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"Mit dem Erlebten kann man ein halbes Jahr füllen"

Die ersten zweieinhalb Wochen Kamerun sind vorbei; aber mit dem Erlebten könnte Ruben auch schon ein halbes Jahr füllen. Impressionen vom Freiwilligendienst in Kamerun und der Arbeit in einem Ausbildungszentrum für Landwirtschaft, Solarenergie und Labortechnik.

Von Gastautoren am

Angekommen sind wir am Sonntag, 13. August, spätabends am Flughafen von Douala. Beim Verlassen des Gebäudes schlug uns schon eine schwüle Hitze und Nieselregen entgegen. Wir wurden sehr herzlich von unserer Landesmentorin Florentine und einigen Helfern empfangen, darunter auch ein ehemaliger Süd-Nord-Freiwilliger, den wir schon in Berlin kennengelernt hatten. Unsere Abholer waren alle in Jacken und Pullover gehüllt und meinten nur, heute wäre es schon kühl.

Die Fahrt durch die Stadt zu dem Gästehaus, in dem unser Orientierungsseminar stattfand, war trotz Dunkelheit ein Erlebnis. Zuerst fuhren wir noch an vielen traditionell gekleideten Menschen vorbei. Es war gerade die Zeit des Hadsch, weshalb viele Moslems über Douala nach Mekka flogen. Dann ging es einmal durch die Großtadt im Verkehrschaos und um diverse Schlaglöcher. Im Gästehaus gab es dann erst mal ein Abendessen beziehungsweise Nachtmahl, unser erstes kamerunisches Essen (sehr lecker, mit viel Hühnchen, gebratenem Fisch, Kochbananen, Maniok, Erdnüssen und jeder Menge Obst) !

Im Orientierungsseminar

Das dreitägige Seminar war voll mit länderspezifischen Infos zu Gesundheit, Essen, Gesellschaft, Geschichte und vielem mehr. An den Abenden erkundeten wir dann noch unser Viertel und die ein oder andere Bar. Auch den Gemüsemarkt im Akwa-Viertel besuchten wir einmal. Am dritten Tag kochten wir dann mit unseren Mentoren ein Abschiedsfestessen, sehr reichhaltig und gut zum gegenseitigen Kennenlernen.

Am Tag drauf sind wir dann zu unseren einzelnen Stellen gefahren, das heißt, meine Mentorin Diane und ich sind nach Mbouo bei Bafoussam, zum Centre Polyvalent de Formation (CPF). Das CPF ist ein Ausbildungszentrum mit den Richtungen Landwirtschaft, Solarenergie und Labortechnik für Jugendliche und junge Erwachsene.

Die Fahrt von 250 Kilometern ging sechs Stunden über Landstraßen, vom Flachland der Küstenregion bis auf 1500m im Hochland der Westregion. Wir fuhren vorbei an einer schönen, sehr grünen Felder- und Plantagenlandschaft, immer wieder unterbrochen von mächtigen Bergen, ehemaligen Vulkanen. Die Dörfer, durch die wir fuhren, bestanden oft aus einfachen, kleinen Häusern, die Straße gesäumt von Verkaufsständen mit sämtlichem Obst, dass hier in riesigen Mengen angebaut wird. Immer steiler wurde das Gelände, und wir kamen ins Land des Volkes der Bamileke, die Region um Bafoussam. Man sah immer öfter Chefferien, die Sitze der traditionellen Könige. In Bandjoun, kurz vor dem Ziel, kamen wir an einer der größten Chefferien vorbei, die mit vielen Spitzdächern geschmückt ist.

Ankunft in Mbouo

In Mbouo angekommen wurde ich herzlich willkommen geheißen mit einem Willkommensessen mit vielen der Lehrer und Mitarbeiter, darunter auch mein zweiter Mentor, Jean-Pierre. Danach ging es gleich zu meiner Wohnung, die klein aber schön ist und direkt auf dem Gelände des CPF liegt.

Am nächsten Tag war ich mit Diane und Jean-Pierre in Bafoussam, der drittgrösten Stadt Kameruns, die nur zehn Minuten Autofahrt vom Mbouo entfernt liegt. Dort machten wir einige Einkäufe und gingen essen. Bafoussam ist eine riesige Stadt, nicht wirklich schön aber voller Menschen, Verkehr und unzähligen Läden und Straßenverkäufern.

Fahrt aufs Land

Am Wochenende hat mich dann der Direktor des CPF eingeladen, mit ihm nach Nkongsamba zu fahren und sein Heimatdorf zu besuchen. Solche Wochenendfahrten in das Heimatdorf und zur Familie sind in Kamerun üblich, weil die Familie für viele Kameruner sehr wichtig ist. Nkongssamba ist eine Kleinstadt auf halber Strecke nach Douala und hat einen großen Markt in der Innenstadt, es gibt rings herum aber auch einige Armenviertel, wo wir einen Bruder des Direktors besuchten. Das kleine Heimatdorf des Direktors liegt etwas außerhalb und ist sehr schön gelegen mit Blick auf die Vulkanberge. Hier wurde mir auch ein großes Areal gezeigt, mit Schulen, Ausbildungsstätten, Krankenhaus und katholischer Missionsstelle. Wieder zurück in Nkongsamba ging es in dem Gästehaus zum ersten Mal seit einer Woche wieder unter eine warme (!) Dusche.

