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Letzter Tag des Brot für die Welt Partner-Treffens

Der Abschluss des Brot für die Welt Partner-Treffens zu Gesundheit und HIV in Kamerun, 2016

 

 

Von Ehemalige Mitarbeitende am

Heute endete die Gesundheitskonferenz in Limbé, Kamerun. Die letzten Tage waren voller Intensität und wichtiger Erkenntnisse. Bis zuletzt war die Atmosphäre herzlich und respektvoll zwischen den Partnerorganisationen von Brot für die Welt, die aus 16 afrikanischen Ländern zusammenkamen. Die Ziele des Treffens - sich untereinander besser zu vernetzen sowie einen Input zum Entwurf des Policy Papiers zu Gesundheit/ HIV von Brot für die Welt zu geben - wurden erreicht. Und die PartnerInnen waren sich einig, dass sie gerne noch weiter diskutiert hätten.

Der letzte Tag war nochmals von wichtigen Themen wie HIV und AIDS, Gesundheitsfachkräften und psychischer Gesundheit geprägt. Die Woche in Limbé flog mit solcher Intensität und auch Geschwindigkeit an uns vorbei, dass der letzte Tag der Konferenz viele schon fast überraschte. Nichtsdestotrotz war die Motivation, in die thematische Tiefe zu gehen, auch  am Abschlusstag der Konferenz unbeirrt, ganz im Sinne des Ausdrucks des Professor Phius Thi, von der Cameroon Baptist Convention: "Don´t blame the darkness but light the candle".

 

Ausbildung und Motivation von Gesundheitspersonal ist wesentlich

 

Der Input in allen drei Workshops war großartig. Im Workshop zu psychischer Gesundheit wurde deutlich, dass dieser Bereich von Gesundheit immer mehr an Relevanz gewinnt und dass Gesundheitspersonal und nicht zuletzt auch die involvierten Gemeinden intensiver geschult werden müssen. Das Gesundheitspersonal kann zum einem eine Entlastung, jedoch zum anderen auch eine Belastung für Betroffene sein – nämlich wenn es selbst überfordert ist - daher gewinnt der Aspekt einer qualitativen Ausbildung noch mehr an Relevanz. In der Diskussion kristallisierte sich heraus, dass Gesundheits- und KrankenpflegerInnen sowie ÄrztInnen aufgrund der hohen Arbeitsbelastung und der daraus resultierenden zunehmenden Frustration selbst ein erhöhtes Risiko aufweisen, zu erkranken. So können sie den von psychischer Krankheit Betroffenen auch keine Hilfe bieten. Es ist umso wichtiger, durch ausreichendes Personal und einen starken Rückhalt in den Gemeinden, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Problematisch gestaltet sich für viele Gesundheitseinrichtungen die Migration von Gesundheitsfachkräften im Land, sowie international und global gesehen. Alleine im Kongo fehlen eine Million Pflegekräfte. Aufgrund von schlechter Bezahlung, hoher Arbeitsbelastung sowie unzureichender Möglichkeiten zur Weiterbildung verlassen immer mehr ÄrztInnen und Gesundheits- und KrankenpflegerInnen ihre Heimat in Richtung der Großstätte oder sogar in andere Länder, wo sie attraktivere Arbeitsbedingungen vermuten. Auch die Art der Ausbildung aufgrund des oft nicht gut geschulten Personals, was sich auf die Qualität der Ausbildung auswirkt, stellt eine massive Herausforderung im Gesundheitsbereich dar und ist ein wesentliches Motiv für Abwanderungstrends.

Die Hoffnung, dass zum Beispiel im globalen Norden bessere Lebensbedingungen zu finden sind, überwiegt. Problematisch ist auch die gezielte Abwerbung des Westens, um dem hausgemachten Pflegenotstand bei uns entgegenzuwirken.

Alle waren sich einig, dass die Löhne und die Chancen auf Weiterbildung erhöht werden sollten, aber die Finanzierung bleibt fraglich, solange Staaten vorranging in Verteidigung statt Gesundheit investieren. Der Ausruf „Health is a responsibility oft the state!” kam auch hier wieder zum Tragen.

Im Tschad greift man inzwischen zu massiven Maßnahmen, um sein ausgebildetes Personal zu halten. Gesundheitsfachkräfte müssen einen Arbeitsvertrag über zehn Jahre unterschreiben, in dem sie sich verpflichten, der ausbildenden Einrichtung erhalten zu bleiben. Zwar bekommen diese für ihre Familien Wohnraum und günstigere Lebensmittel, aber viele Teilnehmenden haben dies als zu belastend für den einzelnen Menschen und die betroffenen Familien empfunden. In vielen Ländern ist es Usus, dass das Personal nach der Ausbildung noch zwei bis drei Jahre an die Einrichtung gebunden ist, zehn Jahre ist doch eher unüblich. So berichtete die Kinderärztin Theresa Rettig aus Ghana, dass die Tatsache, dass Familien über Jahre aus beruflichen Gründen getrennt sind, zu einem enormen Anstieg an zerrütteten Familien und Scheidungen führe. Auf jeden Fall ist diese radikale Maßnahme ein Beispiel für die pure Verzweiflung der Krankenhäuser vor Ort, die mit allen Mitteln um ihre Mitarbeitenden kämpfen. Als Lösungsmöglichkeit wurde diskutiert, ob und wie Menschen gezielt  für eine Ausbildung im Gesundheitsbereich ausgewählt werden könnten, hinsichtlich ihrer Eignung und ihrem Willen, auch nach der Ausbildung in ländlichen Gebieten zu arbeiten. Gemeinden sollten mitentscheiden können, welche Menschen dafür geeigneten KandidatInnen wären.

