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Jordanien: Die Jugend für Klimagerechtigkeit

Die Klima-Aktivistin Tayma’a Abu Ayyash arbeitet bei Brot für die Welt für die Dialogstelle Klimawandel im Nahen Osten und sie setzt sich für die Klimabildung junger Menschen ein. Im Interview erzählt sie von den Klimawandelfolgen in ihrer Heimat Jordanien und wie sie die dortige Jugend für Umweltschutz sensibilisiert.

Von Ferdinand Girke am
Tayma'a AbuAyyash

Engagiert für Klimagerechtigkeit: Tayma'a AbuAyyash

Wie wirkt sich der Klimawandel auf deine Heimat aus?

Jordanien ist stark vom Klimawandel betroffen, vor allem in Form von Wassermangel. Die Niederschlagsmenge hat abgenommen und die Verdunstungsraten sind aufgrund steigender Temperaturen und veränderter Niederschlagsmuster gestiegen. Jordanien ist derzeit das zweitwasserärmste Land der Welt. Dürren, die durch den Klimawandel stark zunehmen, reduzieren lebenswichtige Wasserressourcen wie den Fluss Jordan und Grundwasserspeicher. Die häusliche Wasserversorgung, Landwirtschaft und alle anderen Bereiche der jordanischen Wirtschaft werden negativ von diesem lang anhaltenden Wassermangel beeinflusst. Für Bauern ist es schwierig, Ernten hoch und Vieh gut genährt zu halten, was die Abhängigkeit von importierten Lebensmitteln erhöht und zu großen Migrationswellen führt. Dies gefährdet die langfristige Ernährungssicherheit und die allgemeine sozioökonomische Stabilität. Eine der aktuellen Hauptherausforderungen besteht darin, dass die meisten Jordanier*innen noch nicht viele ihrer täglichen Schwierigkeiten mit dem sich schnell wandelnden Klima in Verbindung bringen und daher Umweltschutz oder einen klimafreundlichen Lebensstil nicht als Priorität betrachten.

Wie sieht dein Engagement gegen den Klimawandel aus?

Meine Verbindung zur Natur ist die Wurzel und Motivation meines Engagements für den Klimaschutz. Mit 15 Jahren begann ich gemeinsam mit anderen Jugendlichen unsere Wälder vom Müll zu befreien. Während meines anschließenden Bachelor-Studiums zum Thema „Natürliche Ressourcen in Trockengebieten“ beschäftigte ich mich viel mit Ernährungssicherheit und Klimawissenschaft. Beim „Sahara Forest Project“ arbeitete ich dann ganz praktisch an der Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen wie salzwassergekühlten Gewächshäusern für Landwirte im Süden Jordaniens.

Um das Bewusstsein für die Gründe und Folgen des Klimawandels auch in die breitere Gesellschaft zu bringen, gründete ich zusammen mit einer Gruppe gleichgesinnter weiblicher Aktivistinnen EcoYouth Jordan, eine gemeinnützige Umweltorganisation von und für junge Menschen. In dieser von Frauen geleiteten Gemeinschaft halten wir regionale Seminare und Workshops ab, um auf die Auswirkungen des Klimawandels in unserer Region aufmerksam zu machen und jungen Menschen, vor allem Frauen, die Entwicklung eigener tragfähiger Lösungen für die Klimakrise im jordanischen Kontext zu ermöglichen.

Eine unserer wirkungsvollsten Initiativen ist ein viermonatiges Bildungsprogramm für Schüler*innen in Ajloun, im Norden Jordaniens. Sie zielt darauf ab, das Umweltbewusstsein zu stärken und praktisches Wissen in den vier Bereichen Landwirtschaft, Energie, Wasser und Umwelt zu vermitteln. Die Stärkung der jungen Generation durch Umweltbildung und Inspiration zur aktiven Mitgestaltung sind eine wichtiger Lösungsansatz für den Klimawandel, vor allem in der demografisch sehr jungen Region des Nahen Ostens.

Durch meine Tätigkeit für Brot für die Welt als regionale Juniorberaterin für Klimawandel hoffe ich, gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen auch auf regionaler Ebene Momentum für Veränderungen zu kreieren und sie dabei zu unterstützen, klimafreundliche rechtsbasierte Ansätze in ihre Arbeit zu integrieren. Die Verstärkung der Stimme von anderer junger Aktivist*innen und Frauen liegt mir dabei besonders am Herzen.

Was bedeutet Klimagerechtigkeit für dich?

Klimagerechtigkeit bedeutet meiner Meinung nach, dass die Kosten der Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und der Anpassung fair auf der ganzen Welt verteilt werden müssen. Marginalisierte Teile aller Gesellschaften, die am wenigsten für Emissionen verantwortlich sind, leiden dennoch überproportional unter den Auswirkungen des Klimawandels. Klimagerechtigkeit bedeutet für mich, dass diesen Menschen am Rand der globalen Gesellschaft Unterstützung zuteilwerden muss. Neben finanzieller Unterstützung müssen diese Bevölkerungsgruppen in Entscheidungsprozesse einbezogen und ihre Stimmen gehört werden. Das Konzept der Klimagerechtigkeit ist nützlich, da es Umwelt- und sozial Gerechtigkeit vereint und gleichzeitig verdeutlicht, wie der Klimawandel mit Armut und grundlegenden Menschenrechten zusammenhängt. Eine saubere und sichere Umwelt ist ein grundlegendes Menschenrecht, also auch ein stabiles Klima.

Was erwartest du von der COP28?

Bei der COP28 erwarte ich eine robuste finanzielle Verpflichtung der Staaten dieser Welt zur Stärkung der Klimabildung von Jugendlichen und Frauen in Entwicklungsländern, um sie selbst zu befähigen, sich für Klimaschutz in ihren jeweiligen Kontexten einzusetzen. Dies sollte konkrete Initiativen und Ressourcen umfassen, die auch kleineren NGOs und Bewegungen wie EcoYouth Jordan leicht zugänglich sind. Außerdem sollte die entscheidende Frage der Ausgleichszahlungen für Klimafolgeschäden („Loss and Damage“) auf der COP28 einen großen Stellenwert bekommen. Es ist entscheidend, einen gerechten und schnellen Übergang zu einer emissionsneutralen, nachhaltigen Wirtschaft zu vollziehen. Basierend auf meinen Erfahrungen hier in Jordanien sollte auf der COP28 betont werden, wie wichtig es ist, hierbei die Lebensrealitäten der kleinen Arbeitnehmer*innen und Gemeinschaften nicht aus den Augen zu verlieren und eine Transformation für Alle möglichst gerecht auszugestalten. Staaten sollten ihre früheren Verpflichtungen erfüllen und die Parameter für eine neue Finanzvereinbarung festlegen, so dass die am stärksten gefährdeten Gemeinschaften profitieren, nicht Bürokratien oder korrupte Regierungen. Um effektive Programme zur Anpassung an den Klimawandel und zur Minderung von Emissionen umzusetzen, ist angemessene und zugängliche Finanzierung für die am wenigsten entwickelten Länder entscheidend. Meine Mitstreiterinnen und ich erwarten viel von der COP28. Hoffen wir, dass sie diese Erwartungen erfüllt und den Weg für radikale Maßnahmen gegen den Klimawandel ebnet, die wir auf dieser Erde so dringend benötigen.

 

Das Interview führte Ferdinand Girke

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