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Was ich von Kindern über das Leben lernte

Während meiner Zeit in Kambodscha habe ich mich täglich mehr in die bezaubernde Natur, die einzigartige Kultur und besonders die herzlichen Menschen verliebt. Neben meiner Tätigkeit beim Cooperation Committee for Cambodia (CCC) durfte ich einmal wöchentlich beim YMCA Cambodia mitwirken. Die Arbeit mit den Kindern dort hat mich besonders geprägt und beschäftigt mich auch noch nach meiner Rückkehr.

Von Alondra Meier am
Spiel: Wer weiß, welches Gemüse oder Obst gemeint ist?

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Ein Schritt aus der Stadt hinaus

Stell dir vor, dein Herz beginnt schneller zu schlagen, in einer Mischung aus Aufregung und Angst. Je weiter du dich vom Stadtzentrum entfernst, umso mehr verändert sich deine Umgebung. Du steigst aus deinem Tuk-Tuk und läufst entlang der Bahngleise zu einem Schild, auf dem „YMCA Youth Institute“ steht. Du beobachtest Kinder, die kreischend miteinander spielen und an bunten Eis-Lollis schlecken. Ihre Gesichter erstarren vor Überraschung, als sie dich sehen, selten begegnen sie in dieser Gegend Menschen aus anderen Ländern. Sie flüstern, kichern und rennen dann in ein kleines Gebäude gleich neben den Gleisen. Du ziehst deine Sandalen aus und betrittst den bunt dekorierten Klassenraum. Du atmest die schwere, feuchte Luft ein, sammelst deinen Mut und stellst dich vor die neugierig wartenden Kinder.

„Good morning“, sagst du lächelnd. Die Kinder stehen auf und grüßen dich auf Khmer. Als sie nicht sofort wieder Platz nehmen, merkst du, dass sie auf dein Zeichen warten. Du nickst ihnen zu und sie antworten im Chor: „Thank you, teacher.“ Dann setzen sie sich ruhig hin. Du schaust in ihre fragenden Gesichter. Du kannst an ihren Blicken erkennen, dass sie nicht recht verstehen, was diese fremde Person hier eigentlich will. Und trotzdem warten sie geduldig und mustern dich interessiert. In dir breitet sich ein warmes Gefühl aus. Du spürst plötzlich, dass etwas ganz Neues für dich beginnt und weißt, dass dich eine intensive, herausfordernde und sehr besondere Zeit erwartet.

Zweifel und Chaos: Gehöre ich hierhin?

So habe ich mich in den ersten zehn Minuten meines allerersten Morgens bei YMCA gefühlt. Auch wenn diese Anfangsszene nur einen kurzen Moment dauerte, kann ich heute sagen: Mein erster Eindruck hat nicht getäuscht. Meine Erwartungen wurden erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Und meine Zeit bei YMCA hat mich viel gelehrt. Besonders dankbar bin ich für die Erkenntnis, dass ich in Zukunft gerne mit Kindern arbeiten möchte. Das wollte ich eigentlich schon immer, aber die Zeit mit diesen höflichen, sensiblen und fröhlichen Jungen und Mädchen hat mich wirklich inspiriert und auf eine neue Weise berührt.

Bevor ich zu YMCA kam, war ich sehr unsicher, ob es mir als unausgebildeten, nur wenige Worte Khmer sprechenden jungen Freiwilligen überhaupt gelingen kann, Kindern etwas Englisch beizubringen. Das erste Mal vor der Klasse zu stehen, kostete mich viel Überwindung und war sehr aufregend für mich. Wenn ich heute an Zweifel wie diese denke, merke ich, wie sehr ich insgesamt durch die Erfahrung bei YMCA wachsen durfte.

Herausforderungen als Chance

Natürlich war nicht alles einfach. Gerade in den ersten Stunden gab es viele Herausforderungen. Manche Methoden, die ich mir mühsam überlegt hatte, funktionierten in der Praxis überhaupt nicht. Übungen, die für eine volle Stunde gedacht waren, waren nach 20 Minuten vorbei. In meiner Überforderung dann auch noch von den Kindern als „Teacher Hannah“ angesprochen zu werden, fühlte sich manchmal etwas falsch an. Ich bin doch gar kein Teacher!

Das größte Herausforderung war tatsächlich, dass meine Khmer-Kenntnisse nicht im Ansatz genügten, um mit den Kindern zu kommunizieren, und dass diese zum ersten Mal in Kontakt mit der englischen Sprache kamen. Dass es in so einem sensiblen Umfeld Zeit, Geduld und vor allem Optimismus braucht, um eine Fremdsprache zu vermitteln, realisierte ich sehr schnell. Aber genau dadurch konnte ich meine Methoden immer weiter optimieren.

Das Unmögliche wird möglich: Kommunikation ohne Worte

Was mich am meisten überrascht hat, ist, wie viel Kommunikation auch ohne eine gemeinsame Sprache möglich ist. Nach kurzer Zeit machte ich alle Übungen auf Englisch. Obwohl die Kinder vermutlich 98 Prozent der Wörter, die ich benutzte, nicht kannten, schienen sie mich zu verstehen. Viel passiert über Mimik, Körpersprache und Stimme. Nur sehr selten musste ich etwas doppelt erklären, sie begriffen fast immer, was ich von ihnen wollte.

Der Moment, in dem ich zum ersten Mal bemerkte, dass sie durch mich etwas Neues gelernt hatten, ist für mich unvergesslich. Mit meinen übertriebenen Gesten, Geräuschen und Grimassen hatte ich mich vielleicht etwas zum Clown gemacht, aber den Kindern etwas beigebracht zu haben, war für mich einer der schönsten Erfolge, den ich je hatte. Von allem Eines ist mir in den vergangenen Monaten klar geworden: Am Ende sind wir Menschen alle gleich und es gibt kaum etwas, das mehr erfüllt, als Freude und Liebe mit anderen zu teilen.

Die Kinder von YMCA erleben Dinge, die ich zum Glück nie erleben musste und nie erleben werde, daher auch nie ganz verstehen kann. Aber trotzdem ist es möglich, eine Verbindung aufzubauen, auch ohne eine gemeinsame Sprache. Gedanken und Gefühle brauchen keine Worte. Das weiß ich, weil ich mit den Kindern viele lustige und herzliche Momente erlebt habe. Ich bin unglaublich dankbar für meine Zeit bei YMCA. Und ich verlasse Kambodscha als ein anderer Mensch. 

Hannah Elisabeth Richter 

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