Die Möglichkeit einer Partnerschaft zwischen Ländern und Krankenhäusern auf nationaler und internationaler Ebene wurde als eine weitere Lösung zur Verbesserung der Aus- und Arbeitsbedingungen diskutiert. Dadurch könnten ein stärkerer Austausch und eine Verbesserung der Qualität der Ausbildung entstehen. Auch müssen die gesellschaftliche Stellung von Gesundheitspersonal und das stark hierarchisch geprägte System in den Krankenhäusern gelockert werden. Gesundheits- und KrankenpflegerInnen stehen häufig in der Hierarchie unter ÄrzteInnen, obwohl ihr Beitrag zur einen qualitativen Gesundheitsversorgung nicht weniger wertvoll ist. Von einer gemeinsamen Arbeit auf Augenhöhe könnten zum einen PatientInnen und zum anderen diese beiden Berufsgruppen profitieren. Durch mehr Mitspracherecht und Möglichkeiten in der Weiterbildung für Gesundheits- und KrankenpflegerInnen kann dieses Berufsbild mehr an Attraktivität gewinnen.

 

Zum Abschluss eine erste gemeinsame Auswertung und nächste Schritte

Im Anschluss an die Workshops gaben MitarbeiterInnen von Brot für die Welt den Teilnehmenden aus Afrika ein erstes Feedback, hinsichtlich ihrer persönlichen „Aha Effekte“, die sie aus der Woche Gesundheitskonferenz gewonnen haben und die mit Sicherheit in die neue Policy Gesundheit/ HIV Eingang finden werden, wenngleich eine fundierte Analyse erst in den Wochen nach der Konsultation folgen wird. Diese sind unter anderem:

  • Einen stärkeren Fokus auf die Einbindung und Stärkung von Gemeindestrukturen im Sinne der gemeindebasierten Gesundheitsarbeit legen, ohne Gemeinden und insbesondere freiwillige Gemeindehelfer zu überfordern;
  • Stärkere Anwaltschaftsarbeit in den nationalen Kontexten, denn Staaten müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden, Gesundheitszugang für alle Menschen zu ermöglichen;
  • Die Arbeit und Wirkung von Lobby- und Advocacy vertiefen, sowie die Grenzen aufgrund von besonderen Länderkontexten erkennen;
  • Korruption im Gesundheitsbereich hindert den Aufbau starker Gesundheitssysteme;
  • Bestehende Abhängigkeit der Gesundheitseinrichtungen von PatientInnengebühren zum einen und der Bedarf von differenzierten Strategien für eine nachhaltige und solidarische Finanzierung von Gesundheit zum andern, durch einen Finanzierungsmix und den Aufbau von Sozialen Sicherungssystemen, die alle Menschen erreichen können;
  • Genderthematik: stärkere Ansprache von Männern in die Gesundheitsvorsorge als bisher;
  • Fokus auf Gesundheitsprävention bei Infektionskrankheiten und zunehmenden chronischen Erkrankungen;
  • Qualität der Aus- und Weiterbildung und Löhne von Gesundheitsfachkräften verbessern und innovative Lösungen für eine gerechte Verteilung von Personal finden;
  • Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen besser integrieren in Aspekte der Gesundheitsleistungen und Vorsorge im Sinne eines Mainstreamings.

 

Abschließend wurden gemeinsam die letzten Tage reflektiert. Unter verschiedenen Punkten wie „Raum für Verbesserung“, „was nehme ich mit nach Hause“ und „nächste Schritte“ konnten alle Teilnehmenden ihre Meinung und Stimmung kundtun. Das Feedback war überwiegend positiv, mit dem Wunsch, ein solches Treffen öfters auszurichten, um am Ball zu bleiben. Viele betonten, dass sie die Möglichkeit, sich besser zu vernetzen und gemeinsam auszutauschen, als besonders wertvoll empfunden haben, auch wenn wegen einer vollgepackten Agenda die Zeit zwischen den einzelnen Programmpunkten knapp war.

Nach einem Gebet und dem herzlichen Segen von Peter KumChe von Trauma Center Cameroon endete diese spannende Konferenz.

Alle verabschiedenden sich mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Obwohl die letzten Tage anstrengend waren, sind sie für uns alle ein Gewinn gewesen. Die gemeinsame Plattform wurde genutzt, und es konnten erste wichtige Schritte hin zu einer besseren Gesundheitsversorgung in Afrika entwickelt werden. Zwar ist noch viel zu tun, aber durch eine enge Partnerschaft kann das Recht auf Gesundheit gemeinsam Schritt für Schritt umgesetzt werden.

 

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Lachender Junge

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