Am 29. Oktober 2014 wurde der Hauptsitz der „Kirche der Geschwister“ („Church of the Brethren“, EYN) in Kwarhi, Nordostnigeria von bewaffneten Mitgliedern der Terrorgruppe Boko Haram überfallen und eingenommen. Am Tag danach brachte Boko Haram zudem die nah gelegene Kreisstadt Mubi, nahe der kamerunischen Grenze, unter ihre Kontrolle. Militär und Behörden zogen sich aus der Region zurück. Es gab zahlreiche Tote und Brandanschläge auf Kirchen. Auch die Kirche der EYN wurde schwer beschädigt, ebenso die Kirchen der lutherischen, katholischen und baptistischen Gemeinden in Mubi. Boko Haram ist eine seit 10 Jahren im Norden Nigerias operierende Terrorgruppe, die sich seither für eine Einführung der Scharia und des Verbots westlicher Bildung einsetzt und die Beteiligung an Wahlen ablehnt. Ihre Opfer sind nicht nur Christen, sondern auch Muslime, die im Norden des Landes die Bevölkerungsmehrheit stellen.
Nun wurde am 14. November 2014 auch die zur EYN gehörende Berufsschule „Mason’s Technical School“ im 100 km westlich gelegenen Garkida von der Terrorgruppe überfallen. Die Mitarbeitenden und Schüler/innen der Ausbildungsstätte konnten ihr Leben durch rechtzeitige Flucht retten, sind aber als Flüchtlinge in südliche und westlich gelegene Gebiete, die bisher nicht von Boko Haram kontrolliert werden, unterwegs. Nach telefonischer Bestätigung von Mark John, dem Leiter der EYN Berufsschule und Ansprechpartner von Brot für die Welt, ist ein Weiterbetrieb der Berufsschule unmöglich geworden. Brot für die Welt prüft derzeit die Möglichkeit, die Entwicklungsförderung an die veränderte Situation anzupassen, da Schüler/innen und Belegschaft von ihren Wohn- und Arbeitsorten vertrieben sind und bis auf weiteres auf Hilfe von außen angewiesen sein werden.
Der Präsident der EYN, Dr. Samuel D. Dali, betonte in einem von seiner Kirche veröffentlichten Schreiben die dramatischen Ausmaße der Übergriffe. So wurden Familien auseinandergerissen und befinden sich noch auf der Flucht oder leben in notdürftig eingerichteten Lagern und Unterkünften ohne ausreichende Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln. Er appelliert an die nigerianische Regierung, das Leiden der Menschen ernster zu nehmen und bemängelt die unzureichende Krisenbewältigung der staatlichen Organe. Auch an die internationale Gemeinschaft richtete er die dringende Bitte nach Beistand und Unterstützung zur Bewältigung dieser sich kontinuierlich verschärfenden Krise.