Adventszeit, Jahresende: Ich mache gerade politische Inventur. Bei Inventuren sollte nichts beschönigt werden, da zählen Fakten. Ich nenne Ihnen vier, die mich besonders beschäftigen. 1. Mit der neuen US-Regierung hat der einst größte Geldgeber für Entwicklung und Humanitäre Hilfe das System internationaler Zusammenarbeit verlassen. Das kostet unzählige Menschenleben. Deutschland wird damit zum größten Einzelgeber, doch auch hier werden die Mittel spürbar gekürzt. Ein fatales Signal. 2. Auch wenn in den vergangenen Monaten die politischen Bemühungen verstärkt wurden, den Krieg in der Ukraine zu beenden: Massive Gewalt wird mehr und mehr als Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele eingesetzt, auch in „vergessenen Krisen“ wie im Sudan. Doch Gewalt schafft keine gerechten Lösungen. 3. 2024 herrschte bei vielen das Empfinden, die internationale Ordnung sei in der Krise. 2025 hat sich das Empfinden zur Erkenntnis gewandelt: Die alte internationale Ordnung existiert nicht mehr. 4. Der globale Aufwind für Rechtsaußen wirkt auch in Deutschland und Europa. Nach international bekannten Mustern werden auch hier zunehmend zivilgesellschaftliche Organisationen pauschal diskreditiert und in absurder Verdrehung zu Gefährdern der Demokratie erklärt. Diese Erzählung ist brandgefährlich. Sie zielt darauf ab, das Vertrauen in Demokratie an sich zu untergraben. Beobachtungen wie diese erzeugen bei vielen Menschen das Gefühl: Alles geht den Bach hinunter. Ich halte dagegen. Aus meiner Sicht sind wir, sind Sie, ist die Welt in einer völlig offenen Situation. Jetzt ist die falsche Zeit, um in Fatalismus oder Verzweiflung zu versinken. Gerade jetzt kommt es darauf an, die Stimme zu erheben für Gerechtigkeit und Solidarität. Mehr denn je ist es an uns, für Menschen einzutreten, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, im eigenen Land unterdrückt werden oder durch Armut und Diskriminierung schlechte oder keine Startchancen haben. Es ist der richtige Zeitpunkt, sich für jene einzusetzen, die unter den Folgen des menschengemachten Klimawandels, unter ungerechten Handelsstrukturen und menschenverachtenden Arbeitsbedingungen leiden. Wie und wo ein solcher Einsatz gefragt sein könnte, zeigen die folgenden Beiträge. Sie erzählen, was bereits getan wird und wie es – vielleicht mit Ihrer Unterstützung! – weitergehen könnte. Zu Weihnachten und für den Jahreswechsel wünsche ich Ihnen eine besinnliche Zeit, erfüllende Begegnungen und: Zuversicht für 2026.
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