Ärger und Diskussionen über falsche Schiedsrichterentscheidungen wie bei vielen WM-Spielen in Brasilien, gab es bei der Straßenfußball-Weltmeisterschaft am 30.6. in Wittenbergem nicht. Denn der "Fair Play for Fair Life"-Cup, der von der Brandenburgischen Sportjugend gemeinsam mit Brot für die Welt organisiert wurde, kam ganz ohne Schiedsrichter aus! Stattdessen legten die jugendlichen Kicker eigene Fair-Play Regeln fest und sorgten selbst dafür, dass sie eingehalte wurden. Der Profifußball könnte davon noch etwas lernen!
Kicken & lernen - und das mit Spaß!
Und so sahen die grundlegenden Anforderungen aus: Jedes Team verfügt über sechs Spielerinnen und Spieler, reine Jungen- oder Mädchenteam gibt es nicht, ebenso keinen Torwart. Ein Mädchen im Team muss im Laufe des Spiels ein Tor schießen, sonst zählen die Tore der Jungens nicht. Eine harte Regel, für Jungs oft schwer zu ertragen, die aber Sinn macht. Vor dem Spiel kamen die Teams zusammen und definierten drei Fair Play-Regeln und eine Zusatzregel, z.B. dem Gegner aufhelfen, oder - besonders beliebt - die Laola-Welle.
Aber es ging bei dem Turnier nicht nur um Sport. Neben den Spielen fanden auch Workshops zu "Fair Play for Fair Life", der Aktion von Brot für die Welt zur Fußball-WM in Brasilien, statt. Den Schülerinnen und Schüler wurde dabei schnell klar, dass es im täglichen Leben von Millionen von Brasilianern alles andere als fair zugeht. Viele Jugendliche aus den Armenvierteln bleiben ungeliebte Zaungäste bei der Weltmeiserschaft. Ihnen gibt das evangelische Hilfswerk eine Stimme und setzt sich mit seinen lokalen Partnern dafür ein, dass sie bessere Bildung, Arbeit und eine faire Chance auf ein besseres Leben erhalten, um dem Elend in den Favelas zu entkommen.
Blick über den Tellerrand wagen
Ralf Niklas, Lehrer an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Grundschule Wittenberge, zeigte sich begeistert von der Veranstaltung: "Diese Turniere sind eine Plattform auf der 'Fair Play for Fair Life' praktisch gelebt wird. Durch die Fairnessregeln übernehmen die Kids Verantwortung für sich und die gegnerische Mannschaft. Sie lernen, dass ein gutes Spiel auch ein verlorenes Spiel sein kann. Mit den Inhalten von Brot für die Welt, lernen sie zudem über den Tellerrand hinaus in die Welt zu sehen.“
Faire Preise für die Sieger
Und natürlich wurden auch bei dieser WM zum Schluss die "Meister" ausgezeichnet. Bei den Grundschulen ging der "Cup" an die Grundschule 1 Wittenberge mit ihrem Team 'Costa Rica', "Vizemeister" wurde die Grundschule Ingeborg-Feustel aus Blankenfelde mit ihrem Team 'Deutschland'. Bei den Oberschulen ging der 1. Platz an das Team Kolumbien der Oberschule Glöwen, Platz 2 an das Team Chile aus der Oberschule Teltow.
Zu gewinnen gab es übrigens den fairen Brot für die Welt-Ball in den Nationalfarben (gelb-grün) des WM-Landes Brasilien. Dieser wird unter fairen Bedingungen in Pakistan hergestellt, will sagen: die Näherinnen und Näher erhalten für ihre Arbeit einen fairen Lohn, mit dem sie ihre Familien ernähren können. Ein kleines Beispiel wie "Fair Play for Fair Life" im täglichen Leben funktionieren kann.
Alle Teilnehmenden hatten viel Spaß beim Turnier und ließen gemeinsam beim Public Viewing am Friedensteich den gelungenen Tag ausklingen.
Fruchtbare Kooperation
Brot für die Welt und die Brandenburgische Sportjugend verbindet eine jahrelange, sehr konstruktive und lebendige Zusammenarbeit, denn die Ziele sind in vielen Punkten ähnlich. Mit "Straßenfußball für Toleranz" werden soziale Lerninhalte, Konfliktmanagement, Zivilcourage, Fairness und interkulturelles Lernen gefördert.