Im Südwesten Ugandas müssen viele Frauen immer noch mehrere Stunden am Tag dafür aufwenden, Wasser aus weit entfernten Quellen zu holen.
© Siegfried Modola / Brot für die Welt
Mehrere Stunden am Tag mit Wasserholen verbringen? Diese Zeiten sind für viele Frauen im Südwesten Ugandas vorbei. Sie haben jetzt einen Regenwassertank vor der Haustür. Das hat ihr Leben verändert – und auch das ihrer Familien.
Nach dem Frühstück räumt Joy Kamusiime die Becher weg, in denen sie ihrer Familie gesüßten Tee und Hirsebrei serviert hat. Dann macht sie sich an die Hausarbeit: Geschirr spülen, den Hof fegen, Wäsche waschen. Wie jeden Tag steht eine lange Reihe von Aufgaben an: Nach dem Saubermachen wird sich die 38-Jährige um ihr Gemüsebeet und die Hühner kümmern, in ihrem kleinen Laden bedienen, auf ihrer Bananenplantage arbeiten – und natürlich Mittagessen und Abendbrot kochen. Die viele Arbeit mache ihr nichts aus, sagt die Mutter von vier Kindern und lächelt: „Ich fühle mich ausgeruht und habe viel Energie.“
Das war nicht immer so. Bis 2020 musste Joy Kamusiime jeden Morgen um vier Uhr aufstehen, um Wasser zu holen. Die zwei Kilometer lange Strecke zur Quelle führte über einen schmalen Pfad zwischen Bananenstauden und Kaffeebäumen einen steilen Berghang hinab, bei Feuchtigkeit war der Boden auch noch glitschig. Und dann das Ganze zurück, mit einem 25-Liter-Kanister auf dem Kopf. Weil das Wasser nur langsam aus der Quelle läuft und meist schon viele Frauen in einer langen Schlange warteten, brauchte sie etwa drei Stunden, bis sie wieder zu Hause war. Und das Ganze am Abend noch einmal. „Ich war oft so kaputt, dass ich viel weniger geschafft habe als heute“, sagt Joy Kamusiime. Um sich den weiten Weg zu sparen, ging sie manchmal auch zu einer Wasserstelle in der Nähe ihres Dorfes Kikunda. Doch dort ist das Wasser nicht so sauber.
Ein Tank für Regenwasser, der seit 2020 auf ihrem Grundstück steht, hat ihr Leben verändert: „Ich spare mir die langen Wege und damit viel Zeit“, erklärt die Bäuerin. Den Regenwassertank verdankt die Familie der ugandischen Hilfsorganisation ACORD, einer Partnerorganisation von Brot für die Welt. „Die Familien bekommen die Regenwassertanks nicht einfach geschenkt“, stellt Projektmitarbeiterin Olivia Nakaweesa klar. Stattdessen ermutigen sie und ihre Kolleginnen und Kollegen die Frauen in den Dörfern im Südwesten Ugandas, sich zu Gruppen zusammenzuschließen, gemeinsam zu sparen und dann jeweils einem Mitglied der Gruppe die Summe für einen Tank zur Verfügung zu stellen. So geht es immer weiter, bis alle an der Reihe waren. Von dem Ersparten kaufen die Menschen Pfosten, Sand, Zement und Essen für die Arbeiter. ACORD zahlt den Lohn der Maurer, das Material für die Regenrinnen und achtet darauf, dass die Arbeiten korrekt ausgeführt werden.
Nach dem Aufräumen beginnt Joy Kamusiime mit dem Gießen des Gemüsebeetes. Sie hat ihre Beete säuberlich eingezäunt, die Erde außerdem mit Stroh bedeckt – so bleibt die Feuchtigkeit länger in der Erde. Auch diesen Tipp hat sie von ACORD bekommen. Joy Kamusiime scheint alles aufzusaugen und umzusetzen, was sie an Anregungen bekommt. So hat sie ihre Rote Bete, den Kohl, Spinat, Karotten und Zwiebeln zwischen die Bananen, den Mais und Zuckerrohr gepflanzt, damit die hohen Pflanzen den niedrigen Schatten spenden. Und weil ihr Grundstück klein ist, zieht sie zusätzlich Gemüse in Säcken. „Früher konnten wir uns fast nie Gemüse leisten“, erzählt sie, während sie ihre Gießkanne an der Zisterne wieder auffüllt. Jetzt gibt es keine Mahlzeit ohne, und den Überschuss verkauft sie in dem kleinen Laden, der in die Vorderseite des Hauses integriert ist.
Joy Kamusiime freut sich über die Zisterne nicht nur, weil sie ihr viel Zeit erspart, sondern auch, weil das Regenwasser sauber ist. „Früher waren meine Kinder häufig krank, wir mussten viel Geld für Medikamente ausgeben“, erinnert sie sich. Geld, das die Familie jetzt investieren kann. Neben ihr profitiert die 13-jährige Immaculate am meisten von dem Regenwassertank. Denn oft musste sie ihre Mutter zur Quelle begleiten. Dann kam sie zu spät in die Schule, war müde und unaufmerksam. „Seit wir den Wassertank haben, ist sie die Klassenbeste!“, sagt Joy Kamusiime stolz. „Ich habe einfach mehr Zeit für die Hausaufgaben“, sagt ihre Tochter fast abwiegelnd. „Und obwohl ich mehr lerne, ist mein Leben sehr viel leichter geworden.“
Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.
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