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Ruanda und Burundi: Gelebte Versöhnung

Von Online-Redaktion am

Das Ökumenische Netz Zentralafrika, das von Brot für die Welt unterstützt wird, hat den diesjährigen ÖNZ-Friedenspreises an "International Alert Burundi und Ruanda" vergeben. Das Netzwerk lokaler Organisationen setzt sich seit vielen Jahren gemeinsam mit ihren Zielgruppen für die Betreuung von Gewaltopfern, die Wiedereingliederung von ehemaligen Flüchtlingen, Traumabearbeitung und grenzübergreifende Versöhnung ein. Gloriosa Bazigaga, Koordinatorin des regionalen Büros von International Alert nahm den Friedenpreis am 25. November in Berlin stellvertretend für das Projektnetzwerk entgegen. Die Ziele und die Praxis des Programs wurden bei einer Podiumsdiskusion „Gelebte Versöhnung: Friedens-, Trauma- und Integrationsarbeit in einer instabilen Region“ gewürdigt. An der Diskussion nahm die Bundestagsabgeordnete Ute Finck-Krämer, Dr. Gerd Hankel vom Hamburger Institut für Sozialforschung und Gloriosa Bazigaga selbst teil.

Der Genozid, der 1994 in Ruanda verübt wurde, stellt die zivile Friedensarbeit in der Region bis heute vor besondere Herausforderungen. Möglich wird Versöhnungsarbeit vor allem durch zivilgesellschaftliche Projekte wie dem Reintegration and Reconciliation Programme (RRP). Das Programm wird von International Alert und lokalen Partnerinitiativen durchgeführt und beabsichtigt sehr unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen in einen Dialog zu bringen. Ehemaligen Armeeangehörigen, Rebellen, sowie Opfern wird im Rahmen dieses Projektes ermöglicht, abseits bestehender Ressentiments miteinander in einen gemeinsamen Dialog zu treten. Auch die Jugend Ruandas, die den Konflikt selbst oft nicht miterlebt hat, soll mit einbezogen werden.

Hier sollen Vorurteile überwunden und gemeinsam über die Vergangenheit gesprochen werden. Auf Ebene der nationalen Politik gibt es schon lange einen staatlich gelenkten Diskurs zum Thema Vergangenheitsbewältigung und Konfliktlösung. Doch einige Gruppen der Zivilgesellschaft fühlen sich vom nationalen Narrativ über die Ursachen und Folgen des Genozids ausgeschlossen, und bestimmte gesellschaftliche Gruppen suchen eigene Wege, um ihre Vergangenheit individuell wie kollektiv aufzuarbeiten.

In diesem Umfeld ist die zivile Friedensarbeit eine der wichtigsten Säulen entwicklungspolitischer Bemühungen in Ruanda. Deutschland sieht hierin eine entscheidende Komponente der bilateralen Zusammenarbeit, was nicht zuletzt am Aktionsplan „Zivile Krisenprävention“ von 2004 deutlich wird. Institutionell ist dieser Ansatz besonders durch den Unterausschuss „Zivile Krisenprävention und vernetzte Sicherheit“ im deutschen Bundestag verankert. Auch die staatliche Förderung des Zivilen Friedensdienstes durch Mittel aus dem Bundeshaushalt verdeutlicht diese Linie.

Die Versöhnungsprozesse in Ruanda und Burundi sind durchaus unterschiedlich. Während in Ruanda die Unterscheidung zwischen ethnischen Gruppen nach dem Völkermord von 1994 zugunsten einer geeinten ruandischen Nationalidentität untersagt ist, wird in Burundi weiterhin offen mit den Begriffen Hutu und Tutsi umgegangen. Die beiden Bevölkerungsgruppen werden sogar per Gesetz in Quoten an wichtigen Regierungs- und Verwaltungsgremien beteiligt. Daher ist die Situation in Burundi kontroverser, es stehen sich antagonistische Kräfte weiterhin gegenüber.

In Ruanda werden Spannungen zwischen beiden Gruppen von offizieller Seite gerne geleugnet, Versöhnung und Zusammenleben werden staatlich gefördert. So kommt es zu keinem öffentlichen Diskurs, Spannungen finden wenig öffentlich akzeptiertes Ventil. Als Versuch der juristischen Aufarbeitung der Verbrechen von 1994, die hunderttausende Opfer und Täter hatten, wurden die traditionellen ruandischen Volksgerichte, genannt „Gacaca“, wieder reaktiviert. Wer hier geständig war, bekam oft nur eine geringe Strafe, teilweise wurden die Angeklagten auch freigelassen.

Bei diesen Bemühungen darf nicht vergessen werden, dass beide Länder einen tiefgreifenden Versöhnungsprozess brauchen. Es handelt sich nicht um eine isoliert Krise sondern um einen tief verwurzelten Konflikt in beiden Gesellschaften, der immer wieder in zyklischen Abständen in Konflikte mündet. Es muss eine Brücke zwischen den Konfliktparteien geschlagen werden und ein Sozialvertrag aus dem Geiste der Gerechtigkeit wachsen. Institutionen wie die Gacaca Gerichte sind nur ein Beitrag zum langfristigen Frieden. Projekte wie das von International Alert koordinierte Reintegration and Reconciliation Programme (RRP) richten sich an alle gesellschaftlichen Gruppen in beiden Länder, um langfristig Frieden und Versöhnung zu schaffen.

Das Ökumenische Netz Zentralafrika (ÖNZ) ist ein Zusammenschluss von kirchlichen Werken (Miseror, Brot für die Welt, Pax Christi und der Vereinten Evangelischen Mission), die mit Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in der Region der Großen Seen (DR Kongo, Ruanda, Burundi) verbunden sind.

 

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