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Zwischen Heimweh und dem Gefühl zu Hause zu sein

Von Ehemalige Freiwillige am

Noch 2 Monate. Ich habe lange nicht mehr geschrieben, eine halbe Ewigkeit ringe ich jetzt schon mit mir und finde doch immer wieder einen Grund, die Finger nicht auf die Tastatur zu legen und euch somit aus meinem Leben auszugrenzen. Mir fehlt es nicht an Themen, nicht an Neuerlebtem, nicht an Kreativität, nicht an der Lust zu schreiben.

Im Gegenteil, ich habe in letzter  Zeit oft auf dem Balkon gesessen, die letzten Ausläufer der Wärmemonate ausnutzend und mit Stift und Blatt Papier mein Leben skizziert. Ich scheue also nicht die Feder, sondern den Leser. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem sich weder Körper noch Geist mehr dagegen verwehren in Argentinien, Buenos Aires, Quilmes, Don Bosco, Los Andes 10 nur eine Unterkunft auf unbestimmte Zeit, sondern eine Alternative zum Leben in Deutschland, Berlin, Mitte, Reinhardtstraße 8 gefunden zu haben.

Versteht mich nicht falsch, es plagt mich regelmäßig Heimweh, aber wo es zu Anfang noch der Ort war, fehlen jetzt vor allem die Familie und die Freunde. Wo anfangs kulturelle Differenzen herrschten, lächle ich jetzt verstehend, da auch ich mir so einiges des mir vorher merkwürdig erscheinenden angewöhnt habe. Ich werde mich wohl zum Beispiel in Deutschland, im Land der starken, stolzen, immer das letzte Wort haben wollenden Frauen, erst einmal im Haus einsperren müssen und Mutti zu Rate ziehen, die mir dann die deutsche Frau mit all ihren der Gleichberechtigung zu verdankenden Vorzügen wieder ein wenig näher bringen wird. Eine andere Alternative wäre natürlich auf schmerzliche Art und Weise zu erfahren, dass sich die Frau auf den Straßen Berlins weder auf Deutsch, noch auf Spanisch gerne zu bloßem Sexobjekt bloßgestellt sieht. Auch sollte schnellstens nicht mehr jeder zweite Satz mit in Deutschland als Schimpfwörter gesehenen Ausrufen begonnen werden. Denn was hier Begrüßung oder höchstens  Aufforderung ist, wird wohl weder auf den Basketballplätzen, noch in Hörsälen an der Uni oder in der Bar dem Adressierten einen positiven Eindruck von dir verschaffen.

Auch, oder wohl eher vor allem, wird sich wohl ein jeder von uns 4 wieder daran gewöhnen müssen nicht jeden Tag mit dem, ich gebe es zu, sehr befriedigenden, Gefühl aufzuwachen, unabdingbar zu sein. Zurück in Deutschland steht wieder die eigene Zukunft im Mittelpunkt. Sich für ein Jahr dem Leben anderer Menschen zu widmen, wenn auch nur Teilzeit, hat etwas Schönes, Befreiendes.

Nicht nur wegen des Gedanken zu helfen und zu formen, sondern auch, weil es das Gewicht auf den eigenen Schultern ein wenig erträglicher macht. Solange meine Gegenwart hilft, Zukunft zu pflanzen, muss ich mir um die Bewässerung der eigenen keine Sorgen machen. Als hätte man ein automatisches Bewässerungssystem bringt die Erfahrung eines jeden bestandenen Tages einen ein Stück weiter.  Niemand muss Tag für Tag nachsehen ob der höchsteigenen Zukunft auch genug Aufmerksamkeit entgegengebracht wird oder sie vielleicht grad vor sich hin trocknet.

Dieses Jahr hatte von Anfang an etwas Abgeschlossenes.  Ich hatte mein Ziel klar und deutlich vor mir, hab es kaum mal aus den Augen verloren, und nie über einen längeren Zeitraum hinweg Zweifel gehabt es zu erreichen. Es gab ganz offensichtlich Berge die erklommen werden mussten, doch mit ein wenig Kraft- und Zeitaufwand war keine von ihnen die Herausforderung eines Mount Everest.

Weder das Erlernen der Sprache noch die pädagogische Heranführung an Verhältnisse und Verhalten der Kinder waren etwas, dass nicht jeder mit der Zeit gelernt hätte, und doch kann jeder Einzelne stolz auf die erreichten Ziele sein. Was ich gelernt zu haben glaube ist, dass die größte Herausforderung des Jahres in der Fremde nicht das Jahr selber ist, sondern der vorausgesetzte Wille es durchzuführen. Das Jahr, von jedem Freiwilligen anders geführt, ist das Einfachste, gleichzeitig Spannendste unseres Lebens. Eine Garantie auf „the experience of a lifetime“.

Ich bin froh es bald abgeschlossen zu haben, da ich jetzt mit der Angst kämpfe den Anschluss verpasst zu haben. Denn was wir für dieses Jahr wirklich bezahlt haben, können wir erst nach der Rückkehr erfahren. Das Gewicht auf den Schultern wird zurückkehren und niemand kann dich auf den 10000 Seminaren die hinter, sowie vor uns liegen, darauf vorbereiten.

Doch auch darin liegt der unendliche und von mir unendliche Male erwähnte Erfahrungswert dieses Jahres, welches ich deshalb mit der gleichen Vorfreude auf Deutschland beende, wie ich um diese Zeit letztes Jahr die Freude auf Argentinien genossen habe.

Und um sicher zu gehen, dass unsere Zeit hier auch in Erinnerung und verwurzelt bleibt, haben Kornelius und Ich heute gemeinsam jeweils unseren ersten Baum gepflanzt. Leider ohne automatische Bewässerung, weshalb wir wohl in nächster Zeit ein wenig Baumpflege studieren werden, gerne mit Ratschlägen aus Deutschland…

Hasta la victoria Siempre

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Lachender Junge

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