Nach 17 Tagen, mehr als 2000 Kilometer Wegstrecke ist die Westafrika -Karawane für die Sicherung der Zugangsrechte lokaler Gemeinden und vulnerabler Gruppen zu Wasser, Land und bäuerliches Saatgut in Dakar (Senegal) zu Ende gegangen. Der Zug startete am 4. März in der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou, führte über Bamako (Mali) nach Dakar (Senegal). An mehr als zehn Haltestellen, zahlreichen Demonstrationen und Dialogforen, schlossen sich mehr Basisorganisationen und soziale Bewegungen der Karawane an. Gruppen die gegen Landraub, für die Bewahrung lokalen Saatguts und den gesicherten Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen für die lokale Bevölkerung kämpfen. An der letzten Kreuzstation vor Dakar, Diamniado, empfing der lokale Bürgermeister sichtlich mit Stolz erfüllt mehr als 200 Abgesandte aus 13 westafrikanischen Ländern, darunter nun auch Delegierte aus Mauretanien und Sierra Leone.
„Entlang der Karawane sind wir Zeuge geworden, wie Wasser, Land und bäuerliches Saatgut -unsere Lebensgrundlagen - an lokale und internationale Investoren verteilt werden, ohne dass wir darauf Einfluss nehmen. Diese katastrophale Politik muss aufhören! Wir sind für den Dialog mit den politisch Verantwortlichen bereit!“schmetterte Massa Koné bei der Abschlusszeremonie im Centre Bopp in Dakar Der Aktivist ist Generalsekretär des Brot für die Welt Partners UNION, ein Dachverband von Betroffenenorganisationen zum Schutz der Rechte der Hilfsbedürftigsten (Union des associations et coordinations d'associations pour le développement et la défense des droits des démunis), und zugleich Sprecher der malischen Plattform der Karawane. „Viele von uns sind nun mehr als zwei Wochen unterwegs, fernab von unseren Familien und Gemeinden. Aber wir sind entschlossen, diesen Weg zu Ende zu gehen, auch wenn es noch viel Zeit und Energie kosten wird, bis dass unser Anliegen bei den Autoritäten Wiederhall erfährt.“
Anders als erwartet war Macky Sall, Präsident Senegals und derzeit Vorsitzender der Westafrikanischen Wirtschaftsunion ECOWAS, dort nicht anwesend. Er wurde von einem Staatssekretär aus dem Ministerium für Afrikanische Integration vertreten. Letztere dankte den Aktivisten für deren Einsatz. Er bezeichnete ihre Bemühung als Meilenstein der regionalen Integration. Auch Abgesandte der westafrikanischen Kirchengemeinde, unten ihnen Reverend Kadera Bamerbanona, nahmen an der Abschlussveranstaltung in Dakar teil. Der Vize-Präsident von FECCIWA (Fellowship of Christian Councils in West Africa) ermutigte die Mitstreiter der Karawane: “Land, Wasser und Saatgut sind die Quellen unseres Lebens. Wir haben unsere politischen Vertreter damit betraut, sie zu bewahren und gerecht zu verteilen. Auch die Kirchen unterstützen diese Forderung.“
Zusammenfassend kann ich sagen, dass wir eine lange Liste von Problemfällen und Argumenten auf dem Weg nach Dakar eingesammelt haben: Bauern und Bäuerinnen wehren sich dagegen, dass ihre Rechte bei Verhandlungen mit den Investoren ausgeklammert werden und machen verstärkt lokale Autoritäten und Investoren verantwortlich für die soziökonomischen Schäden innerhalb ihrer Gemeinden. In Burkina greifen Baumwollproduzenten z.B. den amerikanischen Agrarchemiekonzern Monsanto an, der ihre Ländereien in Testfelder für genetisch verändertes Pflanzgut verwandelt hat; andernorts sind es kanadische Goldminen oder auch Großplantagen wie solche des belgisch-französischen Energiepflanzen-Erzeugers Socfin/Bolloré in Sierra Leone, die sich negativ auf die Trinkwassersituation, Fischerei und Agrikultur auswirken und die Ernährungssicherheit in den Gemeinden stören.
So wie ich es beobachtet habe, sind die Initiatoren vorsichtig optimistisch. Die Karawane hat die Betroffenem zusammengeführt und gestärkt, deren Fürsprecher, oftmals unter Beihilfe der lokalen Autoritäten, eingeschüchtert werden. Und nicht zuletzt waren die Stimmen der Frauen in den Gemeinden laut zu hören gewesen. Im Netzwerk mit Journalisten und Journalistinnen, NROs und lokalen Autoritäten will das Bündnis die Kampagne fortsetzten, Entschädigungen für die von den Großkonzernen verursachten ökologischen und sozialen Schäden fordern und langfristig Einfluss auf nationale und überregionale Gesetzgebung, Investment- und Entwicklungsprogramme nehmen. Im Nachgang bleiben einige der Organisatoren noch bis zum 22. März in Dakar. Sie planen beim Jahrestreffen des Global Network for the Right to Food and Nutrition ihr weiteres Vorgehen, um die vielen Probleme und Berichte über Menschenrechtsverletzungen aufzugreifen, die ihnen Basisorganisationen entlang des Weges vermittelt hatten.
Es war ein großer Erfolg der Karawane, zahlreiche verschiedene soziale Bewegungen zusammengeführt zu haben, darunter Bäuer_innen, Fischer_innen und Nomad_innen sowie Vereinigungen von Konsumenten_innen, aber auch Aktivisten_innen, die sich gegen die Wirtschaftsabkommen mit der Europäischen Union, EPAs, aussprechen, sie befürchten, dass sich eine Zunahme von Importen negativ auf die Landwirtschaft auswirken wird.
Um Eindrücke von der Karawane zu bekommen, besuchen Sie folgende weiterführende Links:
Fotos: https://www.flickr.com/photos/nouvelagriculteur/
Videos: http://www.droitlibre.net/magazine.html?id_rubrique=63