Am nächsten morgen gingen wir dann in die evangelische Kirche in Nkongsamba. Das war sehr beeindruckend mit fünf Chören, viel Gesang und bunten Trachten.

Wieder zurück in Mbouo war ich am Montag mit Diane auf dem Zentralmarkt in Bafoussam, ein riesiger Komplex aus kleinen und großen Gassen, in dem es gefühlt alles gibt, was man braucht. Nur muss man als Neuling wahrscheinlich lange suchen, bis man ein Geschäft wiederfindet. Ist aber nicht schlimm, da dieser Markt sehr spannend und beeindruckend ist.

Arbeitsbeginn

In dieser Woche habe ich dann auch begonnen in der Küche des CPF zu arbeiten, da hier öfters Kongresse und Sitzungen stattfinden, für die dann ein Essen gekocht wird. Donnerstag und Freitag waren hier dann die Abschlussprüfungen des Ausbildungsjahres in den Fächern Landwirtschaft, Solarenergie und Labortechnik, wo ich überall mit der Kamera dabei war, um Bilder für das CPF zu machen.

Am Wochenende war ich dann zur traditionellen Hochzeit (kirchlicher und standesamtlich) von Jean-Pierre eingeladen. Dabei soll symbolisch auch die Verbindung der zwei Familien vollzogen werden. Dafür fuhren wir nach Buea am Hang des Mount Cameroun im englischsprachigen Teil Kameruns. Traditionell wird von der Familie des Mannes, mit der ich hier angereist war, eine Ziege geschlachtet und zubereitet. Dabei durfte ich zusehen. Die Feier war dann bei den Eltern der Braut und nach einer Andacht begann die traditionelle Zeremonie.

Zuerst musste der Bräutigam seine richtige Braut wählen. Es wurden verhüllte Frauen in den Raum geführt und der Bruder von Jean-Pierre musste symbolisch Geld zahlen, damit eine neue verhüllte Frau in den Raum geführt wurde. Damit zeigt der Mann , dass er seine Frau auch meteriell versorgen kann, wenn er sie geheiratet hat. Die eigentliche Vermählung war dann ein Austausch von Palmwein und Kolanüssen, auch mit den Vätern der Vermählten. Insgesamt war die Hochzeit sehr schön: Es wurde bis spät in die Nacht viel gegessen und getanzt, wenig geschlafen.

In der Stadt

Am nächsten Tag fuhren wir nach Douala, das nicht weit entfernt von Buea liegt. Wir waren eingeladen bei Schwestern von Jean-Pierre im village, der Randbezirk der Stadt, wo es fast nur Feldwege gibt und nur ab und zu ein Haus, teilweise aber doch sehr teure Bauten. Hier war natürlich auch das Fußballspiel Fotouni-Yaondé ein Highlight, dass man nicht verpassen durfte (Jean-Pierres Familie kommt aus Fotouni), auch wenn man doch noch ziemlich erschöpft war von der Hochzeit. Nach einem ausführlichen Mittagsschlaf holten wir am Abend dann noch meine zwei WG-Mitbewohner Fritz und Rebecca am Flughafen in Douala ab. Anschließend noch sechs Stunden holprige Fahrt durch die Nacht zurück nach Mbouo.

Arbeit im Kräutergarten

Ab Mittwoch arbeitete ich dann mit den Studenten der Medizinalpflanzen im CPF: Wir besuchten einen großen Medizingarten in Bafoussam und arbeiteten im eigenen Garten hier auf dem Gelände. Es ist spannend zu sehen, wie hier die Kräuter wachsen. Brennnesseln werden gehegt und gepflegt und sind kaum zehn Zentimeter groß, Kapuzinerkresse wächst auf riesigen Flächen, aber auch Kräuter wie Stevia und viele in Deutschland unbekannte Pflanzen sind zu finden.

In der WG haben wir uns auch schon eingelebt, abends wird immer gekocht, Karten gespielt und Musik gehört, und wenn mal spontan Besuch vorbeikommt, was hier oft passiert, auch mal Fußball geguckt oder mit den Nachbarkindern Bilder gemalt.

Die letzten zweieinhalb Wochen sind rasend schnell vergangen, man erlebt hier richtig viel in diesem total anderen Teil der Erde, man gewöhnt sich an Dinge, die in Deutschland kaum denkbar sind, übervolle Taxen, knallbunte Kleidung, sehr aktive, musische Gottesdienste, und auch an die kalte Dusche geht schon immer besser.

Bericht: Ruben Dantele

 

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