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Wieso man Vokabeln lernen sollte

Von Ehemalige Freiwillige am

„Die Hände in den Hosentaschen vergraben -Mein Geld, das Handy und die Schlüssel von meinen Fingern fest umschlossen - Das Guia- T griffbereit in der Sweatshirttasche. Meine Augen suchen konzentriert die menschenleeren Halstestellen nach einer lesbaren Busnummer ab. Weil ich aus den verkratzten Nummernaufklebern ohne Licht nicht schlau werde und die einzelnen Gestalten im Halbdunkeln nicht gerade den Eindruck machen, als würden sie auf mich warten, um mir das Busnetz von Buenos Aires zu erklären, entschließe ich mich die Zahlensuche an belebterer Stelle fortzusetzen und mache mich schnellen Schrittes, unauffällig auf den Weg durch die Dunkelheit.“

Ich versuche mal in aller Kürze die vergangenen anderthalb Wochen zusammenzufassen, in denen einige Ereignisse für mich persönlich eigentlich einen eigenen Blog Eintrag verdient hätten.

Die Zeit nach meinem letzten Eintrag begann mit einem unvergesslichen Abend.

Am Sonntag wollte ich mich mit den Freiwilligen Kornelius, Miro und Maike auf einem großen Open- Air- Konzert treffen. Ich kam verspätet an, sprintete also mit einer Horde wilder Fans, mit denen ich im Bus gekommen war auf das Gelände, um ja kein Lieblingslied zu verpassen und traf durch einen riesigen Zufall meine deutsche Mitarbeiterin Eva und gesellte mich erst einmal zu ihr, bis ich den Kopf des zweitgrößten Menschen auf dem Konzert sah, der unverkennbar zu Kornelius gehörte. Wir genossen zusammen ein gutes Konzert, dass durch schockierende Bilder, sozialkritische Texte (die wir nicht immer ganz mitsingen konnten) und gute Feierlaune überzeugte.Eine Zugabe wurde allerdings nicht gefordert. Stattdessen strömte die gesamte Menge nach Konzertende vom Gelände.

Für die unzähligen Fans (Schätzungen von uns gingen von 8000 bis 100000) kamen nämlich nicht mehr als 3 Busse. Die restliche Menge stellte sich gutgelaunt in irgendwelche Schlangen und wartete. Nach etwa 2 ½ Stunden, in denen wir Deutschen schon einige Male die Nerven verloren hatten und uns durch sinnlose Spiele, wie Schere/ Stein/ Papier, Flaschenränder mit Steinchen treffen... abgelenkt hatten und verzweifelt versucht hatten ein Taxi anzuhalten, hatte sich die Anzahl der Wartenden aus irgendeinem Grund deutlich verringert und wir vertrieben uns immer noch ratlos die Zeit.

Ich konnte mich letzendlich in einen Van quetschen, der mich zum Bahnhof Constitucion brachte, von dem aus ich einen weiteren Bus zum Bahnhof Retiro nahm. Dort suchte ich dann angestrengt nach dem passenden Bus, der mich nach Hause bringen sollte, bis ich von einer Person nach Geld gefragt wurde.

Nachdem ich ihm zwei Pesos gegeben hatte und ihm erklärt hatte, dass ich mein Kleingeld und mein Handy brauchte um nach Hause zu kommen, wurde er ein bisschen ungeduldig und auch der Satz ("no entiendo"- ich verstehe nicht) kam bei ihm nicht ganz so gut an, wie bei anderen weltoffeneren Argentiniern. Trotzdem gab er sich danach offensichtlich Mühe, mir in einfachen Worten unmissverständlich deutlich zu machen, dass er es durchaus ernst meint, sodass ich ihm schließlich 100 Pesos geben musste und mich schnell aus dem Staub machte, bevor er seine Kumpels holte um mir sein Anliegen nochmals genauer zu erklären.

Der nächste Abend machte das Ereignis allerdings vergessen.

Einige erfahrene Mitglieder meiner Theatergruppe traten zusammen mit berühmten Schauspielern Argentiniens auf. Sie wurden vom heimischen Publikum groß gefeiert und waren danach selbstverständlich bestens gelaunt. So fand ich mich nach unzähligen Fotos und Glückwünschen für die Schauspieler auf der Ladefläche des Minilastwagens von Alfredo und Nora wieder, zusammen mit zwei Söhnen, der schwangeren Freundin und meinem Fahrrad auf dem Weg zu Pizza Libre, wo wir mit bester Laune das „all- you- can- eat“- Angebot wahrnahmen.

