließe man die Nahrungsmittelproduktion der konventionellen oder der industrialisierten Landwirtschaft, wäre die Zukunft der Hungernden noch aussichtsloser. Denn es geht nicht nur um Mengen, sondern um Ermächtigung der Hungernden und um das, was die Fachleute Ernährungssouveränität nennen.

Agrarökologische Methoden können Erträge und Qualität steigern. Die Kosten für die Kleinbauern sinken, da weniger externe Inputs benötigt werden. Bodenqualität, Nährwertqualität und Vielfalt der Nahrungsquellen nehmen zu. Wenn dann noch die Vermarktung gesichert ist, steigen die Einkommen der Bauern.

Trotz vergangener Erfolge in der Modernisierung der Landwirtschaft muss die Agrarökologie stärker erforscht, erprobt und angewandt werden. Nicht nur, um Hungernden eine Chance zu geben, sondern auch um den vielfältigen negativen Auswüchsen einer industrialisierten Landwirtschaft eine ökonomisch lebensfähige Alternative entgegen zu setzen, die auch für Mensch, Tier und Umwelt gesünder ist.

Der Beitrag erschien zuerst in der Frankfurter Rundschau in der Kolumne „Gastwirtschaft“.

 

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Kleinbäuerin Claudine Hashazinyange mit Avocados vom Baum ihres Schwiegervaters.

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