Etwas müde ging es dann am nächsten Tag mit den Jugendlichen aus dem Projekt zu einem Ausflug nach Capital Federal, wo wir die Station des größten argentinischen Radios und das Regierungsgebäude besichtigten.

In letzter Zeit bietet das Projekt viele solcher Aktionen an. Am Freitag darauf kamen beispielsweise zwei Musiker zu uns, die Instrumente aus aller Welt präsentierten und die Kinder zum trommeln, tanzen und zu angestrengten, teilweise verzweifelten Versuchen führte, Töne mit einem Strohalm zu erzeugen. Gestern besichtigten wir zusammen das Fußballstadion der Mannschaft River und bald steht schon das Campamento für die Jüngeren an.

Diese Ausflüge machen nicht nur den Kindern mehr Spaß, als der Projektalltag mit zugehöriger Hausaufgabenbetreuung. Die klappt in der Regel zwar auch schon ziemlich gut, manchmal kann es allerdings auch problematisch sein, mit mehreren chicos gleichzeitig zu arbeiten. Insbesondere, wenn viele an einem Tisch sitzen und völlig unterschiedliche Sachen machen, lassen sie sich gerne mal ablenken und müssen immer wieder aufs Neue motiviert werden.

Es kommt mir dann so vor, wie an einem alten Computer ins Internet zu gehen. Man öffnet nacheinander schnell verschiedene Fenster, um ihnen jeweils Zeit zu geben, sich aufzubauen und den Prozess auszuführen, um sich gleichzeitig schon den nächsten Fenstern zu widmen. Wenn man dann schließlich alle geöffnet hat und zum ersten zurückkehren will, hat sich da noch gar nichts getan. Man versucht den Prozess noch einmal in Gang zu bringen, widmet sich dem zweiten Fenster erneut und auf einmal stockt alles. Im schlimmsten Fall spielt der ganze Computer verrückt und man muss nervige Fragen beantworten um wieder Klarheit zu schaffen. Das Problem ist nur, dass man die Arbeit mit den Kindern nicht „neu starten“ kann, also muss man versuchen das Chaos selbst unter Kontrolle zu bringen oder einen Experten zu Rate zu ziehen.

Soweit das möglich ist, versuche ich jetzt also solange bei einer Aufgabe zu helfen, bis alles klar ist und das Interesse für die Aufgabe ein bisschen länger anhält.

Ich sollte vielleicht noch erzählen, dass ich endlich mein erstes Basketballtraining absolviert habe. Ein freundlicher Argentinier in meinem Alter zeigte mir Alles und stellte mich den wichtigsten Leuten vor, sodass ich sofort in ein Spiel „zwei gegen zwei“ eingebunden wurde. Auf Parkett! Konnte ich mich mit den drei Argentiniern messen und anschließend sogar noch eine Partie der ersten Mannschaft sehen, die in der ersten Liga von Buenos Aires spielt. Ich werde auf jeden Fall wiederkommen!

Netten Kontakt mit Argentiniern hatte ich außerdem letzten Donnerstag in einer Bar in Palermo beim Tandem „Hola- Hallo“ an einem Abend, der speziell für das Treffen von Deutschen und Argentiniern ausgelegt ist. Direkt nachdem ich eingetreten war, wurde ich auf ziemlich perfektem Deutsch von einem Argentinier angesprochen, sodass ich zuerst dachte, er käme nur aus einem anderen Teil Deutschlands, und es dauerte etwas, bis ich ihn dazu brachte auch mal Spanisch zu sprechen...

Als ich mich dann endlich zu später Stunde mit einem Argentinier und seiner Schwester, die mich freundlicherweise nach Hause brachten, todmüde auf den Heimweg machte, war ich um die Erkenntnis reicher geworden, dass nicht alle Argentinier die Welt mit den gleichen Augen sehen und dass ich dringend an meinem Spanisch arbeiten muss, damit ich mich in drei Wochen beim nächsten Mal vor den überraschen gut sprechenden Portenos auch behaupten kann.

Das Wörterbuch wird also vorerst wieder Pflichtlektüre...

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Lachender Junge

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